Die Hausdurchsuchung erfolgte nach dem gezielten Angriff von Neonazis auf das Zeltlager des Jugendverbands solid der LINKEN am Neuenhainer See, bei dem ein schlafendes 13-jähriges Mädchen mit einem Klappspaten lebensgefährlich verletzt wurde. Die Staatsanwaltschaft Kassel prüft derzeit, ob sie gegen den Haupttäter Anklage wegen versuchten Mordes erhebt.
Die Ermittler stellten zahlreiche Beweismittel sicher, darunter mehrere tausend Aufkleber der „Freien Kräfte“, Spray-Vorlagen, mehrere Computer, Mobiltelefone und Waffen, die zunächst nicht näher spezifiziert wurden
Die Durchsuchungsaktion am Donnerstag sei allerdings schon seit Wochen geplant gewesen und stehe in keinem direkten Zusammenhang mit dem Überfall, teilten die Staatsanwaltschaft Marburg und die Polizei mit. „Die Ereignisse haben uns eingeholt“, so die Ermittler.
Den „Freien Kräften“ werden nach Erkenntnissen der Staatsschützer rund 30 aktive Mitglieder und Sympathisanten im Alter zwischen 17 und 32 Jahren zugerechnet. Sieben seien bei der Durchsuchung vorläufig festgenommen und anschließend wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Mit einem baldigen Abschluss der Ermittlungen sei nicht zu rechnen, berichtete die Polizei.
Hessische Neonazis wenden sich Kameradschaften zu
Der damalige Präsident des hessischen Verfassungsschutzes, Alexander Eisvogel, sagte dem Hessischen Rundfunk am Donnerstag, die rechtsradikale Szene wende sich verstärkt Kameradschaften zu und konzentriere sich auf Aktionen. Dies hänge auch mit dem schlechten Abschneiden der NPD bei den Landtagswahlen sowie dem Rücktritt des NPD-Vorsitzenden Marcel Wöll zusammen. „Der Einfluss der NPD auf die Neonazi-Szene könnte sich relativieren“, so Eisvogel.
Wegen diverser Aktionen und Straftaten war die Gruppe aus Nordhessen ins Visier der Ermittler geraten. Seit April hätten Mitglieder im südlichen Schwalm-Eder-Kreis Logos der Gruppe auf Verkehrsschilder aufgesprüht oder Aufkleber drauf geklebt. Auch wegen eines Raubüberfalls im nordhessischen Frielendorf-Todenhausen am 8. Juni werde ermittelt. (Quelle: HR)
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).