Begründet wurde diese „Tradition“ des „Al-Quds-Tages“ nach der Machtübernahme im Iran 1979 durch den „Revolutionsführer“ Ayatollah Khomeini. Bereits seit 1996 findet die Demonstration für die Befreiung Al Quds, auf deutsch Jerusalem, auch in der bundesdeutschen Hauptstadt statt. Neben radikal-islamistischen Organisationen mobilisieren auch Teile der neonazistischen Kameradschaftsszene und einige antizionistische Linksextremisten zu dieser antisemitischen und antiisraelischen Demonstration. Die Veranstalter erwarten 1.000 Teilnehmer.
Nachdem es im Vorjahr erstmals keine organisierte Gegenwehr gegen den Aufzug der Extremisten gab, startete im Jahr 2008 die Abgeordnete der Linkspartei im Berliner Abgeordnetenhaus, Evrim Helin Baba, kurzfristig eine Initiative um Protest gegen den „Al-Quds-Tag“ zu mobilisieren. Obwohl die Vorbereitungszeit nur sehr kurz war, kam doch eine stattliche Zahl an Unterstützer*innen ihrer Initiative zusammen. Abgeordnete aller im Abgeordnetenhaus vertretener Parteien, Bundestagsabgeordnete von SPD, CDU, Linkspartei, Gliederungen wie die Jusos Berlin, antifaschistische Gruppen aus der Hauptstadt und zahlreiche deutsch-israelische und jüdische Organisationen rufen zusammen mit Menschenrechtsgruppen, christlichen Pfarrern, iranischen Exilgruppen und Einzelpersonen zum öffentlichen Protest gegen die Demonstration der Extremisten auf. Bei dieser Kundgebung wird mit etwa 200 Gegendemonstranten gerechnet.
Erfreulich ist, dass sich erstmals auch der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) mit seinem Landesverband Berlin-Brandenburg am Widerstand gegen den „Al-Quds-Tag“ beteiligt, ist doch der aktive Widerstand gegen islamfaschistische Bestrebungen und die Solidarität mit Israel im ureigensten Interesse jedes Demokraten und insbesondere auch der schwullesbischen Community.
Protest gegen den Al Quds-Tag
Volker Beck, der seinerzeitige Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Bundestag, forderte explizit die muslimischen Verbände zur Teilnahme an der Protestkundgebung auf: „Wir haben vergangene Woche in Köln unsere Solidarität mit den Rechten der Muslime in Deutschland zum Ausdruck gebracht“, nun sei die „Solidarität und der demokratische Standpunkt“ der muslimischen Organisationen gefragt. Sie sollten die Chance nutzen und sich eindeutig gegen die antisemitische und antiisraelische Demonstration wenden. Aber nur etwa 100 Gegendemonstranten kamen. Ihr Aufruf lautete wie folgt:
„Zusammen gegen den Al-Quds-Tag – Gegen antisemitische und antiisraelische Hetze“
Seit 1979 rufen islamistische Organisationen jedes Jahr zum Ende des Fastenmonats Ramadan weltweit zu Al Quds – Aktivitäten auf. Dabei beziehen sich die VeranstalterInnen auf den Aufruf des damaligen iranischen Revolutionsführers Ajatollah Khomeini, der seine Anhänger zur „Befreiung“ Jerusalems und zur Vernichtung Israels aufforderte. Dieser Tradition folgend wütet der derzeitige iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad seit Jahren gegen das Existenzrecht Israels. Gleichzeitig unterstützt das Mullah-Regime mit finanziellen und materiellen Mitteln Aktivitäten radikaler, antisemitisch ausgerichteter Organisationen gegen Israel und seine Verbündeten.
In Berlin wird für den 27. September 2008, wie fast jedes Jahr seit 1996, zu einer Al Quds-Demonstration mobilisiert. Die Zielsetzung ist dabei klar: „Zerstörung des zionistischen Staates“. Dabei legen die Organisatoren besonderen Wert auf die Instrumentalisierung des Israel-Palästina-Konfliktes, um die antiisraelische, antisemitistische und antiamerikanische Ausrichtung zu kaschieren.
Trotz unterschiedlicher Meinung zu den Konflikten im Nahen Osten rufen die Organisatoren und Unterstützer*innen zu einer Gegenkundgebung auf. Diese richten sich gegen:
* die Delegitimierung des Staates Israels
* antisemitische, antiisraelische und antiamerikanische Hetze
* gegen jegliche Menschenrechtsverletzungen durch das iranische Regime
* Diskriminierungen und Kriminalisierungen von muslimischen Menschen und anderen MigrantInnen
* die Verwendung von Religionen zur Mobilisierung, als Rechtfertigung und zur Ausübung von Gewalt und Krieg
* jede Art des Fundamentalismus
* jeden Versuch den Holocaust zu leugnen oder zu relativieren.
Zeigt mit uns Euren Protest gegen den internationalen Al-Quds-Tag am 27. September 2008 ab 13.00 Uhr auf dem Berliner Breitscheidplatz.
Wer die Vernichtung Israels fordert, kann nicht für Frieden eintreten!
Von Jörg Fischer-Aharon
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).