Gegen 18.20 Uhr, als der rechtsextreme Mob noch vor dem AfD-Büro in der Theaterstraße stand und langsam ungeduldig wurde, da es immer noch nicht los ging, kam es in der Chemintzer Innenstadt zu einem Zusammenstoß rechtsextremer Demonstrant*innen mit einer linken Gruppe. Für einen kurzen Moment flogen auf beiden Seiten Stühle und Flaschen. Die Polizei eilte herbei, trennte sie beide Lager voneinander und kesselte schließlich rund 200 Gegendemonstrant*innen ein. Allerdings waren von diesen nur die wenigsten an dem Zusammenstoß mit den Rechtsextremen beteiligt.
Einige Demonstrations-Sanitäter*innen gingen in den Polizeikessel hinein, um nach Verletzten zu schauen – ein übliches Procedere. Niemand wurde aus dem Kessel gelassen, bevor nicht eine Identitätsfeststellung durchgeführt wurde, das betraf auch die Demo-Sanitäter*innen. Ohne war es auch den Sanitäter*innen untersagt, den Kessel zu verlassen. Sie wurden also nicht mehr als medizinische Erstversorger*innen wahrgenommen, sondern als Teilnehmer*innen der Demonstration behandelt. Dies stellt eine klare Behinderung bei der Versorgung der Patient*innen dar. Mit welcher Begründung die Polizei die Demoteilnehmer*innen und Sanitäter*innen festhielt ist uns leider nicht bekannt, da wir auf unsere Anfrage bisher keine Antwort erhalten haben.
Polizist tritt linke Demonstrantin, Chemnitz am 01.09.2018 Tim Mönch
Als die Sanitäter*innen einen Notfall versorgten, baten sie einen zuständigen Beamten darum, einen Krankenwagen über seine Einsatzzentrale zu rufen. Der Beamte beharrte allerdings darauf, zunächst eine Identitätsfeststellung des Verletzten durchzuführen. Die Demo-Sanitäter*innen unterliegen dem Datenschutz und haben dementsprechend die Identität des Verletzten nicht preisgegeben. Ohne die Zustimmung des Patienten machen sie sich sonst strafbar. Die Sanitäter*innen riefen schließlich selbst einen Krankenwagen. „Wir haben klar gemacht, dass es sich um einen Notfall handelt. Wir haben ja auch die entsprechende Qualifikation, das zu entscheiden, ob ein Rettungswagen nötig ist“, so ein Demo-Sanitäter gegenüber Belltower.News. Als der Rettungswagen schließlich eintraf, hatte sich der zuständige Polizist nochmals beschwert, dass der Verletzte nun aus dem Kessel kommt, ohne dass dessen Identität festgestellt wurde. „Dieses Vorgehen ist unprofessionell. Wir machen alle unseren Job und haben unterschiedliche Qualifikationen. Wenn medizinisch geschultes Fachpersonal vor einem Polizisten steht und sagt es handelt sich um einen Notfall, erwarte ich von der Polizei, dass diese im Interesse des Menschenlebens handelt und die Sanis gewähren lässt“, so ein Sanitäter, der vor Ort war.
Offenbar Rechtsextreme greifen rund 100 Gegendemonstrant*innen mit Pfefferspray an
Gegen 21 Uhr bemerken die Sanis, dass viele Menschen in der Mitte des Kessels anfingen zu husten. Schnell war ihnen klar, dass es sich um Reaktionen auf Pfefferspray handelte, da auch sie von Hustenanfällen betroffen waren. Nach kurzer Verwirrung über die Herkunft des Reizstoffes , wurden zwei Personen ausgemacht, die von einem angrenzenden Flachdach aus gezielt das Pfefferspray in die Menge gesprüht hatten, in der deutlich erkennbar auch die Sanitäter*innen waren. Zeug*innen haben gesehen, wie die Angreifer auf allen Vieren an den Rand des knapp einstöckigen Flachdachs gekrochen sind, das Pfefferspray versprüht haben und weggerobbt sind. Das ist Körperverletzung gegen alle die im Einflussbereich des Reizgases gestanden haben. „Auch wir Sanis waren von diesem Angriff betroffen. Wir tragen ja nicht umsonst auffällig gekennzeichnete Einsatzkleidung, doch das war der Person, die das getan hat offenbar egal.“ Die Vermutung liegt sehr nahe, dass es sich bei den Angreifern um Teilnehmer der rechten Demonstration gehandelt hat, der offenbar keine Hemmungen verspürte, Gegendemonstrant*innen in Gegenwart der Polizei anzugreifen.
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