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Bibliothek des Konservativismus

Die „Bibliothek des Konservativismus“ wurde 2012 in Berlin eröffnet und ist eine Anlaufstelle für Interessierte rechtskonservativer bis neurechter Literatur. In der Bibliothek lassen sich Werke moderner neurechter Autor_innen, wie des ehemaligen Journalisten der Jungen Freiheit und Begründer des „Institut für Staatspolitik“, Karlheinz Weißmann, sowie Literatur der Weimarer Antidemokraten wie Ernst Jünger, Carl Schmitt und Oswald Spengler, finden. Zugang zur Bibliothek erhält man erst nach einer Anmeldung.

 

Hinter der Bibliothek steht die „Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung“, dessen Vorsitzender seit 2007 Dieter Stein ist, der gleichzeitig als Chefredakteur der Jungen Freiheit tätig ist. Die Bibliothek besteht vor allem aus privaten Bücherspenden von Caspar Freiherr von Schrenck-Notzing, dem Gründer der Stiftung und Herausgeber der konservativen Zeitschrift „Criticón“. Auf der Webseite der Stiftung wird er dafür gelobt  „durch sein publizistisches Wirken und die Förderung von Talenten […] eine geistige Position [gestärkt zu haben], die der Kulturrevolution von 1968 widerstand“. Weitere Bücher stammen aus der Sammlung der Antiabtreibungs-Stiftung „Ja zum Leben“, zu dem es einen extra Bestand zum Thema „Lebensrecht“ gibt.

Die angebliche Kulturrevolution der 68iger ist ein zentrales Feindbild der Neuen Rechten, aus der sich der Antrieb einer „Konservativen Revolution“ entwickelt hat. Die Konservative Revolution ist ein von Armin Mohler, dem Privatsekretär Ernst Jüngers, geschaffenes politisches Ziel der neuen Rechten, bei dem es um die Erlangung kultureller Hegemonie durch die Wiederherstellung konservativer Werte geht. Politische Vorbilder hierfür sind die Weimarer Antidemokraten. Eine Gruppe national-konservativer Autoren in der Weimarer Republik, die sich gegen den Liberalismus und Parlamentarismus engagiert haben. Bekannte Autoren sind Carl Schmitt, Oswald Spengler, Ernst Jünger und Martin Heidegger. Einige von ihnen gelten als Wegbereiter der Nationalsozialisten und profitierten von der Zusammenarbeit mit ihnen. Als Beispiel kann man hier Martin Heidegger nennen, der bereits 1932 die NSDAP gewählt hatte und nach seiner Ernennung als Kanzler der Universität Freiburg im Jahr 1933 der Partei beitrat. Diese Zielsetzung findet sich auch in der Auswahl der zur Verfügung gestellten Literatur wieder.

In den Räumlichkeiten der Bibliothek finden Veranstaltungen und Vorträge statt. Inhaltlich geht es dabei um Antifeminismus (Antiabtreibung), Neoliberalismus (Soziale Kälte des Wohlfahrtsstaats) sowie Vorträge zu historischen Themen. Außerdem wirbt man für Studienprogramme in denen vor allem Schriften von Vordenkern der Neuen Rechten erarbeitet werden. Die behandelten Autoren sind Martin Heidegger, Carl Schmitt, Ernst Jünger, Donoso Cortes und Geroges Sorel.

Zusammen mit der Jungen Freiheit verleiht die Stiftung den Gerhard-Löwenthal-Preis, der vor allem an Personen aus dem neurechten Spektrum vergeben werden. Unter den Preisträgern befinden sich Ellen Kositza, Autorin in der Sezession und Frau von Götz Kubitschek, sowie verschiedene Autoren aus dem Umfeld der Jungen Freiheit.

Zudem werden im Rahmen der Bibliothek zwei Schriftenreihen herausgegeben. „ERTRÄGE“ widmet sich den Zusammenfassungen der Vorträge sowie wissenschaftlicher Arbeiten, die im Zusammenhang mit der Bibliothek entstanden sind. Inhaltliche geht es dort um die Aufbereitung der Schriften Weimarer Antidemokraten (Carl Schmitt, Ernst Jünger), sowie um moderne Konservative (Franz Josef Strauß, Armin Mohler und Konrad Adam). Die Zeitschrift wird von Autoren aus dem Umfeld der Jungen Freiheit verfasst (Karlheinz Weißmann, Nils Wegner). Bisher sind seit 2014 vier Bände erschienen.

Die zweite Zeitschrift „AGENDA“ ist ein zweimonatlich erscheinender Informationsbrief, in dem „Autorenporträts, Buchbesprechungen, Erinnerung an konservative Klassiker und vieles andere mehr einen Beitrag zur Fundierung und Konsolidierung konservativen Denkens leisten“ soll.  

 

Mehr:

| Neue Rechte

| Wo Ideen verbreitet werden: Vernetzungsstellen der „Neuen Rechten“

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