Rechte Gewalt, Antisemitismus und Queerfeindlichkeit sind in den ersten zehn Tagen des neuen Jahres bereits unglaublich präsent. Ein Überblick vom 1. bis zum 10. Januar.
1. Januar: Engagierte werden bedroht
Zwei Vermummte dringen in Jamel (Mecklenburg-Vorpommern) auf das Grundstück der Lohmeyers, einem bekannten Paar von Demokratieaktivist*innen, ein. Sie bewerfen das Wohnhaus und die Lohmeyers mit Feuerwerkskörpern und Raketen, aus dem Dorf wird dazu „Sieg heil, ihr Fotzen“ gerufen. Als die Polizei eintrifft, ziehen sich die Angreifer zurück. Als der Angriff fortgesetzt wird, kommt die Polizei nicht noch einmal, am Telefon wird dem Ehepaar lediglich geraten, sich ins Haus zu begeben und abzuschließen. In dem kleinen Ort Jamel mit ungefähr 40 Einwohner*innen leben fast nur Rechtsextreme. Die Lohmeyers organisieren als Antwort darauf jedes Jahr das Festival „Jamel rockt den Förster“.
https://taz.de/Naechtlicher-Naziangriff-in-Jamel/!6056695/
1. Januar: Rassistischer Angriff
An einer Straßenbahnhaltestelle in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) schlagen fünf Männer und eine Frau mit Bierflaschen und Schlagstöcken auf einen 31-jährigen Mann mit Migrationsgeschichte ein. Er kommt schwer verletzt ins Krankenhaus. Es ist im neuen Jahr der erste Fall einer Welle rassistischer Gewalt, die sich nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt entfesselte.
2. Januar: Hakenkreuz an Wohnungstür
Eine syrische Familie in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) hört an ihrer Wohnungstür Geräusche von einer Gruppe Menschen, die mutmaßlich in die Wohnung eindringen wollte. Am nächsten Tag findet die Familie auf der Tür ein Hakenkreuz vor.
https://taz.de/Nach-dem-Anschlag-von-Magdeburg/!6056886/
2. Januar: Antisemitische Parolen
Ein 27-Jähriger ruft in München (Bayern) anti-israelische Parolen und beleidigt und bedrängt eine junge Frau sexuell. Der Mann, der der Polizei unter anderem wegen der Verwendung von Symbolen terroristischer Organisationen bekannt ist, wird in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen.
2. Januar: Hitlergruß und Drohung
Ein etwa 60-jähriger Fußgänger bedroht und beleidigt eine 34-jährige Autofahrerin in Emden (Niedersachsen). Dabei zeigt der Mann der Frau auch den Hitlergruß.
3. Januar: Rassistischer Angriff
In einer Straßenbahn in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) beleidigt ein Mann lautstark Migrant*innen. Ein Betroffener spricht den Mann darauf an und wird daraufhin von diesem attackiert. Mitreisende greifen ein.
https://taz.de/Nach-dem-Anschlag-von-Magdeburg/!6056886/
3. Januar: Rechtsextremer Drohbrief
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh veröffentlicht einen an ihn gerichteten Drohbrief. Darin werden ihm „Deutschenhass“ und ein „Ausländer-Fetisch“ unterstellt, außerdem steht dort „wir werden dich kriegen“ und „Nirgends bist du sicher“. Unterzeichnet ist der Brief mit „NSU 3.0“, in Anlehnung an die rechtsterroristische Gruppe NSU, die für die Morde an zehn Menschen verantwortlich sind. In den vergangenen Jahren wurden häufiger Politiker*innen, Journalist*innen und Engagierte mit Briefen bedroht, die mit „NSU 2.0“ unterzeichnet waren.
4. Januar: Schweinekopf vor Gedenkstätte
Unbekannte haben vor dem Prager-Haus in Apolda (Thüringen) einen Schweinekopf abgelegt. In dem ehemaligen Geschäfts- und Wohnhaus der Familie Prager befindet sich ein Gedenk- und Lernort für die von den Nationalsozialisten verfolgte Familie.
4. Januar: Homofeindlicher Angriff
Zwei unbekannte Tatverdächtige verfolgen nach dem Aussteigen aus dem Bus in Berlin-Köpenick einen 28-Jährigen. Einer der Angreifer schlägt dem Opfer mehrfach ins Gesicht.
https://cityreport.pnr24-online.de/homophober-angriff-auf-einen-mann/
5. Januar: Polizist rassistisch beleidigt
In einer Polizeiwache in Berlin-Kreuzberg beleidigt ein stark alkoholisierter 43-Jähriger einen Polizisten und bedroht ihn mit dem Tod.
5. Januar: Flüchtlingsunterkunft angegriffen
Unbekannte werfen eine Fensterscheibe eine Unterkunft für Geflüchtete in Schmölln (Thüringen) mit einem Stein ein. An die Hauswand haben sie mit Farbe rechtsextreme und rassistische Sprüche geschmiert. Schon zwei Tage zuvor wurden an einem Mehrfamilienhaus verfassungsfeindliche Zeichen und volksverhetzende Parolen angebracht.
5. Januar: Rassistisch beleidigt und attackiert
An einer Ampel in Berlin-Schöneberg wird eine 62-jährige Frau von einer unbekannten Frau unvermittelt zu Boden gestoßen und ins Gesicht geschlagen. Dabei beleidigt die Angreiferin sie auch rassistisch.
6. Januar: Rechte ziehen lautstark durch die Stadt
Eine Personengruppe zieht durch die Innenstadt von Rostock (Mecklenburg-Vorpommern), grölt dabei rechte Parolen und zündet Pyrotechnik. Später kann die Polizei zwei der Beteiligten festnehmen, die bereits aufgrund ähnlicher Straftaten bekannt sind.
7. Januar: Rechte Hetze an Grundschule
An der Eingangstür einer Grundschule in Penzberg (Bayern) werden Plakate und Aufkleber mit einschlägigen rechtsextremen Parolen gefunden. Sie tragen Aufschriften „wie White Lives Matter“ und „Stoppt den Großen Austausch“ sowie „Ausländer raus! White Countries für white People“.
8. Januar: Rassismus und Gewalt
In Berlin-Friedrichshain beleidigt ein 33-jähriger Mann eine 50-Jährige rassistisch. Außerdem schlägt er der Frau mehrfach ins Gesicht.
8. Januar: Journalistin antisemitisch attackiert
Eine Journalistin, die Demonstrationen von Israelfeinden dokumentiert, wird in Berlin-Kreuzberg von einer Frau antisemitisch beschimpft und von ihr zweimal mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Die Journalistin ist regelmäßig für das Jüdische Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus tätig. Dem JDFDA ist die Täterin aufgrund ihres „hochaggressiven Verhaltens bei israelfeindlichen Demonstrationen“ bekannt.
9. Januar: Homofeindlicher Angriff
In einem Bus in Berlin-Spandau bitten zwei Männer einen 22-Jährigen, seine Musik leiser zu stellen. Daraufhin beleidigt er die 24- und 55-Jährigen homofeindlich. Als die drei sich nach dem Aussteigen wieder begegnen, bedroht der 22-Jährige die beiden mit einem Klappmesser.