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Börm, Manfred

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Gut gedrillt tritt der braune Wach- und Saalschutz bei NPD-Aufmärschen oder Parteiveranstaltungen in
Erscheinung. Unter den Kameraden führt Börm ein strenges Regiment: Ordnerkräfte, die zu spät zum Dienst erscheinen oder nachlässig mit der Kleidung sind, werden von ihm mit schnarrender Stimme, aber scharfen Worten zusammengestaucht. Manfred Börm wird in den eigenen Reihen als autoritär, militant, aber zuverlässig geschätzt und gefürchtet.

Ein Faible für Kampf und Militär scheint der 1950 in Schleswig-Holstein geborene Neonazi bereits seit seiner Jugend zu haben. 1978 tauchte sein Name zum ersten Mal im Zusammenhang mit einer Saalschlacht zwischen Neonazis und Polizei in der Öffentlichkeit auf. 1979 war der gelernte Hochbautechniker gemeinsam mit anderen Aktivisten der so genannten Werwolf-Untergrundorganisation an einem bewaffneten Überfall auf einen NATO-Stützpunkt in Bergen-Hohne beteiligt. Wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung wurde Manfred Börm zu sieben Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Nach Behördenangaben folgten später Verurteilungen unter anderem wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz.

Nach der Haftentlassung stieg Börm zum Gauführer Niedersachsen/ Bremen der militanten Wiking-Jugend (WJ) auf. Die rund 500 Mitglieder starke Truppe unter dem Wimpel der Odalrune bildete seit 1952 Kinder und Jugendliche im nationalsozialistischen Sinne der Hitler-Jugend aus. Ziel der Wiking-Jugend war die Wiederbelebung von „Elitegeist und Volksgemeinschaft“. Zu diesen Zwecken wurden zahlreiche bundesweite Zeltlager mit politischen Schulungen und „körperlicher Ertüchtigung“ durchgeführt. Seit ihrer Gründung lag die Führung der WJ in den Händen der Familie Nahrath aus Stolberg. Manfred Börm, der eine Tochter der Familie Nahrath heiratete, gehörte als Beauftragter des Bundesführers zum inneren Kreis der WJ. 1994 nahm er mit den Bundesführern Wolfgang und Wolfram Nahrath an einem Pfingstlager im damals größten Neonazi-Zentrum in Hetendorf in der Lüneburger Heide teil. Börm ließ Jugendliche in Uniform antreten; in Stellung gebracht erklärte er ein militärisches Planspiel. Zahlreiche heutige NPD-Aktivisten durchliefen diese Lager, gedrillt von Manfred Börm. Im November 1994 wurde die WJ unter anderem wegen ihrer „Wesensverwandtschaft zum Nationalsozialismus“ verboten. Börm aber blieb ihren gefährlichen Idealen treu. 1999 organisierte er eine als „Erntefest“ bezeichnete Veranstaltung in Wittorf bei Lüneburg, an der Behörden zufolge auch ehemalige WJ-Mitglieder teilnahmen. Das neue politische Betätigungsfeld wurde für Börm, wie für viele ehemalige WJ-Funktionäre auch, die NPD. „Börm versucht dort jedem seine Wehrsportgeschichten aufzudrücken“, berichtete ein NPD-Aussteiger. Ihm sei der Bauunternehmer aus Handorf viel zu militant gewesen, „aber wer nichts davon hält, der gilt für Börm als Feigling“.

Bei einer Sonnenwendfeier der niedersächsischen NPD, an der im Jahr 2000 zahlreiche Skinheads teilnahmen, wurden Hakenkreuzfähnchen verteilt. Manfred Börm trat als „Feuerredner“ auf. Anfang des Jahres 2000 hatte Börm bereits den harmlos klingenden Arbeitskreis für Kultur und Geschichte mitgegründet.

Der Verein orientiert sich am nordischen Brauchtum und will eine „ganzheitliche nationale Lebensweise“ unter Deutschen verbreiten. Im Sommer 2000 wurden die Mitglieder zu einem konspirativen Julfest in die Nähe von Bleckede eingeladen.

Wie selbstverständlich ist die Familie Börms auch in der Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) aktiv, einer Organisation, die im Verborgenen in die Fußstapfen der verbotenen WJ getreten ist. Dabei werden anscheinend von Lüneburg aus die niedersächsischen HDJ-Aktivitäten gelenkt, deren Ziel es laut internem Schreiben ist, „dieses kranke System zu beseitigen“. Wieder üben Jugendliche „germanischen Sechskampf“ oder marschieren 150 Kilometer mit Gepäck durch die Lüneburger Heide. Viele der HDJ-ler sind auch in Börms Ordnertruppe aktiv.

2002 kandidierte Börm auf der niedersächsischen Landesliste der NPD. Als NPD-Landesvorstandsmitglied ist er mitverantwortlich für die rassistische Aufmarsch-Kampagne „Heimreise statt Einwanderung ? Denn deutsche Kinder braucht das Land“, mit der Neonazis 2003 durch die Straßen zogen.

Im November 2005 sorgte Manfred Börm für parteiinterne Querelen, als er „in Eigenregie“ dem Redner des Kampfbund Deutscher Sozialisten (KDS), Axel Reitz, bei einer NPD-Demonstration Redeverbot erteilte, da er einem „Schwulenverein“ angehöre. Börm trat Reitz gegenüber und drohte damit, ihn von der Veranstaltung auszuschließen. Im Januar 2006 dann unterrichtete Börm Bremer Kameraden im Rahmen einer internen Schulungsveranstaltung „Ordnung und Disziplin ? Stützen des Nationalen Widerstandes“. Auch berufl ich huldigt Börm der NS-Symbolik, so prangen gut sichtbar im Mauerwerk seines Anwesens Odalrune und Wolfsangel statt Firmenwerbung. In seinem Handorfer Bauunternehmen beschäftigt er Gleichgesinnte. Aufträge kommen aus der Szene; seine Firma errichtete beispielsweise die Villa von Udo Pastörs im ehemaligen NS-Reichsmusterdorf Benz-Briest. Der Bundesordnungsdienst ist Börms ureigene Truppe. Und deren biederes Aussehen kann nicht über eines hinwegtäuschen: ob NPD-Anhänger im Dezember 2004 eine Straßenschlacht gegen politische Gegner in Schleswig-Holstein führen oder NPD-Kader sich wie im März 2006 Polizisten in der Oldenburger Fußgängerzone widersetzen ? Börm und seine Ordner sind dabei.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch 88 Fragen und Antworten zur NPD von Fabian Virchow und Christian Dornbusch (Hrsg.) (Schwalbach 2008)
Wir bedanken uns beim Wochenschau-Verlag für die freundliche Genehmigung.

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