Überraschend hat der Berliner Innensenator Eckard Körting am 6. März 2005 die Berliner Neonazi-Gruppen Kameradschaft Tor und Berliner Alternative Süd-Ost (BASO) verboten. Während es sich bei ersterer um eine gut organisierte Kaderorganisation mit offen neofaschistischer Ausrichtung handelte, versuchte die BASO mit einer Art rechtem Streetwork Jugendliche in Treptow/Köpenick zu agitieren. Die Gruppe kann dabei auf ein Potenzial von etwa 25 rechten Jugendlichen zurückgreifen und gilt mehr als Sammelbecken für die lokale Rechte denn als straff organisierte Neonazigruppe.
Aufgefallen war die 2003 gegründete BASO immer wieder durch die organisierten Besuche von nicht-rechten Diskussionsveranstaltungen, bei denen ihrer Forderung nach einem „Nationalen Jugendzentrum“ in Treptow Nachdruck verliehen werden sollte. Vor allem ihr Anführer Rene Bethage, der früher Kreisvorsitzender der lokalen NPD war, suchte immer wieder den Dialog mit der Politik und gefiel sich dabei in der Rolle als Mittler zwischen den Politikern und der (deutschen) Treptower Jugend. Der in der Nazi-Szene recht unbeliebte Bethage ist deutlich älter als seine jugendlichen Mitstreiter und versuchte das Thema im Halbjahresrythmus in die Medien zu bringen. So organisierte er mit der BASO am 6. Dezember 2003 eine Demonstration durch Treptow, an der einige hundert Neonazis teilnahmen. Neben vielen rechten Jugendlichen aus ganz Berlin kamen auch einige überregional bekannte Kader zu diesem Aufmarsch.
Jugendarbeit von rechts außen
Ein halbes Jahr später versuchte die BASO zusammen mit anderen Berliner Kameradschaftlern durch eine Reihe von „Hausbesetzungen“ die Forderung nach einem „Nationalen Jugendzentrum“ erneut zu untermauern. Allerdings kam man dabei nicht über die symbolische Besetzung eines leerstehenden Kuhstalls in Brandenburg hinaus, welche aber im Internet entsprechend in Szene gesetzt wurde. Nach einem erneuten sechsmonatigen Verschwinden aus der öffentlichen Wahrnehmung meldete Bethage für den 4. Dezember 2004 erneut eine Demonstration durch Treptow an. Diesmal kamen fast 500 Neonazis in den Bezirk und demonstrierten erneut für ein „Nationales Jugendzentrum“.
Der Aufmarsch der BASO am 4. Dezember 2004
Über diese Aktionen und die Teilnahme an einigen überregionalen Aufmärschen, wie z.B. dem »Hess-Marsch« in Wunsiedel, hinaus ist die BASO als Gruppe kaum in Erscheinung getreten. Abgesehen von einer selten aktualisierten Homepage ging auch keinerlei publizistische Tätigkeit von ihr aus. Dafür verhielten sich die BASO-Kader in der Öffentlichkeit umso auffälliger: Mitglieder der Gruppe waren in den vergangenen zwei Jahren immer wieder an Übergriffen gegen MigrantInnen und Linke beteiligt. So schlug ein Mitglied der BASO einen vietnamesischen Imbissbesitzer krankenhausreif; andere Mitglieder „verzierten“ einen leerstehenden Bunker über und über mit Hakenkreuzen und nutzten ihn als Treffpunkt. Ausserdem nahmen sie immer wieder auch an Aktionen von anderen Berliner Neonazigruppen teil. Gute Kontakte bestanden vor allem zur Kameradschaft Tor und zum Märkischen Heimatschutz (MHS).
Gewalt aus den Reihen der BASO
Nach dem Verbot waren die Mitglieder der BASO in der gewohnten Personenkonstellation weiterhin aktiv. So wurde im April 2005 eine Veranstaltung in einem Köpenicker Jugendzentrum Ziel ihrer Aktivitäten: Mit Unterstützung von Aktivisten des MHS und Waffengewalt versuchten Anhänger der BASO die Veranstaltung zu stürmen, auf der ein Referent des apabiz sprechen sollte. Nur der besonnenen Reaktion der VeranstaltungsteilnehmerInnen war es zu verdanken, dass die angreifenden Neonazis sich erstmal zurückziehen mussten und der Vortrag wie geplant stattfinden konnte. Während der Veranstaltung drangen die Neonazis in zwei weitere Jugendclubs ein und bedrohten deren BesucherInnen. Anschliessend kehrten sie wieder zum ursprünglichen Ziel ihres Hasses zurück und griffen abreisende VeranstaltungsteilnehmerInnen mit Eisenstangen und anderen Waffen an.
Am selben Tag legte Rene Bethage Widerspruch gegen das Verbot der BASO ein. Auch im Internet beschrieben Anhänger der Gruppierung recht eindeutig, was sie von dem Verbot halten: „Es wurde ein Name verboten. Mehr nicht!“
Dieser Text wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum e.V. (apabiz)