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„Engagement macht fit!“

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Wie kann man Engagement gegen Rechtsextremisten im Internet fördern und dort die demokratische Kultur stärken? Und: Welche Rolle kann die Generation 50plus dabei spielen? Das waren die Themen eines Fachgesprächs mit Frau Prof. Dr. Rita Süßssmuth und Prof. Dr. Andreas Zick, zum dem die Initiatoren des Projekts ?Generation 50plus aktiv im Netz gegen Nazis? anlässlich des ?Internationalen Tages des Ehrenamtes? eingeladen hatten.

Das Internet wird viel genutzt, aber leider nicht immer nur für gute Zwecke“ betonte Frau Prof. Dr. Rita Süßmuth mit Blick auf rechtsextreme Umtriebe im Netz. Auch Anetta Kahane von der Amadeu Antonio Stiftung verwies auf die Gefahr, die von Rechtsextremen im Internet ausgehe. So hätten die Neonazis von Anfang an das Netz für Ihre Zwecke missbraucht, dort menschenfeindliche Einstellungen verbreitet und versucht, in Foren die Diskussionshoheit zu gewinnen. Das virtuelle Leben könne aber auch reale Auswirkungen in der wirklichen Welt haben, warnte Kahane – beispielsweise, wenn im Internet von Rechtsextremen Gewaltaufrufe in Kombination mit Namen und Adressen von engagierten Demokraten veröffentlicht würden.

Simone Rafael, Chefredakteurin von netz-gegen-nazis.de, unterlegte die Bedrohung, die von Rechtsextremisten im Netz ausgeht, mit Zahlen und Erfahrungen aus ihrer Arbeit: So habe eine aktuelle Studie von jugendschutz.net ergeben, dass die Zahl rechtsextremer Websites in den letzten Jahren rapide angestiegen sei. Bei der letzten Erhebung im Sommer 2009 habe Jugendschutz.net 1.800 rechtsextreme deutschsprachige Internetseiten gezählt. Wie Kahane verwies auch Rafael darauf, dass Neonazis verstärkt versuchen würden, unpolitische Foren für ihre Propaganda zu missbrauchen. Ähnlich wie bei der ?Wortergreifungstrategie? bei Veranstaltungen versuche die Extreme Rechte auch im Web 2.0 ihre Themen zu platzieren und die Diskussion in eine von ihr gewünschte Richtung zu lenken.

Wie also gegen Rechtsextremismus im Netz vorgehen?

In den Foren des Internets dürften rassistische, antisemitische und fremdenfeindliche Parolen nicht unwidersprochen bleiben. Wie in der realen müsse es auch in der virtuellen Welt „Rede und Gegenrede“ geben, appellierte Süßmuth. Es sei extrem wichtig, eine demokratische Öffentlichkeit im Internet zu schaffen, stimmte Kahane zu. ?Wichtig ist etwa eine Solidarisierung der User einer Community bei rechtsextremen Beiträgen oder Beleidigungen?, so Kahane weiter. Auch Simone Rafael appellierte:?Wer ein liberales, freies Internet möchte, muss auch dessen Userinnen und User stark machen, damit sie den Menschenrechten widersprechenden Positionen mit demokratischen Mitteln begegnen können.? Deswegen sei die Förderung des demokratischen Engagements auch im Internet so wichtig, waren sich die Teilnehmer des Fachgesprächs einig.

Die Wirtschaft dürfe dabei nicht vor einem ?klaren politischen Statement zurückschrecken?, so Loring Sittler vom Zukunftsfonds der Generali Deutschland Holding AG. Es sei Aufgabe der Wirtschaft, ?Ermöglichungsbedingungen für gesellschaftliches Engagement zu schaffen?, betonte Sittler. Deshalb fördere der Generali-Zukunftsfonds das Projekt ?Generation 50plus aktiv im Netz gegen Nazis?. Denn: Das Internet sei der richtige Ort, um gegen Rechtsextremisten vorzugehen.

Leider gebe es aber noch viel zu wenig ältere Menschen, die sich auch im Internet gegen Rechtsextremismus engagieren würden, bedauerte Rafael. Dabei würde in dieser Generation ein großes Potential stecken, das oftmals unterschätzt werde, da ein falsches Bild von älteren Menschen in unserer Gesellschaft vorherrsche, ergänzte Rita Süßmuth. „Das ehrenamtliche Potenzial älterer Menschen muss stärker genutzt, die Menschen gefördert und ermutigt werden“, appellierte sie. Und: „Ich wünsche mir, dass sich mehr ältere Bürgerinnen und Bürger trauen, Rechtsextremismus entgegen zu treten und damit Demokratie zu leben“. Denn: ?eine Demokratie ohne gesellschaftliches Engagement ist keine Demokratie!“ Es sei wichtig, dass ein Projekt wie das Projekt „Generation 50plus aktiv im Netz gegen Nazis“ dieses Potential für das gesellschaftliche Ehrenamt im Internet aktivieren würde.

Alle Fakten sprechen dabei für das Projekt„, betonte Professor Andreas Zick von der Universität Bielefeld. Die Generation 55plus habe die höchsten Wachstumsraten im Bereich des Bürgerschaftlichen Engagements. Dies müsse auch für das Engagement im Internet genutzt werden. Außerdem betonte Zick, die Rolle älterer Menschen bei der Weitergabe von politischen Einstellungen an ihr Umfeld und damit auch an Jugendliche. Dies gelte sowohl für demokratische als auch für rechtsextreme Einstellungen. Wer also an den Workshops des Projekts teilnehme, werde für das Thema sensibilisiert und trage dies dann „in seinen Betrieb, seine Familie, seinen Freundeskreis weiter“. Auf diese Weise könne auch ein „scheinbar kleines Projekt eine große Wirkung haben.“ Und, so fügte der Wissenschaftler scherzhaft hinzu, die Teilnahme an den Workshops wäre auch gut für die Gesundheit und Fitneß, denn es gebe einen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Engagement, Lebenszufriedenheit und gesundheitlichem Wohlbefinden. ?Also: Nehmen Sie an den Workshops teil – Engagement macht fit!? so der Wissenschaftler.

Rafael fügte hinzu: ?Die älteren Menschen profitieren vom Zugang zum Web 2.0, das ihnen neue Beteiligungsformen ermöglicht. Und der Diskurs im Internet profitiert wiederum von der Lebenserfahrung, Sachkenntnis und Überlegtheit der Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus der Generation 50plus?. Man habe bisher sehr gute Erfahrungen mit dem Projekt ?Generation 50plus aktiv im Belltower.news gemacht. Allerdings, so Rafael weiter, ?wünsche ich mir natürlich, dass noch viel mehr Menschen für das Engagement gegen Rechtsextremismus im Internet aktiviert werden können?.

Das Projekt ?Generation 50plus aktiv im Netz gegen Nazis? wurde von der Amadeu Antonio Stiftung im Rahmen der ?Woche des bürgerschaftlichen Engagements? ins Leben gerufen. Ziel ist des Projekts ist es, durch Workshops älteren Menschen das Internet näherzubringen, sie über die aktuellen Formen des Rechtsextremismus aufzuklären und sie zum Engagement gegen Neonazis im Internet zu motivieren. Dafür sollen die ?Silver Surfer? sich auf Belltower.news auch mit Jugendlichen austauschen und dort Moderationsarbeiten übernehmen. Kooperationspartner sind Belltower.news mit dem Medienpartner DIE ZEIT, der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt und die Freudenberg Stiftung. Finanziert wird das Projekt durch den Zukunftsfonds der Generali Deutschland Holding AG.

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