Das „Peer Leaderhip Training“ fußt auf der Idee, dass Jugendliche sich lieber von anderen Jugendlichen, den ?Peer Leadern?, als von Erwachsenen überzeugen lassen. Deshalb geht es darum, engagierte Teenager fit zu machen, um ihre Klassenkameraden für demokratische Vielfalt und gegen Rechtsextremismus zu begeistern.
Praktisch heißt das für den aktuellen Peer Leader-Jahrgang in Dresden: An einem Gymnasium haben die Peer Leader mit allen achten Klassen jüngst ein ?Kooperationsspiel? organisiert ? weil keine der Aufgaben sich alleine lösen lässt, wird Teamwork gefördert, Zusammenhalt erlebt. An einer Mittelschule sahen die Teilnehmenden mangelnde Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern ? und begegneten dem mit einem Schulfaschingsfest für alle. An einer anderen Mittelschule initiierten die Peer Leader eine schulweite Diskussion über die Schulhofgestaltung ? mit dem Ergebnis, dass im nächsten Frühjahr die Bagger rollen sollen, um den jetzigen Betonplatz in einen Sport- und Erholungsraum zu verwandeln.
Erst kommt die Aufmerksamkeit, dann der Inhalt
?Das sind Aktionen, mit denen die Schülerinnen und Schüler große Aufmerksamkeit bei den Mitschülern erregen?, sagt Andrea Büttner, die das Peer Leadership Training der RAA Sachsen leitet, ?die merken: da engagieren sich welche und das hat Vorteile für uns alle.? Eine gute Voraussetzung für die inhaltliche Arbeit, die folgt. Die Jugendlichen werden zweieinhalb Jahre lang begleitet und lernen bei Workshops Methoden zur Mitbestimmung und Konfliktlösung, aber auch viel zu Themen wie Rechtsextremismus, interkulturelle Kompetenz oder Globalisierung und Gerechtigkeit.
Aktuell wird das Peer Leadership Training in Dresden an einem Gymnasium und zwei Mittelschulen angeboten, 15 Jugendliche nehmen teil. Erstmals wurden die Trainings diesmal mit 12 Jahren begonnen, statt, wie bisher, mit 16 Jahren. ?Gerade in den Mittelschulen fehlt es sonst an Zeit, die Früchte der Arbeit zu ernten?, sagt Andrea Büttner. Die Schulen sind begeistert, wenn von den Peer Leadern schwierige Themen wie rechte Tendenzen oder fehlendes Gefühl für kulturelle Vielfalt bearbeitet werden. Am meisten profitieren aber die Schülerinnen und Schüler, so Büttner: ?Die haben so viele Ideen, wenn sie erst einmal entdeckt haben, was für tolle Dinge sie bewegen können?. Projektpatin und Schauspielerin Jennifer Ulrich aus der Jury des Sächsischen Förderpreises für Demokratie meint: „Ein wirklich sinnvolles, fördernswertes Projekt, das nicht nach einer Woche aus den Köpfen verschwunden ist, sondern nachhaltig wirkt.“
Das „Peer Leadership Training“ der RAA Sachsen ist nominiert für den „Sächsischen Förderpreis für Demokratie“, der jährlich von der Amadeu Antonio Stiftung, der Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank, der Stiftung Frauenkirche Dresden und der Freudenberg Stiftung verliehen wird. Die Preisverleihung ist am 9. November 2009 in Dresden. Belltower.news stellt ihnen die 10 nominierten Projekt vor.
Die zehn nominierten Projekte sind:
? AG Kirche gegen Rechtsextremismus, ein Projekt der Evangelischen, Erwachsenenbildung Sachsen (Dresden)
? Bürgerinitiative ?Demokratie anstiften? (Reinhardtsdorf-Schöna / Kleingießhübel)
? Hillersche Villa ? Soziokultur im Dreiländereck e.V. (Zittau)
? Medinetz Dresden e.V. (Dresden)
? Oberlausitz ? neue Heimat e.V. (Löbau)
? Peer Leadership ? Training für interkulturelle Kompetenz und Demokratie, ein Projekt des RAA Sachsen e.V. (Dresden)
? Roter Stern Leipzig ?99 e.V. (RSL) (Leipzig)
? Schülerinitiative gegen die NPD und andere Nazis (Dresden)
? Soziokulturelles Zentrum in Mügeln, ein Projekt des Vive le Courage e.V. (Mügeln)
Im Internet:
| www.raa-sachsen.de
| demokratiepreis-sachsen.de
| amadeu-antonio-stiftung.de