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David Irving Holocaustleugner on Tour

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Screenshot David Irving (Quelle: BBC via YouTube)

Der „Spiegel“ nannte ihn einmal einen „Handlungsreisenden in Sachen Hitler“ – und genau dieser Reisende begibt sich nun wieder auf Tour: David Irving, 75-jähriger Holocaustleugner und rechtsextremer Autor, startet im August in Großbritannien eine Vortragstournee, bei der er aus seinem neuen Buchprojekt über Heinrich Himmler lesen will. Eingebettet in diese Lesereise ist ein mehrtägiger Trip zum Führerhauptquartier und anderen nationalsozialistischen Stätten. Diese Tour beginnt am 3. September in Warschau und endet am 10. September mit Irvings Auftritt in Berlin. Wer die sieben Tage mit dem Holocaustleugner verbringen will, muss dafür 500 Dollar zahlen.

Bis ins vergangene Jahr gab es für Irving eigentlich ein Einreiseverbot für Deutschland. Doch das Bayerische Verwaltungsgericht München entschied, dass dieses Verbot im März 2013 aufzuheben sei – nach 20 Jahren. 1993 hatte Irving bei einem Treffen von Geschichtsrevisionisten in München behauptet, „dass die den Touristen in Auschwitz gezeigte Gaskammer eine Attrappe ist, die nach dem Kriegsende von den Polen gebaut wurde“. Dafür wurde er vom Landgericht München wegen Beleidigung und Verunglimpfung des Ansehens Verstorbener zu einer Geldstrafe von 30.000 DM verurteilt. Die Münchner Ausländerbehörde wies ihn zudem aus der Bundesrepublik Deutschland aus – seit März darf er nun also wieder einreisen. Dagegen hat er heute noch in Australien, Italien, Kanada, Österreich, Neuseeland und Südafrika Einreiseverbot.

Kein „Raum“ für rechtsextreme Propaganda

Am 10. September will er nun also in Berlin auftreten: ein anderthalbstündiger Vortrag mit anschließendem Abendessen. Reden will Irving in deutscher Sprache über die „Meinungsfreiheit und die Gefahren beim Schreiben über die wahre Geschichte“. Erst nach einer Voranmeldung und einer Vorauszahlung von knapp 100 Euro erhält man mehr Informationen zu der Veranstaltung – dafür werde aus „verständlichen Sicherheitsgründen“ die volle Anschrift benötigt.

Doch gegen den Besuch des Geschichtsklitterers regt sich Widerstand: Volker Beck, Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Bundestag, wandte sich an den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). In einem Brief forderte er die Hotelbetreiber auf, Irving keinen Raum zu vermieten: „Bitte informieren sie die Berliner Hotels und Gaststätten darüber, dass sie nicht verpflichtet sich, an rechtsextreme Personen zu vermieten.“ Der Dehoga veröffentlichte daraufhin einen „Verhinderungsaufruf“ und die Forderung an seine Mitglieder „Bitte geben Sie keinen ‚Raum‘ für rechtsextreme Propaganda!“ Als Hilfestellung wurde außerdem auf den Ratgeber für die Gastronomie verwiesen: Rechtsextremisten nicht auf den Leim gehen.

Breite Proteste zu erwarten

Dem „Tagesspiegel“ erklärte Dehoga-Hauptgeschäftsführer Thomas Lengfelder: „Ich vertraue darauf, dass Irving bei unseren Mitgliedern nicht unterkommt.“ Die meisten Hotels in Berlin seien im Dehoga organisiert, vor allem die großen Häuser. Dagegen sind die meisten Gaststätten nicht Mitglied – so wird Irving wohl ohne Schwierigkeiten einen Raum für seinen Vortragsabend finden, zumal der Interessentenkreis wahrscheinlich eher klein sein wird.

So oder so wird der Besuch des Holocaustleugners wohl für breite Proteste sorgen. Laut „Tagesspiegel“ hieß es von Innenstadt-Hoteliers am Montag, dass sie Irving auch dann noch vor die Tür setzen würden, wenn er sich zuvor ordnungsgemäß über einen Vertreter eingemietet habe. Um Überraschungen vorzubeugen, empfehlen Anti-Rassismus-Initiativen grundsätzlich Klauseln in Mietverträge aufzunehmen, wonach sich der Unterzeichner verpflichtet, keine „rechtsextremen, rassistischen, antisemitischen oder antidemokratischen Inhalte“ zu verbreiten.

Bizarre Fußnote

Als würde Irving mit seinen Tourplänen derzeit nicht schon für genug Schlagzeilen sorgen, taucht er nun in einem bizarren Randaspekt des NSU-Prozesses auf: So ging es bei der Aussage eines BKA-Beamten über die Vernehmung von Holger G. um das antisemitische Brettspiel „Pogromoly“. Dieses wurde maßgeblich von NSU-Mitglied Uwe Mundlos entwickelt. Ein Exemplar von „Pogromoly“, das den Holocaust verherrlicht, sei an David Irving verkauft worden, berichtet der „Tagesspiegel„. Der BKA-Mann führte aus, Neonazi André K., der zu den Beschuldigten im NSU-Verfahren gehört, habe das Spiel „für viel Geld“ an Irving geliefert. Von dem Betrag sei jedoch bei Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe nie etwas angekommen, was die drei geärgert habe – hofften sie doch, ihr Leben im Untergrund auch über den Verkauf des Spiels zu finanzieren.

 

Mehr Informationen:

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