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Auf der Frankfurter Buchmesse 2018 Ares Verlag und Leopold Stocker Verlag

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Website des Ares Verlages.

Diese beiden Verlage können nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Der „Leopold Stocker Verlag“ wurde 1917 als „Heimatverlag Leopold Stocker“ gegründet und begann seine verlegerische Tätigkeit mit landwirtschaftlicher Fachliteratur und politisierenden Schriften zur Frage der Kriegsfolgen für Österreich. Der Gründer, Leopold Stocker, war überzeugter Antisemit und deutschnational gesinnt, was sich sehr bald im Programm seines Verlages niederschlug – u. a. verlegte er den fanatischen Antisemiten Karl Paumgarrten. Seine Bücher verstand er als Beitrag, „das deutsche Volk von seinem Krebsschaden [den Juden] zu befreien“. Nach dem Anschluss 1938 war er begeisterter Anhänger der Nazis und an der Arisierung des Buchhandels beteiligt. Mit dem Ende der NS-Herrschaft kam es zu einer inhaltlichen Mäßigung und einer Konzentration auf die ursprünglichen Themengebiete Landwirtschaft und Heimatkultur, jedoch wurden in den folgenden Jahrzehnten, unter der Leitung der Tochter des Gründers Ilse Dvorak-Stocker, weiterhin auch politisch (weit) rechts stehende Schriften verlegt. Darunter finden sich u. a. auch – unter neuem Namen – nationalsozialistische Bekenntnisromane und 1987 ein Buch des berüchtigten Holocaustleugners David Irving (Rudolf Hess. Ein gescheiterter Friedensbote? Die Wahrheit über die unbekannten Jahre 1941-1945) (vgl erinnern.atdoew.at).

Um dem Vorwurf der „Berührungspunkte zum Rechtsextremismus“ (vgl. DÖW) weniger Angriffsfläche zu bieten und so den Umsatz des Verlags nicht zu gefährden, wurde das politisch einschlägige Programm 2004 in den zu diesem Zweck neugegründeten „Ares Verlag“ausgelagert. Nach einer darauffolgenden Neukonsolidierung 2005, bei der auch die Zeitschriftensparte ausgegliedert wurde, verlegt der Leopold Stocker Verlag heute hauptsächlich Bücher zu den unverfänglichen Themen Österreichkunde, Landwirtschaft, Jagdwesen, Natur, Kochen, Handarbeit, Imkerei u. ä. Betrachtet man das Angebot aber etwas genauer, wird stellenweise das völkisch-deutschtümelnde Weltbild dahinter erkennbar, wenn in den Beschreibungen zu den Büchern oder in deren Titeln beispielsweise von „unserer tausendjährigen Bauernkultur“ die Rede ist oder Südtirol als das „Opfer für das westliche Bündnis“ bezeichnet wird.

Der allergrößte Teil der rechtsaußen bis rechtsextremen Literatur wird heute vom Tochterunternehmen „Ares Verlag“ verlegt. Mit seiner Gründung 2004 übernahm er die Publikation der 1958 gegründeten Vierteljahresschrift „Neue Ordnung“, die das Mutterunternehmen seit 1999 herausgegeben hatte. Dieses Blatt verstand sich ursprünglich als deutschnational-rechtskonservativ, nahm seit den späten 1990er Jahren eine Brückenbauerfunktion zum rechtsextremen Milieu Österreichs an und erfuhr seit 2004/2005 durch die Mitarbeit rechtsextremer Autoren eine weitere Radikalisierung. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) stuft diese Zeitschrift daher seit 2005 als „dem rechtsextremen Spektrum zugehörig“ ein, da dort u. a. die ideologischen Grundlagen des Faschismus verharmlost bzw. verherrlicht, rassistische und antisemitische Ressentiments propagiert und das österreichische Verbotsgesetz abgelehnt werden (vgl. hagalil.com). Unter den Autoren dieses Magazins bzw. den Referenten auf von diesem ausgerichteten Veranstaltungen finden sich etwa der Nazi-Anwalt Björn ClemensGötz KubitschekMartin LichtmeszPhilipp Stein und Michael Wiesberg (bis 2017 Cheflektor des „Leopold Stocker Verlags“, Autor der „Sezession“ und der „Jungen Freiheit“, Referent auf Veranstaltungen des „Instituts für Staatspolitik“) (vgl. Dokumentieren gegen rechts). Zu den rechtspopulistischen bis rechtsextremen Autoren, die darüber hinaus im Leopold Stocker Verlagbzw. ab 2004 im Ares-Verlag verlegt wurden, gehören neben David Irving u. a.:

  • Wolf Rüdiger Heß (Ich bereue nichts, 1994)
  • Walter Marinovic (Diktatur des Hässlichen, 1995)
  • Volkmar Weiss (Die IQ-Falle. Intelligenz, Sozialstruktur und Politik, 2000)
  • Karlheinz Weißmann (Alles, was recht(s) ist, 2000; Die Konservative Revolution in Deutschland 1918-1932, 2005)
  • Alain de Benoist (Carl Schmitt. Internationale Bibliographie, 2010)
  • John Philippe Rushton (Rasse, Evolution und Verhalten, 2005)
  • Armin Mohler (Die Konservative Revolution in Deutschland 1918-1932, 2005)
  • Caspar von Schrenck-Notzing (Charakterschwäche. Die Re-education der Deutschen und ihre bleibenden Auswirkungen, 2015)

Der Kopf hinter beiden Verlagen ist der Enkel des Gründers, Wolfgang Dvorak-Stocker, der von politischen Beobachtern als „bodenständig-ländlich, klerikal-konservativ und deutschnational“ beschrieben wird und auch als Redakteur der „Sezession“, der zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift des „Instituts für Staatspolitik“ (IfS) fungiert. Auch in deren Onlineausgabe (sezession.de) veröffentlicht er Gastbeiträge. Außerdem war er Autor der rechtsextremen (und ebenfalls in Graz erscheinenden) österreichischen Zeitschrift „Die Aula“(Stand: 2004) und referierte 2008 auf dem Haus der berüchtigten rechtsextremen Burschenschaft Danubia München (vgl. DÖWSüddeutsche Zeitung).

Vor diesem Hintergrund ist es nur naheliegend, dass der „Ares Verlag“ bzw. die dazugehörige Vertriebsseite „buecherquelle.at“ auch Titel des rechtsextremen „Antaios Verlages“ von Götz Kubitschek vertreibt. Zusammen mit dem „Aula Verlag“ – der das rechtsextreme Blatt „Die Aula“ herausgibt, auf der Frankfurter Buchmesse 2018 allerdings nicht vertreten ist – machen der Ares Verlag bzw. der dahinter stehende Leopold Stocker Verlag aus Graz ein Zentrum rechter Publizistik im deutschsprachigen Raum aus.

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