Cyber-Mobbing ist mittlerweile vielen Menschen ein Begriff. Gemeint sind wiederholte und regelmäßige Schikanen unter Klassenkameraden, Studenten und Arbeitskollegen über Internet und Handy. Die Belästigungen enden ? anders als beim klassischen Mobbing ? nicht an der Haustür, sondern finden rund um die Uhr statt, auch in den eigenen vier Wänden.
Anonyme Attacken
Oft bemühen sich die Täter und Täterinnen, anonym zu bleiben. Netzwerkprofil, Mailadresse und Internetprotokolladresse (IP) werden mit falschen Daten erstellt und so anonymisiert, dass sie nur schwer zurück verfolgt werden können. Allerdings geht Cyber-Mobbing in der Regel von Personen aus dem unmittelbaren Umfeld aus. Fälle, in die gänzlich Fremde involviert sind, kommen selten vor. Die Opfer haben fast immer einen Verdacht, wer hinter den Attacken stecken könnte.
Welches Motiv steckt hinter den Cyber-Attacken?
In den meisten Fällen veröffentlichen verlassene oder verschmähte Freunde und Ehepartnerinnen obszöne Nachrichten, Bilder und Videos. ?Während Frauen andere Userinnen vor den Machenschaften ihres Expartners warnen, und ihn als schlechten Menschen diffamieren, laden Männer eher Sexbilder und -Videos im Internet hoch, um so ihre verschmähte Liebe zu rächen?, sagt Christian Keppel, Pressesprecher des Dienstleisters www.deinguterruf.de, der sich um ?Online Reputations-Management? kümmert: ?Demgegenüber treten rechtsextreme Cyber-Attacken relativ selten auf.? Mit der Ausweitung der sozialen Netzwerke hätten allerdings auch virtuelle Anfeindungen von Neonazis gegenüber Andersdenkenden und Menschen mit Migrationshintergrund zugenommen. Leserinnen und Leser von Belltower.news berichten etwa von persönlichen Diffamierungen in Foren oder Kommentarspalten von Tageszeitungen: So wurden Menschen im Verlauf von Diskussionen, in denen sich politische Differenzen herausstellten, von Neonazis nicht nur aggressiv angegangen, sondern auch als Pädophile beschimpft – ein Vorwurf, den niemand gern über sich im Netz lesen möchte.
Was gegen Cyber-Mobbing hilft
Gerichte seien mit dem relativ jungen Phänomen Cyber-Mobbing oft überfordert. ?Die alten, festgefahrenen juristischen Pfade bringen hier wenig?, so Keppel. Der Kosten- und Zeitaufwand einer Rechtsklage sei oft mit dem Ergebnis nicht aufzuwiegen. Nach Erfahrungen von deinguterruf.de sind direkte Anfragen beim Internetseitenbetreiber oftmals erfolgreicher: Die meisten seien dazu bereit, unliebsame Nachrichten oder Abbildungen zu löschen. Wenn so keine Einigung gelingt, wird es schwieriger. Auf dem juristischen Weg seien nur mühsam gleichwertige Erfolge zu verzeichnen, berichtet Keppel.
Cyber-Mobbing ist kein Kavaliersdelikt
Immer wieder kommt es bei Opfern von Cyber-Mobbing Attacken zu psychischen und physischen Erkrankungen, die im schlimmsten Fall zum Selbstmord führen können. Welche gravierenden Folgen ihre Schikanen im Internet haben, wird von den Täterinnen und Tätern und ihrer Anhängerschaft oft nicht realisiert. Häufig werden sie von anderen bewundert und dazu ermutigt, peinliche Situationen von Mitschülern und Lehrern online zu stellen oder mit aggressiven Bedrohungen Ängste zu schüren. Diese Entwicklung kann nur schwer kontrolliert werden. ?Das Problem: Justiz und Unternehmen wie deinguterruf.de können immer erst tätig werden, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist?, sagt Keppel. Allerdings sind sich viele Betreiber von Web 2.0-Angeboten des Problems inzwischen bewusst und löschen relativ zügig diffarmierende Beiträge. Nur ist damit lediglich der Beitrag aus der Welt ? Wiederholungen sind bei böswilligen Täterinnen und Tätern nicht auszuschließen.
Im Moment läuft die Kampagne „Soziale Netzwerke gegen Nazis“ – informieren Sie sich:
| www.soziale-netzwerke-gegen-nazis.de
Die Kampagne auf netz-gegen-nazis.de:
| Soziale Netzwerke gegen Nazis – 11.10. bis 17.10.2010
| Viel Beteiligung bei „Soziale Netzwerke gegen Nazis“
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