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Dr. Hans-Georg Moldenhauer (DFB) „Wir dürfen nichts schönreden“

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Dr. Hans-Georg Moldenhauer ist Vizepräsident für Qualifizierung im DFB-Präsidium und Präsidenten des Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV). Zuvor war er Torwart des FC Magdeburg. Mit ihm sprach Eric Stritter.

Wie steht der DFB zu dem Thema Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschlands Fußballstadien?

Rechtsextreme Erscheinungen kommen in Deutschland in der gesamten Gesellschaft vor, und auch der Fußball ist betroffen. Dabei sollte nicht der Eindruck entstehen, dass Fußball und seine Fans generell und ausschließlich rassistisch dominiert wären. Eher das Gegenteil ist der Fall. In vielen Vereinen spielen Kinder und Jugendliche mit den verschiedensten Hintergründen ohne Probleme miteinander Fußball. In vielen Stadien feiern die Fans gemeinsam ihr Team, ohne dass die Hautfarbe eine Rolle spielen würde. Viele aktive Fans engagieren sich gegen Nazis und Rassismus in- und außerhalb des Stadions. Die Initiativen und Projekte um das Thema Fremdenfeindlichkeit sind vielfältig. Trotzdem muss das Bewusstsein für die Problematik geschärft werden. Denn fremdenfeindliche und rassistische Vorfälle im Stadion auszuschließen ist sehr schwer. Das ?Event? Fußball wird von einzelnen politisch motivierten Fans oder auch ?Störern? genutzt, um sich zu präsentieren und um sich in die Öffentlichkeit zu bringen. In solchen Fällen muss man sofort reagieren und mit der gesamten Bandbreite dagegen halten.

Wie wird versucht, dem Problem entgegen zu treten?

Man kann mit wenig Mitteln viel machen. Deshalb gibt zum Beispiel Präventionsmaßnahmen, also Beratungen und Versammlungen mit den Vereinen, den Verbänden, der Polizei, dem Innenministerium und allen Entscheidungsträgern, die solche Vorfälle unterbinden oder sogar vermeiden können. Ein Interessen- und Problemaustausch findet statt. Es muss kommuniziert werden zwischen den einzelnen Schnittstellen, damit gemeinsame Strategien entwickelt werden können, um gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in den Fußballstadien vorgehen zu können. Wir dürfen nichts schönreden oder jemand anderem die Schuld zuweisen. Wir müssen Geschlossenheit demonstrieren, uns zusammen setzen und Fehler auswerten, nur so wird es in Zukunft voran gehen. Das heisst auch, dass sich Vereine und Fans an einen Tisch setzten müssen und einen Schulterschluss bilden gegen Rechtsextremismus. Jeder ist verantwortlich und muss seinen Teil dazu beitragen, dass das Stadion nazifrei bleibt.

Es kommt vor, dass illegale sowie legale Kennzeichen und Symbole, Parolen, Grußformen und strafbare Lieder sowie Propagandamaterial der rechten Szene, offenkundig in Fußballstadien propagiert werden. Welche Strafen folgen dann?

Die Feststellungen eines Vergehens im Zusammenhang mit Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus erfordert immer wieder ein konsequentes Vorgehen von allen Seiten. In jedem Fall ist die Polizei hinzuzuziehen, weil derartige Sachverhalte schwierigen rechtlichen Einschätzungen unterliegen und häufig umfangreiche Überprüfungsmaßnahmen erforderlich machen.

Falls die Täter ausfindig gemacht werden können, folgt in der Regel eine Strafanzeige und in den meisten Fällen ein Stadionverbot für den Betreffenden. Aus sportlicher Sicht können Geisterspiele (Spiel vor leeren Zuschauerrängen) verordnet und Punktabzug veranlasst werden. Zum Spielabbruch kommt es eher selten, aber auch das ist eine Variante um für Ordnung zu sorgen.

Was ist für eine positive zukünftige Entwicklung entscheidend?

Nicht nur die Führungskräfte und Entscheidungsträger sollten auf Vorfälle mit rassistischem und fremdenfeindlichen Hintergrund sensibilisiert werden. Alle Fans, die Fußball auch noch als Völkerverständigung verstehen, sind aufgefordert, dem Rechtsextremismus keine Plattform zu bieten. Man muss sich von den ?Störenfrieden? distanzieren und sie ganz klar isolieren. Kommunikation ist der Ansatz zur Lösung des Problems, denn Kommunikation untereinander schafft Sicherheit.

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