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Weisse Wölfe und Weisse Wölfe Terrorcrew

Heute wurde die vor allem in Norddeutschland aktive Kameradschaft „Weisse Wölfe Terrorcrew“ (WWT) vom Bundesinnenminster Thomas de Maizière verboten. Sie entwickelte sich aus der Fanszene der Band „Weiße Wölfe“.

 
Videos, die Fans der Band "Weisse Wölfe" auf Youtube gestellt haben, lassen keinen Zweifel an ihrer Gesinnung zu. (Quelle: Screenshot Youtube, 16.03.2016)

Die „Weissen Wölfe“ sind eine NSHC-Band („National Socalist Hard Core), deren Mitglieder vermutlich aus dem Sauerland stammen. Im Sommer 2002 veröffentlichten sie ihr Debütalbum „Weisse Wut“ beim dänischen Label „Celtic Moon“. Die Songs rufen u.a. zu Gewalt gegenüber Migranten, Polizisten, Juden und politische Gegner auf, fordern „heiligen Rassenkrieg“ und besingen die Waffen-SS. Auf dem CD-Cover posieren fünf maskierte, mit Schusswaffen und Baseballschlägern bewaffnete Personen, die vor einer Fahne der verbotenen FAP posieren. Das Album ist inzwischen indiziert. Danach folgten 2003 „Jahrzehnte der Dekadenz“, 2005 „Ragnarök“ und 2007 „Soundtrack zur Revolution“. Auf der CD „Soundtrack zur Revolution“ (2007) posiert ein Vermummter mit Pistole. Dazu gibt es eine Reminiszenz an „Combat 18“, den militanten Arm des in Deutschland seit 2000 verbotenen „Blood & Honor“-Netzwerkes: „Combat 18 is our choice & music is our voice“. Das Album ist ebenfalls indiziert.

Im  Jahr 2008 gründeten Fans der Band die „Weisse Wölfe Terrorcrew“. Zur Gruppe gehörten laut Verfassungsschutz Rechtsextreme aus Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holsten, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Berlin. Besonders in Erscheinung trat die „Weisse Wölfe Terrorcrew“ in Hamburg und Umgebung – durch Straf- und Gewalttaten und Prügeleien mit der Polizei. Bereits 2009 gab es eine bundesweite Razzia gegen Mitglieder der „WWT“. Die Gruppe war zunächst subkulturell geprägt, politisierte sich allerdings, bis sie etwa 2012 gemeinsam mit NPD und Kameradschaften zu Demonstrationen in Hamburg aufrief. Bundesweit bildeten sich „WWT-Sektionen“, die vor allem durch Rechtsrock-Konzerte weitere Anhänger gewinnen wollten.

Im Oktober 2012 hatte der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof (GBA) ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung eingeleitet, das auch personelle Bezüge zur „WWT Sektion Hamburg“ aufwies. Den Beschuldigten wurde vorgeworfen, ein rechtsextremistisches „Werwolf-Kommando“ gegründet zu haben. Die Ermittlungen und auch folgende Razzien konnten den Verdacht aber nicht erhärten. Das Verfahren wurde im Oktober 2014 eingestellt.

Zuletzt ist es eher ruhiger geworden um die „Weisse Wölfe Terrorcrew“ – bis sie nun von Bundesinnenminister de Maizière verboten wurde.

Die Verbotsverfügung war um sechs Uhr zeitgleich an zwölf Mitglieder der WWT zugestellt worden. Darin hieß es, der Verein laufe „nach Zweck und Tätigkeit den Strafgesetzen zuwider“. An die Zustellungen schlossen sich Durchsuchungen zur Sicherstellung von Beweismitteln und in insgesamt zehn Bundesländern an, und zwar in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen sowie Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen. Betroffen waren 15 Objekte und 16 Personen. Das Vereinsvermögen wurde zugunsten des Bundes eingezogen. Bei einer Pressekonferenz sagte de Maizière zu dem Verbot des Vereins: „Dieser Verein ist eine Vereinigung von Neonazis, die offen und aggressiv Hetze betreiben gegen unseren Staat, gegen unsere Gesellschaft, gegen politisch Andersdenkende, gegen Migranten, auch gegen Polizisten”, sagte der Minister. „Dieser Verein bekennt sich offen zu den Werten des Nationalsozialismus und möchte eine Diktatur nach diesem Vorbild errichten. Dieses Ziel soll mit allen Mitteln durchgesetzt werden.” Der harte Kern der Gruppe umfasse 25 Personen, der Rädelsführer stamme aus Hamburg, so Thomas de Maizière.

 

Veröffentlicht am 18.05.2010, aktualisiert am 16.03.2016

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