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Ich möchte ein Konzert gegen Nazis organisieren. Wie geht das?

Diese Frage wird Robert Högel von der Jugendkampagne „Kein Bock Auf Nazis“ häufig von Initiativen gestellt. Hier ist seine Antwort.

 

Ein Konzert gegen Nazis ist immer eine gute Möglichkeit, Kulturarbeit, Spaß und Informationen zu bündeln. Fünf wichtige Ziele könnt ihr damit erreichen:

Menschen, die sich engagieren wollen, können sich hier treffen und vernetzen.
Es wird ein öffentlichkeitswirksames Zeichen gegen Nazis gesetzt.
Mit den Einnahmen können weitere Kampagnen gegen Neonazis und Rassisten finanziert werden.
Mit einem Konzert erreicht man viele Menschen, die man so für das Thema Rechtsextremismus sensibilisieren kann
Alle Menschen, die sich aktiv gegen rechtsextreme Ideologien stark machen können an diesem Abend in Ruhe feiern und niemand muss sich vor pöbelnden Neonazis fürchten, die es sonst bei jedem Diskobesuch zu sehen gibt.

Los geht?s!

Als erstes braucht Ihr ein festes Team und vor allem ein Konzept. Ein Konzert braucht längere Vorbereitungen und es gibt vieles, was Ihr organisieren müsst. Mindestens zwei Monate Vorlaufzeit solltet Ihr einplanen. Besser mehr. Tut euch zusammen und klärt, was Ihr euch genau vorstellt. Ihr solltet euch auf jeden Fall Hilfe bei jemandem holen, der schon öfter Konzerte organisiert hat. Oft können auch lokale Initiativen, Jugendzentren, Gewerkschaften oder Sozialarbeiter helfen.

Dann könnt Ihr mit der konkreten Planung starten. Dabei gilt: Lieber klein anfangen! Ihr müsst jetzt nicht die Toten Hosen oder Grönemeyer buchen, nur weil es ein „Konzert gegen Nazis“ ist. Ein kleines Festival mit 200 oder 400 Leuten ist ein super Start. Bei größeren Konzerten wird die Organisation viel schwieriger und das finanzielle Risiko steigt enorm. Am besten ist es lokale Bands anzufragen und eventuell noch eine größere Band als Hauptact zu buchen. Lieber eine ausverkaufte 300er-Halle, als einen halbvollen Klub, wo 1000 Gäste reinpassen.

Ihr seid nicht-kommerziell

Jetzt braucht ihr eine Halle und Sponsoren für Poster, Flyer und andere Werbung. Vergesst nicht, allen Beteiligten – auch den Bands – klarzumachen, dass ihr ein nicht-kommerzielles Benefiz-Konzert gegen Nazis macht. Ihr verdient nichts daran und erwartet auch vom Hallenvermieter und den anderen, dass sie im besten Fall nur ihre Unkosten berechnen oder noch besser: die Bands spielen umsonst und die Halle kriegt ihr auch gratis.

Und wenn Nazis kommen?

Überlegt euch VORHER, was ihr macht, falls Nazis vor der Halle auftauchen. Denn eins ist klar: Bei diesem Konzert haben Rassisten und Neonazis Hausverbot. Aber um das durchzusetzen müsst ihr sicher gehen, dass im Mietvertrag steht, dass ihr allein das Hausrecht habt. Dann dürft ihr jede Person der Halle verweisen, zur Not auch mit Unterstützung der Polizei. Schreibt einen großen Zettel, wo genau drauf steht, dass bei dem Konzert Neonazis und Rassisten keinen Zutritt haben. Hängt diesen Hinweis gut sichtbar am Eingang auf.

Redet schon ein bis zwei Wochen vorher mit lokalen Gruppen, die sich mit Neonazis in der Region auskennen. Oft kommen Rechtsextremisten zu solchen Konzerten und sind äußerlich nicht als solche zu erkennen. Daher müssen an der Tür zur Halle Leute stehen, die die Naziszene so gut kennen, dass sie die „Kameraden“ auch in normaler Kleidung erkennen und rausschmeißen können.

Falls nötig, redet vorher mit der Polizei. Sagt ihnen, dass ihr mit Nazis rechnet und dass ihr von eurem Hausrecht Gebrauch machen werdet. Ausreden wie „aber wenn die Rechten nicht gewalttätig werden, können wir nichts machen“, gelten nicht. Hausrecht ist Hausrecht!

Und jetzt Rock ’n‘ Roll

Am Abend des Konzerts müsst ihr gut organisiert sein und braucht viele helfende Hände. Kasse, Getränkeverkauf (von dem die Einnahmen natürlich alle an euch gehen müssen, nicht an den Clubbesitzer!), Einlass-Kontrolle und vieles mehr. Aber ihr werdet feststellen, dass der Aufwand sich lohnt. Und denkt daran nach dem Konzert die Gewinne an eine Kampagne gegen Nazis zu spenden. Viel Erfolg!

Diskutieren Sie mit!
| Rock gegen Rechts – wie organisiere ich ein Konzert?

Weblinks

| Webseite der Kampagne „Kein Bock Auf Nazis“

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2017-05-10-anetta-1

Erstmal vor den Füßen kehren üben, als direkt den Dreck der ganzen Stadt nehmen

Zu den wohl ansteckendsten Übeln dieser Welt gehört die schlechte Laune. Sie braucht eigentlich keine Anlässe, weil es immer Dinge gibt, die einen grummeln lassen oder schlimmeres. Schauen wir uns um: Unsere Welt ist voller Ereignisse, die schlechte Laune provozieren. Terror, Feindseligkeiten, himmelschreiende Ignoranz, Rassismus und allenthalben Leid und Unglück. Wenn es mir schlecht geht und ich in eine Stimmung gerate, in der mir angesichts all dessen die Welt hoffnungslos erscheint, dann schaue ich auf einen Brief, den ich mir selbst geschrieben habe. Darin steht an erster Stelle: "Bitte, mach keine Haufen aus ungelösten Problemen. Schichte sie nicht so hoch auf, dass sie wie ein unerklimmbares Gebirge erscheinen." Nun ist es das Wesen der schlechten Laune, dass sie unbeeindruckt bleibt von solchen Tricks. Also kommt der zweite Punkt: "Schau näher hin. Viel näher. Wenn man sich schwach fühlt und die Straße kehren will, dann ist es besser vor den Füßen zu fegen, als an den Dreck der ganzen Stadt zu denken. Das kannst du machen, wenn du ungefähr weißt, wie es geht."
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