Bei der rechtsextremen Schweizer Volkspartei (SVP) hieß das geschmacklose Spiel 2009 noch deutlich „Minarett Attack“. Bei der Neuauflage der rechtsextremen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) wurde es 2010 verniedlichend zu „Moschee baba“. Die Redaktion des „Deutschlandecho“-Blogs mag es nun 2011 überraschend „denglisch“ und verschwurbelt. Hier heißt das islamfeindliche Spielchen nun „Call of Muezzin: Reconquista Warfare“ und hat auch eine latent andere – mit Brandenburger Tor und Kölner Dom verzierte – Optik bekommen.
So sah die Variante des Spiels aus, die in der Schweiz und in Österreich propagiert wurde (Screenshot).
Der Inhalt des Online-Spiels, das laut „Deutschlandecho“ „spielerisch auf die Gefahren des Islam aufmerksam“ mache, ist so islamfeindlich und gewaltverherrlichend wie simpel: Der Spieler oder die Spielerin „schützen“ ihr Land vor Moscheen, Minaretten und Muezzinen, indem sie diese abschießen. Interessant, dass die Macher von „Call of Muezzin“ offenbar einerseits die Schieß-Assoziation vermeiden wollen und deshalb stets von „Moscheen stoppen“ reden – aber andererseits die „Stopp“-Schilder im Spiel mit einen deutlichen Schußgeräusch hinterlegen. Da erscheint auch die Beteuerung in der „Spielanleitung“ vorgeschoben, das Spiel solle nicht zu Gewalt aufrufen. In Österreich wurde „Moschee baba“ übrigens von der FPÖ vom Netz genommen, nachdem die Staatsanwaltschaft eine Sperrung der Website beantragte. Auch die Schweizer Version ist nicht mehr online.
Aus „Gesamtrechts“ wird „Deutschlandecho“
Interessant sind auch die Macher des Spiels: Bis vor kurzen firmierte die nun als Blog angelegte rechtsextreme Nachrichtenseite „Deutschlandecho“ (Slogan: „Gegenöffentlichkeit / Unabhängig / Überparteilich“) noch unter dem Namen „Gesamtrechts“. Damals lautete der Claim „Rechtes Infoportal / Unabhängig / Antisozialistisch“. Das zeigt schon, dass der im Namen angelegte Sammlungsgedanken nicht allumfassend gemeint war.
Während das bekannteste rechtsextreme Infoportal „Altermedia“ inhaltlich der sich „national sozialistisch“ verstehenden NPD und den „freien Kräften“ steht, galt „Gesamtrechts“ als DVU-nah. Dieser Eindruck entstand sich nicht nur aufgrund der politisch vertretenen Positionen. Hier durften sich auch Würdenträger der DVU publizistisch austoben. Auf „Gesamtrechts“ veröffentlichte Andreas Molau, als er DVU-Pressesprecher war, einen Podcast. Der rastlose Islamfeind und Unternehmer Patrik Brinkmann publizierte während seiner DVU-Phase eine regelmäßige Kolumne. Außerdem ist die – allerdings ungenutzte – Domain „Gesamtrechts.de“ auf den ehemaligen DVU-Vorsitzenden Matthias Faust registriert.
Auf die Nutzung einer .de-Adresse wollten sich die Macher von „Gesamtrechts“ aber doch nicht einlassen – man gibt sich zwar gern rechtskonservativ, wollte aber wohl nicht das Risiko eingehen, im Geltungsraum der deutschen Rechtssprechung zu publizieren. Der Bloganbieter „WordPress“ ist ein Teil der Firma „Automattic Inc.“, die in den USA in San Francisco beheimatet ist. Auf ein anständiges Impressum verzichtet „Deutschlandecho“; die drei Hauptakteure treten im Kontakt-Bereich lediglich unter den Nicknames „derernst“, „freiheitsdrang“ und „organisator“ auf. Dafür ist zu erfahren, dass sich das 2010 gegründete „DeutschlandEcho“ nicht nur in der Folge von „Gesamtrechts“ (2009), sondern auch in der Folge des inhaltlich ähnlich ausgerichteten „Patriotischen Forums Süddeutschland“ (PFS) (2008) sieht.
Das Schreiben in der Anonymität wirkt zur Seite passend unseriös – dabei war der Grund der Namensänderung von „Gesamtrechts“ zu „DeutschlandEcho“ laut einer Stellungnahme der Redaktion der Wunsch einer Annäherung an unbedarfte Leserinnen und Leser: „Mit dem neuen Namen will DeutschlandEcho sich einen Vorteil bei der Positionierung als Portal der Gegenöffentlichkeit verschaffen ? der Name GESAMTRECHTS wirkte da oftmals wie ein uninformierte Zeitgenossen verschreckender Klotz am Bein. Aber: DeutschlandEcho bleibt natürlich GESAMTRECHTS im Sinne der Zwei-Lager-Lösung!“ Gemeint ist damit die Aufspaltung der Szene in ein „nationales und sozialistisches“, „systemoppositionelles“ Lager und ein „rechtsdemokratisches“, „nationalkonservatives“ Lager, dem sich DeutschlandEcho selbst zugehörig sieht.
Wie es allerdings zu einer solchen „gemäßigten“ Selbsteinschätzung passt, ein Spiel zu veröffentlichen, das Gewalt gegen Muslime verherrlicht, können vermutlich nicht einmal die Macher von „DeutschlandEcho“ begründen – zumindest nicht über die wohl erwünschte Selbsteinordnung in eine Reihe mit den in ihren Ländern weitaus erfolgreicheren Rechtsaußenparteien SVP und FPÖ hinaus. Interessant auch: Zwar wollen die Macher des „DeutschlandEcho“-Blogs laut Selbstdefinition nicht mit der „sozialistischen“ NPD spielen – deren Anzeigen veröffentlichen sie allerdings großflächig.
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