Kommunale Verankerung ist für Michael Andrejewski nicht bloß eine parteipolitische Direktive. Seit Jahren kümmert sich der gebürtige Baden-Badener in seiner Wahlheimat Anklam (Vorpommern) um die Probleme der Menschen und Belange der Gemeinden. Einmal im Monat bietet der Jurist eine Hartz-IV-Sprechstunde an. „Lebenshilfe“ will er nach eigenen Angaben leisten, doch das geschieht nicht allein aus Sorge um den einzelnen Menschen. Denn so erklärtet er: Sein „politisches Hauptziel ist es, durch andauernde kommunale Arbeit eine solide Basis für eine nationale Alternative zu schaffen, die einst das herrschende Parteiensystems ablösen soll“.
Die Bemühungen schlugen sich schon 2004 in Wahlzuspruch nieder. Im Juni des Jahres zog er ? gerade ein Jahr, nachdem er in die vorpommersche Provinz umgezogen war ? mit acht Prozent in den Stadtrat von Anklam ein, das landesweit beste NPD-Ergebnis bei jenen Kommunalwahlen. Daneben sitzt er im Kreistag von Ostvorpommern. Bei der Bundestagswahl 2005 erhielt er 10,3 Prozent. Einige Stadtverordnete in Anklam bescheinigen ihm „eine gewisse Kompetenz“. Aus der CDU heißt es gar: Er habe eine „formale, wie inhaltliche Qualität“.
Zuvor war Andrejewski jahrelang in Westdeutschland politisch aktiv gewesen. Anfang der achtziger Jahre gründete er die NPD-nahe Hamburger Liste Ausländerstopp mit. 1989 amtierte er als Sprecher der DVU-Hochschulgruppe in der Hansestadt. Kurz nach der Wende dann wurde Andrejewski im Osten aktiv: Im August 1992 attackierten hunderte Menschen mehrere Tage lang die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber in Rostock-Lichtenhagen. Brandsätze flogen. Im Vorfeld wurden fast 100.000 Flugblätter verteilt, in denen unter der Überschrift „Widerstand gegen die Ausländerflut“ gegen „Einwanderer“ gehetzt wurde. Herausgeber war eine ?Aktion Rostock bleibt Deutsch“, verantwortlich dafür: Andrejewski. Im „Deutschland Radio“ erklärte er 2007: „Da wird kein Bezug genommen auf dieses Asylbewerberheim“ und „es wird überhaupt nicht zur Gewalt aufgerufen“.
Seine geplante Kandidatur zur Landratswahl in Ostvorpommern im Mai 2008 wurde vom Landeswahlausschuss wegen Zweifeln an Andrejewskis Verfassungstreue abgelehnt. Da Landräte im Mecklenburg-Vorpommern „Beamte auf Zeit“ werden, war diese Ablehnung juristisch möglich.
Im Landtag bemüht sich Andrejewski, soziale Themenfelder medienwirksam im Plenarsaal zu besetzten ? ganz auf Partei- und Fraktionslinie. Er selbst sagte einmal der taz: Der „Landtagszirkus“ sei für ihn Nebensache. Seine Wähler interessiere das ohnehin kaum, „die sind zufrieden, wenn wir denen in Schwerin ordentlich die Meinung geigen“.
In seinem Wahlkreis beschäftigt Andrejewski den Stralsunder NPD-Kader Dirk Arendt und den wegen Körperverletzung verurteilten „Kameradschafts“-Aktivisten Alexander Wendt
Zum Thema
| Glatzenbrot und Lebensrunen. Wie die NPD sich in Vorpommern verwurzelt. Von Toralf Staud
Weblinks
| Vom „Brandstifter“ zum Abgeordneten. Ein Radio-Porträt von Thilo Schmidt
Ergänzung 12.11.2018
Als Strafverteidiger vertritt Andrejewski andere Rechtsextreme und Neonazis bei Gerichtsverfahren, außerdem betreibt er in Anklam eine Anwaltskanzlei. Andrejewski war zusammen mit Peter Richter einer der NPD-Anwälte im NPD-Verbotsverfahren 2016 vor dem Bundesverfassungsgericht. Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2016 verpasste Andrejewski mit der NPD einen weiteren Einzug in das Landesparlament.