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Brüssel Krawalle bei Coronaprotesten

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Am 23. Januar 2022 demonstrierten zehntausende Menschen in Brüssel gegen Corona-Maßnahmen. (Quelle: picture alliance/dpa/BELGA | Hatim Kaghat)

Etwa 50.000 Menschen haben in Brüssel am 23. Januar 2022 gegen Corona-Auflagen demonstriert. Dabei kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, Tränengas und Wasserwerfer kamen zum Einsatz, 70 Personen wurden festgenommen.

Die Demonstration am Sonntag wurde von unterschiedlichen europäischen Gruppen organisiert. Unter anderen von der „World Wide Demonstration für Freedom“ und „Europeans United for Freedom“. Über die Telgramkanäle der Organisationen warben europäische Aktivist:innen und rechtsalternative Politiker:innen für die Teilnahme. Obwohl Beobachter:innen von 50.000 – 70.000 Teilnehmenden sprechen, müssten diese Zahlen die Organsiator:innen allerdings fast enttäuschen, denn in Telegramkanälen wurden im Vorfeld eine Million Menschen angekündigt. Mehrere Szenepromis aus dem deutschsprachigen Raum waren ebenfalls vor Ort. So etwa der österreichische Busunternehmer Alexander Ehrlich, der eigenen Aussage nach an der Organisation beteiligt war, der Szeneanwalt Markus Haintz und der YouTuber Elijah Tabere (aka Elijah Tee). Weitere Aktivist:innen sollen ebenfalls in Brüssel gewesen sein, darunter die Anwälte Rainer Füllmich, Michael Scheele und Samuel Eckert.

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Bilder und Videos der Demos zeigen Plakate mit NS-Relativierungen — die Maßnahmen gegen die Pandemie glichen der Verfolgung von Juden und Jüdinnen während des Nationalsozialismus —, Verschwörungserzählungen über das Impfen und Aufrufe, Kinder zu „schützen“ — nicht vor dem Virus oder Ansteckung, sondern vor Masken, Tests und Impfungen. Auf einem Plakat ist ein Hakenkreuz aus Spritzen zu sehen, darüber der Schriftzug „QR Code macht frei“.

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Schon vor der Demo wurden sechs Personen festgenommen, die gefährliche Gegenstände mit im Demogepäck hatten. Drei Polizist:innen und 12 Demonstrierende wurden bei den Ausschreitungen verletzt. Die Demonstrierenden gingen mit Holzlatten auf die Polizist:innen los und warfen Steine und Feuerwerkskörper. Dabei wurden auch Gebäude der EU angegriffen. So wurde etwa die gläserne Eingangstür des EU-Außenbeauftragten eingeworfen.

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Ab 15 Uhr löste die Polizei die Demo auf. In Videos und Livestreams ist zu sehen, wie die Demonstrierenden enthemmt schlagend und tretend auf Polizist:innen losgehen. Polizist:innen, die versuchen sich in einen Metroeingang zurückzuziehen, wurden von oben mit Absperrgittern und Müll beworfen.

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In den Twitterblasen und einschlägigen Telegramgruppen der Corona-Demonstrant:innen war schnell von „False Flag“-Aktionen die Rede. Die Gewalt sei demnach von linken Demoteilnehmenden ausgegangen oder noch schlimmer, von eingeschleusten Provokateuren. Doch Videos und Fotos belegen etwas anderes. Immer wieder ist zu sehen, dass die Gewalttäter:innen rechtsextreme Symbole auf ihrer Kleidung tragen. Ein Mann hat etwa den Reichsadler auf seiner Jacke, mit dem Schriftzug „Gott mit uns“. Ein angeblicher „Antifa-Block“ der Demo verbrannte im Anschluss nicht nur die EU-Flagge, sondern auch die eigene Antifa-Fahne. Eher ungewöhnlich für tatsächlich linke Demonstrierende.

Die angeblich „bürgerlichen“ Demonstrierenden, die doch von Anfang an zusammen mit Neonazis und Rechtsextremen auf die Straßen gegangen sind, versuchen mit allen Mitteln die Fassade zu erhalten: Gewalt geht immer nur von anderen aus. Mit den eigenen Kamerad:innen hat sie nichts zu tun. So kündigte etwa Alexander Ehrlich via Video an, seine Anhänger:innen evakuieren zu wollen und sie weg von den gewaltbereiten angeblichen Antifa-Aktivist:innen zu leiten. All das nimmt zum Teil groteske Züge an, etwa wenn Anwalt Markus Haintz im Livestream hofft, dass „alle, die hier eskaliert haben, auch gefunden werden“, während in anderen Videos zu sehen ist, wie er an Absperrungen rüttelt, dabei hilft, Barrikaden aufzubauen und provozierend auf Polizist:innen zusteuert, um danach Absperrungen zu überspringen.

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Auch AfD-Politiker:innen wie Georg Pazderski springen — vermutlich von zu Hause aus — auf den Zug auf. Pazderski, bis 2021 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, bezeichnet die aggressiven Demonstrierenden via Twitter als „Linksterroristen der Antifa“. Ohne irgendeinen Beleg.

Das alles bedeutet allerdings nicht, dass es keine sich selbst als links bezeichnenden Gruppen bei der Demonstration in Brüssel, aber auch bei ähnlichen Veranstaltungen in Deutschland und in Europa gibt. So sind auf Demos in Berlin und im Bundesgebiet immer wieder Fahnen der sogenannten „Freien Linken“ zu sehen. Einer Organisation, die vor allem mit verkürzter Kapitalismuskritik, Verschwörungsoffenheit und Antisemitismus auffällt.

Lesen Sie hier mehr zur „Freien Linken“.

Abseits von Gewalt, Eskalationen und Desinformation ist die Demo in Brüssel ein weiterer Beleg für die europäische Vernetzung von Verschwörungsideolog:innen und Rechtse   xtremen. Die Aktivist:innen sind über die Landesgrenzen miteinander verbunden und mobilisieren über alle verfügbaren Kanäle für ihre Demos. Nach massiven Mobilisierungen wie dieser, ist es schließlich kein Wunder, wenn mehrere zehntausend Menschen den Aufrufen folgen. Wie sich dieser Erfolg der Szene in Deutschland auswirken wird, bleibt abzuwarten. Bereits in dieser Woche mobilisieren einige Akteure nach Berlin, eine größere Demo in der Hauptstadt ist bereits für Juli angekündigt.

 

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alexehrlich

Köpfe der Coronaproteste Wer ist eigentlich Alexander Ehrlich?

Alexander Ehrlich ist ein österreichischer Reiseveranstalter, der ab 2020 mit Coronaprotesten Geld verdienen wollte und schließlich selbst Demonstrationen anmeldete – auch die gewaltvolle Demonstration am 23.01.2022 in Brüssel hat er mit organisiert.

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