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Die sanfte Seite des Rechtsextremismus? (2)

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Doch auch wenn sich die Frauen aus dem Umfeld von NPD und Kameradschaften außerhalb der Szene als nette Nachbarinnen geben: Auch, wo sie politisch nicht offen in Erscheinung treten, muss die Zivilgesellschaft sich klar von rechtsextremen Aktivistinnen abgrenzen. Hier drei weitere Beispiele.

Karin Schmutzler, NPD-Aktivistin

Lange Zeit war den Hamburger Behöreden bekannt, dsas die Musiklehrerin einer Grundschule im Ortsteil Volksdorf Mitglied in mehreren rechtsextremen Vereinigungen war. Allerdings sahen sie keine Möglichkeit zu intervenieren: Es gab keinerlei Beschwerden über die 47-Jährige, die 2002 für die Republikaner zur Bundestagswahl in der Hansestadt antrat. Mittlerweile ist sie wie ihr Ehemann Jochen Schmutzler bei der NPD aktiv und übernimmt logistische Aufgaben wie die Verwaltung des Postfachs für die Einheit Nord der Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ). Schmutzler und ihr Mann gehören zum Umfeld der Pennalen Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg. In ihrer Freizeit engagiert sich die Mutter von vier Kindern als Leiterin des Ostpreußenchors Niendorf.

Nach der Ausstrahlung eines Interviews, das sie dem Westdeutschen Rundfunk unter falschem Namen gab und in dem sie aus ihrer rechtsextremen Einstellung keinen Hehl machte, änderte sich die Situation. Obwohl der Bericht selbst nicht bundesweit ausgestrahlt wurde, erkannten MitarbeiterInnen des Norddeutschen Rundfunks die Frau und wandten sich an die Hamburger Schulbehörde. Es folgten Gespräche mit der Schulleitung der Grundschule. Karin Schmutzler distanzierte sich nicht von den rechtsextremen Äußerungen, die sie im Interview gemacht hatte.

Als Angestellte hatte die Lehrerin nicht – wie bei BeamtInnen üblich – einen Eid auf das Grundgesetz geschworen. Schließlich argumentierte die Hamburger Schulbehörde mit dem „Schulfrieden“ an der staatlichen Grundschule, den sie in diesem Falle – spätestens nach Eingang massiver Beschwerden von entrüsteten Eltern – gestört sah. Katrin Schmutzler wurde mit sofortiger Wirkung in den inneren Schuldienst versetzt. Kündigen konnte man ihr – anders als ihrem Mann – nicht: Dieser erhielt als Musiklehrer an einer privaten katholischen Grundschule aufgrund seiner jahrelangen Einbindung in die gewaltbereite rechtsextreme Szene die fristlose Kündigung.

Iris Niemeyer, RNF-Aktivistin

Nach ihrem Diplomstudium der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule Münster arbeitete die 33-Jährige als Leiterin des Kinderbereichs im Katholischen Kinder- und Jugendzentrum „H.O.T. – Alte Dame“ im Stadtteil Rheine-Mesum. Politisch äußerte sich die junge Frau dort selten, durch ihr Aussehen und Auftreten hileten die MitarbeiterInnen des Jugendzentrums Iris Niemeyer für „eher linksalternativ“. Niemand in der Einrichtung wäre auf die Idee gekommen, dass es sich bei ihr um eine seit Jahren in der NPD aktive Rechtsextreme handelt. Umso erschrockener waren die MitarbeiterInnen, als im Herbst 2007 Fotos in einer an das Jugendzentrum gerichteten E-Mail Niemeyer als Aktivistin an einem Stand der rechtsextremen Organisation „Ring Nationaler Frauen“ (RNF) zeigten.

Noch am selben Tag forderten die KollegInnen sie auf, sich von ihrem Engagement in NPD und RNF zu äußern, und konfrontierten sie mit der Unvereinbarkeit des demokratisch-pädagogischen Werteverständnisses der Einrichtung mit dem NPD-Parteiprogramm. Sich innerhalb der Einrichtungen zu ihren rechtsextremen Einstellungen zu bekennen, hatte Niemeyer bis zu diesem Zeitpunkt nicht für notwendig gehalten – von ihren politischen Aktivitäten und Inhalten distanzierten wollte sie sich nicht. Das Angebot der MitarbeiterInnen, über alles zu reden, sofern sie sich von der Partei abkehre, schlug sie aus. Ihr wurde fristlos gekündigt.

Nach einer Rechtsbelehrung durch die NPD zog Iris Niemeyer dagegen vor Gericht und bekam in erster Instanz Recht. Der Träger der Kinder- und Jugend-Freizeiteinrichtung, das Katholische Jugendwerk Mesum e.V., willigte daraufhin in einen Vergleich in Höhe eines Monatslohnes ein. Nur Wochen nach ihrer Entlassung ließ sich Iris Niemeyer zur Vorsitzenden des neu gegründeten Ortsverbands Rheine wählen. Sie engagiert sich bis heute beim Aufbau von NPD- und RNF-Strukturen in Nordrhein-Westfalen und ist eine der Gründerinnen der rechtsextremen Frauengruppe „Jeanne D.“

Ricarda Riefling, Rednerin bei Aufmärschen

Ricarda Riefling lebte lange Zeit unauffällig im niedersächsischen Coppengrave bei Hildesheim. Als im örtlichen Schwimmverein im Herbst 2006 Personalmangel herrschte, sprang die zweifache Mutter als Betreuerin für das Kinderschwimmen beim TSC Coppengrave ein. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits seit Jahren in der rechtsextremen „Gemeinschaft Deutscher Frauen“ (GDF) aktiv und engagierte sich im „Ring Nationaler Frauen“ (RNF) in Niedersachsen. Ihr Mann Dieter Riefling ist ein vorbestrafter Kader von NPD und freien Kameradschaften und ehemaliger Funktionär der mittlerweile verbotenen „Freiheitlichen Arbeiterpartei“ (FAP).

Bei einem Kameradschafts-Aufmarsch in Hildesheim im Februar 2007, über den die überregionale Presse berichtete, trat Ricarda Riefling als Rednerin auf. Spätestens jetzt war auch in der Gemeinde bekannt, dass sie zu den führenden RechtsextremistInnen Niedersachsens zählt. Nachbarn und Nachbarinnen protestierten, doch der TSC Coppengrave reagierte erst, als nach einem Bericht des Norddeutschen Rundfunks im Herbst 2007 der öffentliche Druck zu groß wurde. Der Vereinsvorstand bat sie – immerhin ein halbes Jahr nach Bekanntwerden ihrer rechtsextremen Aktivitäten -, von ihrem Ehrenamt als stellvertretende Leiterin der Schwimmabteilung zurückzutreten. Die Begründung für das späte Eingreifen: Im Ort selbst und im Verein sei Ricarda Riefling schließlich nie politisch in Erscheinung getreten.

| Lesen Sie auch Teil 1 über Stella Hähnel, Mitglied im NPD-Bundesvorstand, und Sigrid Schüßler, „Nationale Kabarettistin“

Dieser Text wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Deutschen Frauenrat. Er erschien zuerst in der Zeitschrift
„Frauenrat. Ausgabe 6/2008: Gefährlich im Aufwind. Rechtsextreme Frauen.“


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