Von „ju:an«-Praxisstelle antisemitismus- und rassismuskritische Jugendarbeit“
„Und was machen wir nun?“ Eine Frage, die sich nach den Bundestagswahlen all die Menschen in der Bundesrepublik stellen, die vorbehaltlos fu?r eine pluralistische Zivilgesellschaft eintreten und sich gegen Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus engagieren. Was ist mit den Themen Gleichwertigkeit unabha?ngig von Herkunft, Aufenthaltsstatus, Glaube und Geschlecht, was ist mit der Forderung einer uneingeschra?nkten gesellschaftlichen Teilhabe fu?r alle – wird all dies nun unter den Teppich gekehrt? Eine Sorge, die dieser Tage besonders Jugendliche und junge Menschen bescha?ftigt. Denn, schließlich ist es ihre Zukunft, die von den politischen Entscheidungen der Gegenwart mitgestaltet wird.
Menschenverachtende Ressentiments waren und sind auch ohne die aktuellen rechtspopulistischen Parteiprogramme in der Gesellschaft virulent. Schwarze Jugendliche, Ju?dische Jugendliche, und_oder Jugendliche of Colour waren bereits vor der Bundestagswahl von antisemitischer und rassistischer Gewalt betroffen. Sie werden es fortan noch mehr sein. Deshalb gilt: Heute mehr denn je brauchen wir Jugend(sozial-)arbeiter_innen, die uneingeschra?nkt und jederzeit eine diskriminierungskritische, diversita?tssensible und empowernde Haltung an den Tag legen! Heute mehr denn je bedarf es Multiplikator_innen der Jugend(sozial)arbeit und der Jugendhilfe, die den Sorgen und Bedarfen der Jugendlichen ein offenes Ohr schenken.
Die „ju:an«-Praxisstelle antisemitismus- und rassismuskritische Jugendarbeit“ der Amadeu Antonio Stiftung engagiert sich bereits seit vielen Jahren dafu?r, die Be- und Aufarbeitung von menschenfeindlichen Ideologien, insbesondere von Antisemitismus und Rassismus, als Querschnittsthemen in der Kinder- und Jugendarbeit zu verankern. Ausgehend von der jahrelang gesammelten Expertise und den Erfahrungen der »ju:an«- Praxisstelle mo?chte die Stiftung alle pa?dagogischen Fachkra?fte und Multiplikator_innen ermutigen, jetzt erst recht klare Haltung gegen Antisemitismus und Rassismus zu zeigen und betroffene Jugendliche zu sta?rken.
Das bedeutet:
Jugendlichen die Mo?glichkeit bieten, die letzten Bundestagswahlen und ihre Bedeutung fu?r ihre Lebensrealita?ten gemeinsam zu besprechen und zusammen Ideen zu spinnen, was im Jugendtreff gegen Rechtspopulismus gemacht werden kann. Fragen und Themen, die Jugendliche bescha?ftigen aufgreifen und gemeinsam mit ihnen eigene Antworten auf diese finden. Dabei auch immer wieder die Frage stellen, in was fu?r einer Gesellschaft wir eigentlich leben wollen. Rechtspopulistische, rassistische und_oder antisemitische ‚Begru?ndungen’ fu?r bestehende soziale Ungleichheit, die auch viele Jugendliche betrifft, nicht unkommentiert stehen lassen, sondern ihre Komplexita?t verdeutlichen und Erkla?rungen dafu?r aufzeigen. Nicht wegho?ren bei antisemitischen und rassistischen Spru?chen im Jugendtreff, sondern konsequent thematisieren und deutlich Stellung beziehen gegen alle Formen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Antisemitismus- und Rassismuserfahrungen von ju?dischen, Schwarzen und_oder Jugendlichen of Colour ernst nehmen und die Jugendlichen unterstu?tzen und sta?rken. Regelma?ßig Empowerment-Workshops mit erfahrenen Empowerment-Trainer_innen fu?r Jugendliche organisieren, die von Antisemitismus und_oder Rassismus betroffen sind. Willkommensstrukturen weiter ausbauen. Das bedeutet die Jugendclubs fu?r geflu?chtete Jugendliche langfristig o?ffnen, geflu?chtete Jugendliche im Stadtteil proaktiv ansprechen und in die Gestaltung der Einrichtungsangebote einbinden. Sich in politischen Gremien beharrlich fu?r eine diskriminierungskritische und diversita?tsbewusste Jugendarbeit stark machen. Die Bearbeitung von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit als Qualita?tskriterium der Offenen Kinder- und Jugendarbeit anerkennen, dies im Leitbild verankern und gegenu?ber Außenstehenden kommunizieren. Antisemitismus und Rassismus ko?nnen wir nicht allein beka?mpfen. Daher gilt es, unsere bestehenden Netzwerke mit anderen Fachkra?ften der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zu sta?rken und neue Vernetzungen einzugehen. Und schließlich: ein Denken in Utopien nicht vergessen! Antisemitismus, Rassismus und anderen Formen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ko?nnen wir nur dann nachhaltig entgegenwirken, wenn wir kurzfristige Interventionen gegen diskriminierende Vorkommnisse in Ra?umen der Jugendarbeit mit langfristigen Pra?ventionsmaßnahmen verbinden.
Fu?r die Arbeit gegen Antisemitismus und Rassismus brauchen wir also alle einen langen Atem, Mut, viele Verbu?ndete und nicht zuletzt empowerte Jugendliche. Jetzt erst Recht! Lasst uns solidarisieren, gemeinsam agieren, beharrlich an den Themen dranbleiben und Betroffene sta?rken. Lasst uns gemeinsam Vorstellungen entwerfen fu?r eine diskriminierungsfreie Gesellschaft. Lasst uns Heute eine Jugendarbeit ermo?glichen, in der alle uneingeschra?nkt gesehen, geho?rt, anerkannt, wertgescha?tzt und respektiert werden!
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