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“Compact” Vom Querfront-Magazin zum Sprachrohr der “Neuen Rechten”

Lügenpresse schreien die Rechtspopulist*innen und Rechtsextremen oft den Medien entgegen – vor allem dann, wenn die Medien nicht in ihrem Sinn berichten. Und so hat sich in den letzten Jahren rund um die AfD ein Netzwerk von „Alternativ-Medien“ entwickelt. „Compact“ gehört dazu.

 
(Quelle: KA)

 

 

Das Magazin positioniert sich gegen den Euro, in der Ukraine-Krise ergriff es Partei für Putin. Es enthält krude Theorien zum rechtsextremen NSU und zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York. Seit 2015 dominiert aber vor allem ein Thema das Heft: der Umgang mit Geflüchteten. Das 2010 gegründete Magazin hat sich mittlerweile zum Sprachrohr der sogenannten „Neuen Rechten“ entwickelt.  Das monatlich erscheinende Magazin hat eine Auflage von 80.000 Exemplaren. Autoren waren und sind neben dem Chefredakteur Jürgen Elsässer auch der Islamhasser Thilo Sarrazin, der vulgär hetzende Akif Pirinçci, Gesicht der “Identitären Bewegung” Martin Sellner und viele andere rechte AkteurInnen.

In der Selbstbezeichnung auf Compact.de wird behauptet, „wir“ würden uns „im Jahr XXI der Neuen Weltordnung“ befinden. „Ganz Europa ist von den Truppen des Imperiums besetzt … Ganz Europa? Nein! Eine von unbeugsamen Galliern gebildete Redaktion hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten.“ – ist klar, die Compact-Redaktion sind die tapferen Gallier im Kampf gegen das mächtige Römische Reich. Was doch recht übertrieben wirkt, passt dennoch ziemlich gut zur Selbstwahrnehmung von Compact und seiner Leserschaft. Schließlich sieht man sich hier als Gegenstimme zu den angeblich „gleichgeschalteten Medien“.

Die Printausgabe wie auch die online News-Seite will alle Menschen ansprechen, die ein Unbehagen mit den Zuständen umtreibt: alte linke Friedensaktivist*innen, Esoteriker*innen, fundamentale Christ*innen, Rechtsextreme, Euro-Skeptiker*innen, konservative Russlanddeutsche, Verschwörungstheoretiker*innen, Islamhasser*innen und ganz allgemein Unzufriedene, die gegen „die Eliten“ schimpfen. Sie alle verbindet eine Ablehnung gegen „die da oben“ in Politik, Wirtschaft und Medien. Compact hat eine Art Echokammer geschaffen, in der man durch eine abweichende „Mainstream-Meinung“ nicht mehr gestört wird. In dieser Nische erzeugt Compact maximale Aufmerksamkeit – mittlerweile gibt es sogar einen eigenen Nachrichten-Kanal auf Youtube. Oft wird Compact eine Finanzierung durch die russische Regierung unterstellt. Schließlich versucht der Kreml auch auf anderen Wegen mit seiner Desinformationsstrategie die deutsche Öffentlichkeit zu beeinflussen.

Das selbsternannte „scharfe Schwert gegen die Propaganda des Imperium“ ist in Wahrheit allerdings das Zentralorgan für Verschwörungstheorien und Speerspitze perfider Agitation gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und damit eben ein wichtiges Organ der AfD. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Chefredakteur Jürgen Elsässer regelmäßiger Gast bei der AfD ist, wie beispielsweise im Februar beim Politischen Aschermittwoch im sächsischen Pirna. Hier sprach er davon Angela Merkel und „ihre Kabale“ loszuwerden, „bis ins dritte und vierte Glied“, was ziemlich stark nach Säuberung klingt. Zwar ist Elsässer selbst kein Parteimitglied, dennoch kann man ihn im rechten Parteiflügel einordnen. So ist es auch wenig verwunderlich, dass sich Compact stets für Björn Höcke, dem Wissenschaftler*innen rechtsextremes und nationalsozialistisches Gedankengut nachsagen, stark macht. Derzeit verschenkt Compact das Höcke Buch „Nie zweimal in den selben Fluss“ wenn man ein Abo abschließt.

Jürgen Elsässer ist Chefredakteur. In den achtziger Jahren engagierte sich Jürgen Elsässer zuerst bei den Grünen, dann beim Kommunistischen Bund (KB). Schon damals habe er ein Talent zur Zuspitzung gehabt, sein Spitzname lautete „Der kleine Denker mit den großen Worten“, erinnert sich ein KB-Weggefährte. Elsässer suchte Streit innerhalb der Linken, er wollte eine Massenbewegung schaffen, eine Revolution starten. Populismus war schon damals sein Metier. Mit der Wiedervereinigung wurde er zum Mitbegründer der antideutschen Strömung innerhalb der radikalen Linken, sie richtete sich gegen den neu erwachten deutschen Nationalstolz. Anfang des Jahrtausends wurde Elsässer dann zum Querfrontler.

Doch mittlerweile ist zu beobachten, dass Compact zwar immer noch als Medium für krude Verschwörungsideologien dient, aber immer stärker auch die Stimme der sogenannten „Neuen Rechten“ ist. Compact veranstaltet regelmäßig Kongresse, auf denen sich AfDler, Aktivist*innen von Pegida und IBler “mit Neonazis vernetzen”.

Gemeinsam mit  dem einflussreichen Ideengeber der „Neuen Rechten“ Götz Kubitschek (Antaios Verlag und „Institut für Staatspolitik“) prägte er maßgeblich die rassistsiche Kampagneninitiative “Ein Prozent.” Auf der Leipziger Buchmesse am 18. März 2018 etwa saß Elsässer gemeinsam mit Kubitschek auf einer Bühne. Elsässer sagte damals wörtlich: „Aufgabe der oppositionellen Medien ist, zum Sturz des Regimes beizutragen – und da gehen wir Schulter an Schulter.“

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