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Ausgezeichnet gegen Rechts

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Titelbild des Phineo-Reports "Vielfalt wirkt!" (Quelle: Phineo)

Der Tag hätte passender nicht sein können: Am Montag diskutierte der Bundestag den Abschlussbericht des NSU-Untersuchungsausschusses. Am gleichen Tag wurden in Berlin 17 Organisationen und Projekte, die für mehr Demokratie und gegen Rechtsextremismus kämpfen, mit dem Phineo „Wirkt“-Siegel ausgezeichnet. Ein Jahr lang untersuchte das gemeinnützige Analyse- und Beratungshaus Phineo mit Unterstützung der Amadeu Antonio Stiftung bürgerschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus in Deutschland und besuchte gemeinnützige Organisationen aus diesem Bereich. Im Fokus der Analyse stand dabei die Frage, was nachhaltig gegen rechte Einstellungen wirkt: Welche Handlungsansätze sind erfolgversprechend? Woran erkennt man professionell arbeitende Projekte? Und was sind Best-Practice-Beispiele?

Das Ergebnis von Phineo: Im ganzen Land gibt es erfolgreiche Projekte, die sich auf ganz unterschiedliche Weise gegen Rechtsextremismus und für mehr Demokratie engagieren. 17 von ihnen wurden für ihre herausragende Arbeit mit dem „Wirkt“-Siegel ausgezeichnet. Das Spektrum der derart Ausgezeichneten ist breit – von der Jugendfeuerwehr bis zur Wanderausstellung, von der Aussteiger-Beratung bis hin zum Medienprojekt. Bei aller Vielfalt gibt es doch aber eine Gemeinsamkeit: Sie alle haben damit zu kämpfen, dass die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus kein einfaches Thema ist. Das geht dabei los, dass Menschen, die sich in dem Bereich engagieren, Angst vor Angriffen haben müssen, bis dahin, dass es immer noch schwierig ist, für diese Arbeit Spenden zu sammeln.

Politik und Wirtschaft in der Verantwortung

Um das Thema Spenden ging es dann auch in der Podiumsdiskussion zur Preisverleihung. Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, berichtete von der Erfahrung, dass große Wirtschaftsunternehmen bei der Frage nach Förderung von Projekten gerne abwinkten: „Die sagen oft, Demokratieprojekte seien ihnen zu politisch.“ Die mangelnde Spendenbereitschaft sei Ausdruck eines grundlegenden Problems: Politik und Gesellschaft, zu der eben auch die Wirtschaft gehöre, müssten sich endlich darauf einstellen, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei. Kahane wünschte sich, dass die Wirtschaftsunternehmen mit ihren sehr gut ausgestatteten Stiftungen die Zivilgesellschaft unterstützten – und an entscheidenden Stellen auch auf die Probleme hinweisen würden. „Die Vertreter der Wirtschaftsunternehmen sind alle naselang bei der Bundesregierung – wenn sie dort eine entsprechende Initiative einfordern würden, werden sie sehen, wie schnell sich etwas ändert“, so Kahane. Ein wenig Hoffnung gab da die Antwort von Christof Beutgen, Leiter der Abteilung Grundsätze Mitarbeiterentwicklung bei der Deutschen Bahn: Er zeigte sich sicher, dass die Bereitschaft von großen Unternehmen, in der Hinsicht mehr zu tun, steige.

Die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung nahm aber auch die Politik in die Verantwortung: „Der Staat muss die Zivilgesellschaft als Partner begreifen, der eine wichtige politische Aufgabe erfüllt, und nicht nur als Serviceeinrichtung für den Bedarfsfall“, so Kahane. Entsprechend müsse auch die Unterstützung ausfallen.

Zentrale Funktion in der Zivilgesellschaft

Und diese Unterstützung ist bitter nötig. So berichtete Philipp Hoelscher von Phineo, dass seine Einrichtung zahlreiche Felder bürgerschaftlichen Engagements analysiere, selten aber einen Bereich untersucht habe, der sich so vielen Widrigkeiten gegenüber sehe. So seien die Menschen, die sich hier engagierten, der Gefahr ausgesetzt, Opfer physischer Gewalt zu werden. Dazu kämen die chronischen Finanzierungsprobleme entsprechender Projekte, die auch dazu führten, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft selbst in prekären Verhältnissen leben müssten – und das, obwohl die Initiativen und Projekte eine zentrale Funktion in der Zivilgesellschaft erfüllten, so Hoelscher: „Sie sind vor Ort, wirken in der Breite, gestalten den öffentlichen Raum und äußern Kritik.“ Dazu setzten sie oft Themen, die keiner hören wolle.

Umso wichtiger ist eine dauerhafte und verlässliche Finanzierung der Initiativen, die sich mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Jahr zu Jahr hangeln müssen. Da mutet es fast schon ironisch an, dass eine der ausgezeichneten Einrichtungen, die RAA Sachsen, wegen der auslaufenden Förderung durch den Bund vor dem Aus steht. Hier werden die Probleme besonders deutlich: Statt die erfolgreiche und so wichtige Arbeit fortzusetzen, müssen sich Initiativen und Projekte mit Anträgen, Mittelbeschaffung und den Mühlen der Bürokratie rumschlagen.

Alle 17 ausgezeichneten Projekte sind im Phineo-Report „Vielfalt wirkt!“ (PDF am Ende des Artikels zum Download) zu finden.

Hintergrund: Phineo

Laut Selbstbeschreibung ist Phineo ein Analyse- und Beratungshaus für wirkungsvolles gesellschaftliches Engagement. Die Einrichtung lud gemeinnützige Organisationen aus ganz Deutschland zum Verfahren ein und prüfte deren Arbeit über ein Jahr lang gründlich. Die Teilnehmer füllten umfangreiche Fragebögen aus, reichten Unterlagen ein und wurden von den Analysten vor Ort besucht. Eine unabhängige Kommission entschied schließlich, welches Projekt das „Wirkt“-Siegel erhält. Das Gütesiegel bestätigt den Projekten hohes Wirkungspotenzial und Transparenz. Es zeigt Spendern und Förderern, dass ihr Geld bei diesen Organisationen optimal angelegt ist.

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