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Gansel, Jürgen W.

Jürgen Gansel (Jg. 1974) war von 2004 bis 2014 NPD-Abgeordneter im Sächsischen Landtag, ab 2006 Mitglied des Bundesvorstands und gilt als einer der wenigen Theoretiker der Partei.

 

Die politische Karriere des gebürtigen Opladeners Jürgen W. Gansel begann 1993 bei der CDU und der Jungen Union. Er engagierte sich auch in der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO). Während des Studiums der Politikwissenschaften und der Mittleren und Neueren Geschichte in Gießen schloss er sich der Burschenschaft Dresdensia-Rugia an. 1998 trat er der NPD bei und übernahm schnell Spitzenämter. 2001 wurde Gansel hauptberuflicher Redakteur des NPD-Parteiblatts Deutsche Stimme. 2004 wurde er in den sächsischen Landtag gewählt. In der Partei bemüht er sich um eine Intellektualisierung, so verantwortete er die NPD-Handreichung „Argumente für Kandidaten & Funktionsträger“. Immer wieder betont Gansel, der seit 2006 auch im Parteipräsidium sitzt, in der Deutschen Stimme: „Die konsequente Verknüpfung der nationalen mit der sozialen Frage“ sei „der Schlüssel künftiger Erfolge“.

e als Cheftheoretiker pflegt der Vielschreiber Gansel gern. Auf den Abschluss seines Studiums verweist er oft „ und sucht im Sächsischen Landtag gezielt die Provokation. Er wusste, was er mit seiner Plenarrede am 21. Januar 2005 auslösen würde: „Die Behauptung, ein alleine durch Deutschland verschuldeter Krieg sei in Form des alliierten Bombenterrors auf das Land der Täter zurückgefallen („) ist infam, weil unwahr.“ Die Bombardierung Dresdens durch Alliierte Kampfflugzeuge nannte Gansel „Bombenholocaust“ „ dieses Wort sorgte für einen Eklat und bestimmte tagelang die öffentliche Diskussion.

Die NPD solle sich aber, das sagt auch Gansel, nicht allein um die vermeintliche Geschichtswahrheit kümmern. „Adolf Hitler und die NSDAP sind Vergangenheit, Hartz IV und Globalisierung, Verausländerung und EU-Fremdbestimmung aber bitterböse Gegenwart“, schrieb er 2006 in der Deutschen Stimme. „Insofern haben wir Nationalisten zwingend Gegenwartsthemen aufzugreifen.“ Wenig später gab er in der Parteizeitung gleich die Line vor: „Laden wir die soziale Frage weiterhin völkisch auf – ‚Wir Deutsche oder die Fremden‘, ‚Unser Deutschland oder das Ausland‘ „ und untermauern wir den Schlachtruf ‚Gegen Verausländerung, Europäische Union, und Globalisierung‘ noch stärker programmatisch, werden wir die etablierten Volksbetrüger schon bald das Fürchten lehren.“

 

Ergänzung 16.11.2018:

Ab Juni 2015 schrieb Gansel für die NPD-nahe „Bayern-Depeche“ flüchtlingsfeindliche Artikel. 2018 ist er dort nicht mehr als Redakteur aufgeführt. Er schreibt nun wieder für die „Deutsche Stimme“, aber ohne leitende Funktion.

 

Zum Thema

| Burschenschaften

Literatur

| Das Buchkapitel „Intellektuelle Aufrüstung“, in Neonazis in Nadelstreifen von Andrea Röpke/Andreas Speit (Berlin 2008)

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