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AfD Landtagsabgeordneter verhöhnt die Opfer des NSU

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Stefan Räpple (links) mit Parteifreund Wolfgang Gedeon

Schon mehrmals in seiner Karriere als Landtagsabgeordneter – nach eigenen Angaben brach er ein Lehramtsstudium ab und ließ sich danach zum „Hypnoanalytiker“ ausbilden – schaffte es Räpple im Niveau-Limbo bis ganz weit unten. Zuletzt machten er und sein Parteifreund Wolfgang Gedeon Schlagzeilen. Beide wurden am selben Tag zu unterschiedlichen Anlässen mit Hilfe von Polizeibeamten aus dem Plenarsaal des Stuttgarter Landtages verwiesen. Räpple hatte im Dezember 2018 zunächst die SPD als „rote Terroristen“ bezeichnet, wofür er einen Ordnungsruf kassierte. Daraufhin hatte FDP-Fraktionschef Hans-Ullrich Rülke Räpple scharf kritisiert und gesagt die „geistigen Vorläufer von Leuten wie Herrn Räpple“ seien „im Stechschritt durch das Brandenburger Tor marschiert“. Räpple hörte danach offenbar nicht mehr auf zu schreien, bis ihn Landtagspräsidentin Mutherem Aras (Grüne) des Saals verwies. Räpple weigerte sich und verließ erst mit Polizeibegleitung das Plenum. In der danach fortgesetzten Sitzung ließ Gedeon die Präsidentin wissen, dass sie ein Parlament in „Anatolien“ führen könne, aber keines in Deutschland. Auch er wurde von der Sitzung ausgeschlossen, weigerte sich zu gehen und verließ erst den Raum, als die Polizei dazu gebeten wurde. Kurz danach wurde bekannt, dass ein Parteiausschlussverfahren gegen Räpple in die Wege geleitet wurde. Ein Ergebnis dazu gibt es bisher offenbar nicht.

Schlägerei im Parlament?

Aber auch noch früher viel Räpple auf. Im bayrischen Wahlkampf 2016 hatte er sich beklagt, dass es heute „nicht mal mehr möglich [sei] zu fragen, ob sechs Millionen Juden in den KZ umgekommen sind oder ob es nicht vielleicht doch nur viereinhalb Millionen waren“.

Nachdem Räpple während einer Landtagssitzung die Abgeordneten von CDU, SPD, Grünen und FDP als „Volksverräter“ bezeichnet hatte, soll es sogar zu Handgreiflichkeiten zwischen Räpple und dem AfD-Abgeordneten Stefan Herre gekommen sein. Später wurde der Vorgang in einer Pressemitteilung dementiert: „In Umlauf gebrachte Gerüchte, es sei zu einer tätlichen Auseinandersetzung gekommen, haben sich nicht bestätigt.“

Im Rahmen der Auseinandersetzungen um den mittlerweile fraktionslosen AfD-Abgeordneten Wolfgang Gedeon – er hatte zum Beispiel Holocaustleugner als „Dissidenten“ bezeichnet oder Juden und Jüdinnen als „inneren Feind des Abendlandes“ – suchte die Partei nach eine*r Gutachter*in, um Gedeon Antisemitismus nachzuweisen. Laut Informationen der neurechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“, soll Räpple Gerhard Menuhin vorgeschlagen haben. Menuhin bezeichnet den Holocaust als „die größte Lüge der Geschichte“.

Die „NSU-Lüge“

Aktuell scheint Räpple zu glauben, einer weiteren „Lüge“ auf der Spur zu sein. Nachdem ein Gedenkbaum für ein Opfer der rechtsextremen Terrororganisation NSU in Zwickau abgesägt worden war, hatte sich die Stadt – nach Druck von Opfervertreter*innen – entschlossen, einen Gedenkort mit zehn Bäumen für alle zehn Opfer zu schaffen, der am 04.11. eingeweiht wurde. Unumstritten ist der Gedenkort dabei tatsächlich nicht: Einige der Namen von Opfern sind offenbar falsch geschrieben, die Initiative „Tribunal NSU-Komplex auflösen“ hatte kritisiert, dass Angehörige von Opfern und Überlebende der Taten nicht zur Zeremonie eingeladen wurden. Trotzdem ist nach jahrelanger Überzeugungsarbeit von Opferanwält*innen und Initiativen immerhin ein Gedenkort entstanden. Zur Eröffnung erschien auch Bundeskanzlerin Merkel. Einige wenige Rechtsaußen-Aktivist*innen versuchten die Zeremonie zu stören. Darunter offenbar auch Stefan Räpple. Auf seiner Facebookseite findet sich ein Video, in dem er bei der Veranstaltung von Benjamin Przybylla interviewt wird, aktuell Vorsitzender der Kleinstpartei „Aufbruch deutscher Patrioten“. Das ewiggleiche „Merkel muss weg“-Geschreie scheint Räpple allerdings nicht zu reichen.

Screenshot von Stefan Räpples Facebookseite

Denn in der Welt von Stefan Räpple scheint der NSU nicht existiert zu haben. Die Gedenkveranstaltung diene nur dazu den „Fake-NSU-Blödsinn“ in die „Gehirne des gebeutelten und geschröpften Volkes wieder und wieder“ hineinzuhämmern, so der Landtagsabgeordnete via Facebook. Eine neue Interpretation der „Schuldkult“-Erzählung, nach der Deutsche die eigentlichen Opfer des Nationalsozialismus seien, weil auch noch Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg an den Holocaust erinnert werde und so eine „Kollektivschuld“ geschaffen werde. So ähnlich versteht Räpple offenbar auch das Gedenken rund um den NSU. Opfer und Angehörige kommen in dieser Erzählung nicht vor. Und natürlich auch kein rechtsextremer Terror, begangen von selbsternannten „Patrioten“.

 

Screenshot von Stefan Räpples Facebookseite

Damit ist aber noch nicht Schluss bei Stefan Räpple. Gleich im nächsten Post erkennt er Ähnlichkeiten zwischen Angela Merkel und Hitler und spricht hier dann auch tatsächlich vom „Schuldkult“. Im gleichen Atemzug macht er sich dann auch noch über Merkels Gesundheitszustand lustig und bezeichnet die Bundesregierung als „Regime“.

Solche Beiträge zeigen die Einstellungen und das Menschenbild von Räpple wie unter einem Brennglas: Menschenverachtung, Hohn und Spott, Täter-Opfer-Umkehr und Hemmungslosigkeit – ein ganz normaler Landtagsabgeordneter der AfD.

Bild oben: Wikimedia / Leon Wallis / CC BY-SA 4.0
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