? Aktiver: Studierendes Mitglied einer Studentenverbindung.
? Alter Herr: Mitglied einer Studentenverbindung, das das Studium beendet hat.
? Band: Schmale Schärpe mit meist drei verschiedenfarbigen Streifen, äußeres Kennzeichen der Zugehörigkeit zu einer Studentenverbindung. Füxe haben gewöhnlich Schärpen mit zwei verschiedenfarbigen Streifen.
? Bierjunge: Beispiel für verbindungsstudentisches Brauchtum. Hat ein Verbindungsstudent einen anderen beleidigt, dann darf der Beleidigte »Bierjunge« sagen. Der Beleidiger antwortet mit dem Wort »hängt«. Darauf werden »Sekundanten« und ein »Unparteiischer« ausgewählt, die das folgende Trinkduell überwachen.
? Beleidiger und Beleidigter erhalten ein volles Glas Bier, der »Unparteiische« vollzieht schwülstige Sprüche, die mit eigentümlichen Befehlen enden »Das Kommando zieht scharf Vom Tisch des Hauses auf den Boden, vom Boden an den Hoden, vom Hoden an den Nabel, vom Nabel an den Schnabel, senkrecht setzt an und sauft?s!« Beleidiger und Beleidigter müssen die genannten Bewegungen mit dem Bierglas ausführen und anschließend das Glas leeren. Wer zuerst ausgetrunken hat, hat gewonnen. Wer beim Trinken etwas verschüttet, hat verloren. Der Bierjunge kann beliebig oft wiederholt werden. Das führt zu hohem Alkoholkonsum in minimaler Zeit. Die meisten Verbindungshäuser verfügen über so genannte »Bierpäpste«, die in solchen Situationen ihre Nützlichkeit erweisen. Bei »Bierpäpsten« handelt es sich um fest installierte Kotzbecken mit Haltegriffen, die auch in betrunkenem Zustand halbwegs kontrollierte Flüssigkeitsabgabe ermöglichen.
? »Kontrolle« ist im Zusammenhang mit verbindungsstudentischen Trinkriten ein wichtiges Stichwort. Während der ritualisierten Feiern (Kneipen) darf ein Verbindungsstudent sich einen etwaigen Verlust der Kontrolle über Körper und Geist nicht anmerken lassen. Füxen wird darüber hinaus gelegentlich für einen bestimmten Zeitraum der Toilettenbesuch verboten. Umfangreicher Bierkonsum führt in beiden Fällen zu Schwierigkeiten, deren Überwindung eine intensive Selbstdisziplinierung verlangt. Dabei lernt der Verbindungsstudent, sich selbst unter starken Anstrengungen auch rational nicht begründbaren Regeln zu unterwerfen. Verbindungsstudentische Trinkriten sind Teil verschiedener Praktiken, in denen Verbindungsstudenten trainiert werden, sich vorgegebenen Gebräuchen unterzuordnen; zusammengenommen bilden diese Praktiken einen festen Anker für den strukturellen Konservatismus der Studentenverbindungen.
? Burschung: Feierliche Zeremonie, in der Füxe nach Ablauf ihrer Fuxenzeit zu vollberechtigten Mitgliedern ihrer Studentenverbindung erklärt werden.
? Chargierter: Aktiver, der ein Amt seiner Studentenverbindung innehat: Sprecher, Schriftwart, Kassenwart, Fuxmajor, gegebenenfalls Fechtwart. Die genauen Bezeichnungen für die einzelnen Chargen wechseln.
? Comment: Regelwerk, in dem das studentische Brauchtum (Umgangsregeln, Kneipe etc.) festgelegt ist.
? Convent: Zusammenkunft aller stimmberechtigten Mitglieder einer Studentenverbindung.
? Couleur: Die Farben einer Verbindung, sichtbar vor allem an Band und Mütze.
? Farbe tragen: Band und Mütze am Körper tragen.
? Fux: Wer in eine Studentenverbindung eintritt, ist zunächst ? für ein oder zwei Semester ? »Fux«. Er hat eingeschränkte Mitgliedsrechte und die Pflicht, Traditionen und Gebräuche seines Bundes kennen zu lernen und zu akzeptieren.
? Fuxmajor: Verbindungsstudent, der schon geraume Zeit Mitglied seiner Studentenverbindung ist und die Füxe unterrichtet und betreut.
? Haus: Studentenverbindungen besitzen in aller Regel ein Haus, selten nur eine Etage eines Hauses. Dort finden die Aktivitäten der Studentenverbindung statt, Mitglieder und potentielle Mitglieder können »auf dem Haus« billig wohnen.
? Inaktiver: Studierendes Mitglied einer Studentenverbindung, das nach vier bis sechs Semestern aktiver Tätigkeit für seinen Bund von verschiedenen Verpflichtungen befreit ist.
? Kneipe: Traditionelle, stark ritualisierte Feier.
? Kommers: Besonders feierliche Kneipe.
? Korporation: Gelehrt klingender Ausdruck für Studentenverbindung.
? Lebensbundprinzip: Wer in eine Studentenverbindung eintritt, bleibt grundsätzlich lebenslang Mitglied.
? Leibbursch: Verbindungsstudent, der in besonderer Weise für einen konkreten Fux verantwortlich ist und ihn in allen Angelegenheiten der Studentenverbindung berät.
? Mensur: Besondere Form des Fechtens mit scharfen Waffen, die in schlagenden Studentenverbindungen gepflegt wird. Tödliche Verletzungen sind heute aufgrund der spezifischen Schutzkleidung praktisch ausgeschlossen. Mit der Mensur bekräftigt der Paukant seine Unterordnung unter die Gebräuche seiner Studentenverbindung selbst um den Preis körperlicher Verletzungen. Die Mensur gilt außerdem als Ausdruck überkommener Männlichkeitsvorstellungen.
? Mütze: Kopfbedeckung in verschiedenen Farben und Formen, gehört neben dem Band zur Couleur.
? Pauken: Mensur-Fechten.
? Schmiss: Bei der Mensur erlittene Verletzung, gilt als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer schlagenden Verbindung. Die Wunde wird gelegentlich mit Salz bestreut, damit sie eine deutlich sichtbare Narbe hinterlässt.
? Wichs: Altertümliches Festgewand, das zu besonderen Anlässen getragen wird.
? Zirkel: Seltsamer Schnörkel, abgeleitet aus dem Anfangsbuchstaben des Verbindungsnamens und oft auch aus den Anfangsbuchstaben des Wahlspruchs. Kennzeichen einer Studentenverbindung.
Dieser Text wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum e.V. (apabiz)