Die Gruppe, die am 09.06. den Bierkönig in Aufregung versetzte, soll aus Hammerskins bestehen, einer internationalen Skinhead-Gruppierung, die 1986 in den USA gegründet wurde. Hammerskins begreifen sich selbst als Elite-Organisation und gelten als extrem gewaltbereit. Das große Ziel der Hammerskins ist die „Hammerskin Nation“, eine „rassisch reine“ weltweite Gemeinschaft aus „weißen, nationalen“ Kräften.
„Hammerskin Nation“
Ihr Credo sind die „14 Words“ des amerikanischen Neonazis David Lane: „We must secure the existence of our people and a future for White children.“ („Wir müssen die Existenz unseres Volkes und die Zukunft für die weißen Kinder sichern.“) Lane verbrachte die letzten 23 Jahre seines Lebens, bis zu seinem Tod 2007 im Gefängnis, nachdem er am Mord am jüdischen Radiomoderator Alan Berg beteiligt war. Michael Page, der 2012 im amerikanischen Bundesstaat Wisconsin in einem Sikh-Tempel sechs Menschen ermordete und vier verletzte, hatte Verbindungen zu den Hammerskins. Die Gruppierung soll in Deutschland bis zu elf „Chapter“, Regionalgruppen, haben und besonders im Rechtsrockbereich aktiv sein und Konzerte veranstalten. Der Verfassungsschutzbericht 2014 hat in Deutschland 130 Vollmitglieder gezählt. Ein führender Kopf in Deutschland, nach Recherchen mutmaßlich sogar in Europa, ist Malte Redeker, Gründer der „Gjallarhorn Klangschmiede“, einem Internetversandhandel, der diverses Neonazi-Zubehör von CDs über Aufkleber bis Kleidung vertreibt. Über ein angeschlossenes Musik-Label soll Redeker auch in die Produktion der ersten „Schulhof CD“ involviert gewesen sein.
Der missglückte Hammerskin-Ausflug in den „Bierkönig“
Die Gruppe agiert normalerweise im Hintergrund. Auch beim Zusammentreffen mit anderen Neonazis wird nicht öffentlich gemacht, dass man den selbsternannten „Elite-Skinheads“ angehört. Die Hammerskins sind streng hierarchisch organisiert. Nur Vollmitglieder dürfen sich tatsächlich Hammerskins nennen. Das „Bewerbungsverfahren“ ist dabei langwierig. Nach Wartezeit („Hang Around“) und der Einhaltung aller Regeln wird aus einem Prospect („Anwärter“) ein Vollmitglied („Full Member“). Zusätzlich gibt es auch noch einen Unterstützer_innenkreis, der sich in der „Crew 38“ organisiert. Wieviele dieser Unterstützer es in Deutschland gibt, ist unbekannt. Die „Crew“ sammelt Geld für „politische Gefangene, erkrankte Brüder oder die Hinterbliebenen unserer verstorbenen Brüder und Schwestern.“ Möglicherweise zählen dazu auch der NSU und seine Helfer.
So existieren von Steffen Richter Fotos in Kleidung mit „Crew 38“-Logo. Richter gilt als Unterstützer des NSU-Angeklagten Ralf Wohlleben. Im NSU-Prozess selbst sagte bereits Thomas Gerlach aus, der ebenfalls mit den Hammerskins in Verbindung gebracht wird. Dieser verweigerte dabei gar die Aussage, ob er zu der Gruppierung gehöre oder nicht.
„Sommer, Sonne, Hakenkreuz“
Immer wieder gibt es Berichte über rechtsextreme deutsche Urlauber auf Mallorca. Viele der Zwischenfälle werden allerdings nicht aufgeklärt, da die involvierten Nazi-Touristen nach ihrem Urlaub wieder zurück nach Deutschland fliegen.
2011 randalierten mindestens neun Skinheads im Bierkönig. Zuerst wurde mit Pfefferspray gesprüht, so dass das Lokal für mehrere Stunden geschlossen werden musste. Nachdem um Mitternacht wieder geöffnet wurde, kam auch die Skinheadgruppe zurück und griff einen nigerianischen Kellner an. Ein Teil der Gruppe konnte im Publikum untertauchen, neun konnten aber von der spanischen Polizei verhaftet werden. Dabei handelte es sich um acht Deutsche und einen Österreicher.
Die Wut der Neonazis richtet sich aber oft gegen sich illegal auf der Insel aufhaltende afrikanische Straßenhändler. 2013 soll es dabei zu regelrechten Jagdszenen gekommen sein. Rund um die sogenannte „Schinkenstraße“ in Playa de Palma kam es damals zu mehreren Schlägereien zwischen einer Gruppe aus 20-25 Deutschen und etwa 40 Menschen aus Afrika. Bei den Deutschen soll es sich laut eines Berichts der “Mallorca Zeitung” um Skinheads gehandelt haben.
Ähnliches passierte im Mai 2016, bei einer Massenschlägerei wieder zwischen deutschen Touristen und Straßenverkäufern. Laut Polizei waren insgesamt 30 Menschen involviert.
Neonazis sind offenbar auch im Urlaub nicht unbedingt entspannter. 2014 kam es zu Randale im „Bierkönig“, dem gleichen Lokal, in dem diesmal niemand was mit Skinheads zu tun haben wollte: 40-50 deutsche Urlauber sollen sich dabei geprügelt und Tische und Stühle zertrümmert haben. Mindestens vier der Schläger sollen dabei T-Shirts der „Devils Dynamo Dresden“ getragen haben. Die spanische Polizei sprach damals von einem “rechtsradikalen Fanblock“.
Schon 2011 fand die „A. H. Memorial Tour“ ins „Protektorat Mallorca“ statt. Damals flogen 18 Cottbusser Neonazis auf die Insel und wollten für den Flug T-Shirts mit entsprechendem Aufdruck tragen. Die Bundespolizei am Dresdner Flughafen zwang sie zwar dazu, die Shirts zu wechseln, erlaubte den rechtsextremen Urlaubern aber, sie mit auf die Insel zu nehmen. Bei der Rückkehr wurden sie dann schließlich konfisziert. Die Reisegesellschaft wurde wegen Volksverhetzung angezeigt.
Titelfoto oben: Flickr / Alf Igel / CC BY-NC 2.0