Die tägliche Presseschau von Netz-gegen-Nazis.de
Vier Monate nach dem Mord an einem 55-jährigen Mann in Templin (Uckermark) ist Anklage wegen Mord gegen zwei junge Männer aus der rechtsextremen Szene erhoben worden. Den in Untersuchungshaft sitzenden 19- und 22-Jährigen werde vorgeworfen, ihr Opfer aus niedrigen Beweggründen unter anderem durch massive Gewalteinwirkung gegen den Kopf getötet zu haben, berichten die Welt und der Tagesspiegel.
Rechtsextremismus ist ein Massen-Problem in Deutschland: Rund ein Viertel aller Deutschen ist ausländerfeindlich, im Süden leben die meisten Antisemiten und im Osten stimmen in Bundesländer wie Sachsen-Anhalt fast 40 Prozent der Menschen fremdenfeindlichen Aussagen zu – soviel wie noch nie zuvor. Mehr zu der gestern vorgestellten Studie der Uni Leipzig im Zoomer, in der Frankfurter Rundschau, der taz, der Mitteldeutschen Zeitung und in der Zeit.
Es ist keine zwei Wochen her, dass sich im nordböhmischen Litvinov 600 Rechtsextreme Straßenschlachten mit der Polizei lieferten. Ein wütender Mob hatte versucht, bewaffnet in einen auch von Roma bewohnten Vorort zu gelangen. Besonders erschreckend: Die Neonazis wurden von zahlreichen Anwohnern unterstützt. Kein Zufall, wie ein Besuch vom Deutschlandfunk in Litvinov zeigt.
Nachdem Rainer Link sich als Holocaustleugner gezeigt hat, wissen die Bewohner von Zossen plötzlich, wen sie da in ihrer Mitte haben, berichtet die Märkische Allgemeine Zeitung. Link ist neben Gerd Walther bereits der zweite prominente Neonazi in Zossen.
Die Vergangenheit hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Hamburg eingeholt: Auf der Landesvertreterversammlung ist es zu einer heftigen Debatte über den Umgang der GEW mit einem ihrer Häuser. Das hatte der nationalsozialistische Lehrerbund 1935 einem jüdischen Besitzer abgekauft ? für einen Spottpreis. In der GEW gibt es seit Jahren einen bizarren Streit darüber, ob der Kauf des Gebäudes als „Unrecht“ zu bezeichnen ist, berichtet das Hamburger Abendblatt.
Gegenaktivitäten
Die rechtsextreme NPD muss bei ihren geplanten Aufzügen in Berlin Anfang Dezember mit massiven Gegendemonstrationen rechnen. Verschiedene Organisationen kündigten Protestaktionen an, berichtet die Berliner Morgenpost.
Der Streit um das „Landhaus Gerhus“ geht in die nächste Runde. Neonazianwalt Rieger hat seinen Kaufvertrag zurückgezogen und hofft auf die Zwangsversteigerung, berichtet die taz.
Der Betreiber des Geschäftes „Waffen-Army-Shoes“ in Chemnitz, in dem auch Thor-Steinar verkauft wird, hat Dienstaufsichtsbeschwerde gegen zwei Amtsinhaber eingereicht, berichtet die Sächsische Zeitung. Der Grund: Vor seinem Laden stand plötzlich ein Container mit der Aufschrift „Mitte gegen Rechts Chemnitz“.