
Anfang 2024 gründete sich die Kleinpartei WerteUnion aus der zuvor gleichnamigen Mitgliederinitiative innerhalb der CDU/CSU, mit dem Ziel, konservative und wirtschaftsliberale Positionen zu stärken. Der Verfassungsschutz führt seinen ehemaligen Präsidenten Hans-Georg Maaßen, der ab Februar 2024 den Parteivorsitz der WerteUnion übernahm, als Beobachtungsobjekt im Bereich des Rechtsextremismus an.
Abspaltung der Jugend: Der Bruch mit der WerteUnion
Bis September des vergangenen Jahres war die Junge WerteUnion die Jugendorganisation der gleichnamigen Mutterpartei. Nach dem Eintritt des ehemaligen AfD-Bundessprechers Jörg Meuthen im September 2024, kündigte der Bundesvorstad der Jugendorganisation jedoch an, austreten zu wollen und einen eigenen unabhängigen Verein zu gründen. Grund für die Abspaltung sei neben innerparteilichen Konflikten auch eine zunehmende Orientierung nach Links – die man wegen Meuthen befürchte. Der Ex-Bundesvorsitzende der Jungen WerteUnion Philip Zank und sein Stellvertreter Lutz Vondermans übernahmen anschließend die Führung der neuen Jugendbewegung. Mit Maximilian Krenz befindet sich auch ein ehemaliges Mitglied der Jungen Union im Vorsitz.

Libertarismus, Konservatismus und Christentum als Leitideologie
Das Junge Freiheitsbündnis beschreibt sich selbst als „erste echte libertäre Jugendbewegung“ Deutschlands. In den vergangenen Jahren sei Deutschland durch linke Politik seiner Freiheit beraubt worden. Ziel sei deshalb, den „linken Wahnsinn“ zu bekämpfen und den „linken Staatsapparat“, der uns unsere Freiheit nehme, abzuschaffen.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden immer wieder Schlüsselbegriffe wie („radikale“) Freiheit und Libertarismus, auch im Kontext der Wirtschaft, betont. Im Gegensatz zum Liberalismus meint Libertarismus eine extrem freiheitliche Gesinnung, die Eingriffe des Staates grundsätzlich ablehnt. Libertäre fordern die Beschränkung des Staates auf den Schutz grundlegender Freiheiten oder sogar eine vollständige Abschaffung. Darüber hinaus schreibt das Junge Freiheitsbündnis in der Präambel seiner Satzung, dass das Ziel eines libertären Staates nur mit christlich-konservativen Grundwerten erreicht werden könne.
Radikale Inhalte und digitale Vernetzung
In Paragraf 2 der Satzung liest man, die Aufgabe der Jugendbewegung sei, Aufklärungsarbeit, Demokratie und selbstkritisches Denken von Jugendlichen zu fördern. Dies solle durch eine starke Öffentlichkeitspräsenz auf Social-Media erreicht werden.
In Blogposts mit Titeln wie „Der Untergang des ‚liberalen‘ Westens“ oder „Mileis Abrechnung in Davos“ betont das Bündnis die aus ihrer Sicht Notwendigkeit eines Minimalstaates. Entgegen der Annahme, dass der Westen liberal sei, spricht die Jugendbewegung von einer zunehmenden Autokratisierung. Gleichzeitig wird ihr Liebäugeln mit Autokraten deutlich.
Auch in den Beiträgen richtet sich die Kritik immer wieder gegen linke Politik, die als Haupttreiber von Bürokratie, staatlicher Bevormundung und Regulierung gesehen wird. Ähnliche Beiträge verfasst das Bündnis für das neurechte Printmagazin „Krautzone“. Neben AfD-Politiker*innen und bekannten Internetpersönlichkeiten der Neurechten schreibt auch Identitäre Bewegung Aktivistin Reinhild Boßdorf für das Magazin.
Auf X, ehemals Twitter, TikTok, Instagram und YouTube, ist die Jugendbewegung sehr aktiv. Dort posten sie täglich mehrmals und erreichen zum Teil Hunderttausende. In Posts auf X kommentiert das Junge Freiheitsbündnis häufig Videos rechtspopulistischer Medien wie „Nius“ oder „Radio Genoa“. Das Schweigen einiger Abgeordnete der Linken während der Nationalhymne zum Abschluss der Konstituierung des 21. Bundestages, kommentiert die Jugendbewegung mit „sie (die Linken) hassen uns [und] Deutschland“.

Wiederum ein anderes Video, das die Linksfraktion zeigt, wie sie eine antifaschistische Parole anstimmen, lässt das Bündnis darauf schließen, dass der Bundestag ein „Behinderten-Problem“ habe. Sogar vor Begriffen wie „Remigration“ – also der Abschiebung und Vertreibung von Millionen Menschen, auch von deutschen Staatsbürger*innen – schreckt das Junge Freiheitsbündnis nicht zurück. So nutzen sie das Attentat in Mannheim, um „massenhafte Remigration“ zu fordern. Dazu repostete die Jugendbewegung erst kürzlich einen Aufruf mehrerer rechtsextremer Aktivisten, am „Remigrations-Gipfel“ im Mai in Italien teilzunehmen. Zu den werbenden Gesichtern zählen Aktivisten der völkischen Identitären Bewegung, darunter Martin Sellner und Max Märkl. Auch die rechtsextreme schweizer Gruppierung „Junge Tat“ und andere europäische Aktivist*innen der neurechten Szene werben im Video für den Gipfel.
Jung, libertär… und rechts?
Auf der Seite des Bündnisses heißt es, „Brandmauern und Denkverbote“ seien inakzeptabel. So wirbt die Bewegung öffentlich mehrfach für die AfD auf Social-Media. Der Vorsitzende Zank teilt erst kürzlich seine Wahl zugunsten der Partei mit und behauptete vor der vergangenen Bundestagswahl, wer sie nicht wähle, habe „den Schuss nicht gehört“.
Auf Instagram versucht die Jugendbewegung ihre junge Zielgruppe mit Memes zu erreichen. Die Posts entstehen häufig auf Kosten von Menschen mit Migrationshintergrund und sind offen rassistisch.

Ein Beitrag, generiert von künstlicher Intelligenz, zeigt zum Beispiel eine Menge scheinbar arabischer Menschen, die jubelnd aus einem Grünen-Flugzeug mit Sonnenblumenmotiv steigen. Das Bild trägt die Aufschrift „Massenzuwanderung ist der Sargnagel für den Wohlstand“. Auffällig ist, dass beinahe alle Instagram-Posts in Koproduktion mit anderen Accounts entstehen. Neben anderen „patriotischen“ Meme-Seiten befinden sich unter den Herausgebern häufig auch Politiker*innen der AfD, darunter Maximilian Keller, Mitglied des Bundestages und der Vize-Vorsitzende der AfD-Fraktion Nordrhein-Westfalen Sven W. Tritschler. Keller ist darüber hinaus Redakteur des Mediums Krautzone, für das das Junge Freiheitsbündnis schreibt. Wie all diese Profile jedoch in Verbindung stehen, ist nicht klar einsichtig.