Am Donnerstag, den 5. August, ist es in Berlin und Brandenburg zu einer Amokfahrt eines mutmaßlichen Rechtsextremen gekommen. Ein 32-jährige Mann mit polnischer Staatsbürgerschaft soll mit seinem Transporter 13 Unfälle verursacht haben und immer wieder geflohen sein. Ein Mensch kam dabei zu Schaden: eine 53-jährige Fahrerin eines Kleinwagens wurde leicht verletzt.
Am frühen Donnerstagabend fuhr der Mann mit seinem Peugeot-Transporter auf der A100 offenbar mutwillig drei Autos an. Kurze Zeit später rammte er am Kurfürstendamm und in der Lewishamstraße, in der Sybelstraße, in der Georg-Wilhelm-Straße, in der Heilbronner Straße, in der Brandenburgischen Straße sowie in der Auguste-Viktoria-Straße weitere Autos. Er überfuhr dabei immer wieder rote Ampeln, wie die Polizei bekannt gab.
Ein Zeuge folgte dem wild gewordenen Fahrer seit der A100 und gab dessen Standort immer wieder an die Polizei weiter, die ihn schließlich auf dem Autobahnrastplatz Fläming-West (Potsdam-Mittelmark) stellen konnte.
Der Rechtsterrorist Breivik als Vorbild
Bei seiner Festnahme sagt der Mann den Beamt:innen, dass der Norweger Breivik sein Vorbild sei. Er selbst bezeichnet sich als „Tempelritter“ – und er würde durch seine Taten jetzt berühmt werden, so gibt die BZ die Aussagen des Fahrers wieder. Laut Polizeiangaben würde nun ein politisches Motiv des Fahrers geprüft.
Am 22. Juli 2011 zündete der damals 32-jährige Anders Behring Breivik in Norwegen zunächst eine Autobombe im Osloer Regierungsviertel und fuhr dann auf die Insel Utoya, auf der ein sozialdemokratisches Jugend-Ferienlager stattfand. Dort schoß er in die Menge der Jugendlichen. Ein regelrechtes Blutbad folgte, die Mehrheit der Todesopfer waren 18 Jahre alt oder jünger. Insgesamt 77 Menschen verlorenan diesem Tag ihr Leben. In einem Manifest versuchte der Täter, seine nationalistische und menschenfeindliche Ideologie zu begründen.
Seit jener Tat gilt Breivik als Vorbild und Held im rechtsterroristischen Terrormilieu. Jenes Massaker von Utoya war der Beginn einer inzwischen erschreckend langen Reihe von rechtsterroristischen Schießereien und Attacken weltweit. Auf einem Wikipedia nachempfundenen Szene-Wiki gibt es einen Highscore der „erfolgreichsten“ rassistischen und antisemitischen Mörder. Breivik rangiert hier weit oben auf der Liste. Seine „Fans“ wollen ihm nacheifern und versuchen, durch Gewalttaten und Blutbäder Bekanntheit zu gelangen.
Besondere Verehrung findet der Massenmörder Breivik im digitalen Raum durch junge, internetaffine Männer, die sich auf Imageboards und Gaming-Plattformen radikalisieren. Sie sind in ihrem Hass auf Frauen, muslimfeindlichen Rassismus, Antisemitismus, NS-Verehrung und Nihilismus vereint, wobei hier nicht selten psychische Störungen ebenfalls eine Rolle spielen.
Der Festgenommene wurde nach Angaben der Polizei einem Fachkommissariat des polizeilichen Staatsschutzes des Landeskriminalamtes übergeben. Der Unfallfahrer konnte der Polizei zufolge keinen gültigen Führerschein vorlegen. Der Mann gab laut Welt an, dass er Kokain, Amphetamine und Marihuana konsumiert habe.