Diejenigen, die Menschenverachtung und Ausgrenzung propagieren, sind oft besser aufgestellt und lauter als diejenigen, die Demokratie und Menschenrechte verteidigen. Als Reaktion darauf erheben einige ständig ein Skandalgeschrei und springen über jedes Stöckchen, das ihnen die Menschenfeinde hinhalten. Andere versuchen, mit „allen“ ins Gespräch zu kommen – so als würde sich Menschenfeindlichkeit in „Bürgerdialogen“ mit der richtigen Gesprächsstrategie in Luft auflösen. Und viele schauen dem zu und schweigen.
„Was würde helfen, sie wieder zu beleben?“
Diejenigen, denen Demokratie und eine offene Gesellschaft wichtig sind, sollten die Diskussionen dort führen, wo sie ihnen begegnen: in Alltagssituationen und im eigenen Umfeld – also dorthin gehen und den Mund aufmachen, wo es unangenehm wird, weil wir die Menschen kennen, die die Menschenverachtung verbreiten. Und anstatt über Hass im Netz oder in den Kommentarspalten zu lamentieren, sollten sie sich dort in die Diskussionen begeben und den Streit aufnehmen. Denn sie werden gebraucht. Kurz: nicht jammern, sondern Haltung zeigen und sich einmischen.
„Was hat das Internet damit zu tun?“
Das Internet bietet allen mit einem Internetzugang die Möglichkeiten, mit anderen in Kontakt zu treten, sich auszutauschen und Inhalte zu verbreiten. Wie wir diese Möglichkeiten nutzen, ist unsere Entscheidung. Wir alle müssen miteinander aushandeln, wie sich die Kommunikation im Netz so organisieren lässt, dass auch dort ein respektvoller Umgang miteinander unterstützt wird. Und natürlich sollten wir auch im Internet nicht zusehen, wenn Menschenverachtung und Ausgrenzung propagiert werden.Christine Böckmann, Theologin und Trainerin für gewaltfreie Konfliktaustragung, arbeitet bei Miteinander – Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit e.V. in der Bildungs- und Netzwerkarbeit.