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„Es geht um unsere Demokratie!“ – Katrin Göring-Eckardt und ihr Engagement gegen Rechtsextremismus

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Frau Göring-Eckardt, im letzten Jahr haben Sie in Dresden am Protest gegen den Aufmarsch von Neonazis teilgenommen und das Friedensgebet eröffnet. Werden sie auch in diesem Jahr wieder aktiv sein?

Ich werde am 13. Februar an der offiziellen Menschenkette teilnehmen und am 19. Februar unter anderem bei den Mahnwachen dabei sein. Ich bin ja Präsidentin des Kirchentags in Dresden in diesem Jahr und die Kirchentagsgeschäftsstelle ist Mahnwachenort und wird wenigstens von 11 bis 18 Uhr geöffnet sein.

Warum engagieren Sie sich gegen Rechtsextremismus?

Es geht um unsere Demokratie. Ich wünsche mir schlicht und ergreifend, dass wir all denjenigen, die den Nationalsozialismus verherrlichen und sich gegen demokratische Entwicklungen und gegen Minderheiten stellen, sehr deutlich machen: Das sehen wir anders! Dass wir sehr deutlich machen: Wir sind eine Gesellschaft des Zusammenhaltes, wir wollen miteinander leben, wir wollen die Würde der Anderen respektieren und dafür sorgen, dass alle hier menschenwürdig und gut leben können. Darum geht es. Und genau das stellen die Neonazis in Frage.

Warum ist im Kampf gegen Rechtsextremismus gerade Dresden so wichtig?

Dresden ist ein symbolischer Ort. Aber auch wenn es woanders Neonazi-Aufmärsche gibt, beteilige ich mich an Protesten, gerade in meiner Heimat Thüringen. Dresden ist für mich persönlich in diesem Jahr außerdem der Ort, an dem der Evangelische Kirchentag sich unter anderem mit Freiheit und Demokratie beschäftigt. Und deswegen ist es mir wichtig, am 13. und 19. Februar mit dabei zu sein.

An diesen beiden Tagen gibt es ja verschiedene Aktionen: Die Menschenkette der Stadt am 13. Februar und der Aufruf zur Blockade des Bündnis ?Dresden nazifrei? am 19. Februar. Wie stehen Sie zu diesen geplanten Aktionen?

Zunächst finde ich positiv, dass die ganze Stadt sich wirklich gegen die Neonazis wehrt und sagt: Das Gedenken ist für uns im wahrsten Sinne des Wortes so existentiell, weshalb wir diesen Tag in besonderer Weise würdigen und unsere Stadt mit uns selbst schützen wollen. Ich finde das ist ein sehr guter Ansatz, selbst wenn da Menschen in der Menschenkette stehen, die politisch ganz unterschiedlicher Meinung sind. Es ist trotzdem gut, dass man sich auf solch eine gemeinsame Aktion einigen kann.
Auf der anderen Seite finde ich es gut, dass Menschen sagen: Wir wollen nicht, dass Neonazis in diese Stadt kommen! Und darum geht es im Kern am 19. Februar; deswegen gibt es auch die Mahnwachen, die die Kirchen organisiert haben und unsere Beteiligung als Kirchentag an dieser Form des Protestes.

Wie beurteilen Sie es, dass die Aktionen der Stadt und des Bündnis ?Dresden nazifrei? wieder getrennt stattfinden?

Ich sehe das nicht als Trennung. Der 13. Februar ist nun mal der Jahrestag der Bombardierung Dresdens und der 19. Februar der Tag des Aufmarsches der Neonazis. Und dass es da unterschiedliche Aktionen gibt, das finde ich gut. Es gibt einfach Menschen, die sagen, an so einer Aktionsform kann ich mich gut beteiligen, an der anderen vielleicht nicht. Aber die Aktionen gehören trotzdem zusammen und bilden gemeinsam ein Ganzes.

Sie haben von den Mahnwachen der Kirchen in Dresden berichtet und sind ja selbst sehr aktiv in der Evangelischen Kirche – welche Rolle kann die Kirche im Kampf gegen Rechtsextremismus spielen?

Zunächst einmal hat sie natürlich auf sich selbst zu schauen. Es ist für jede Organisation wichtig, zu schauen, wo gibt es eigentlich bei uns selbst rechtsextreme Tendenzen und Minderheitenfeindlichkeit, wo gibt es bei uns Menschen, die auf Andere herabblicken, wenn man es ganz allgemein sagen will. Das ist das Eine. Und das Andere ist, dass die Kirchen als öffentliche Mahner auch eine ganz wichtige Stimme haben und deutlich machen sollten, auf welcher Seite sie stehen. Ich finde, in Dresden ist das in den letzten Jahren sehr eindrücklich gelungen.

Im Rahmen des Kirchentags in Dresden in diesem Jahr gibt es einige Veranstaltungen zum Thema ?Kirche und Demokratie?, die im sächsischen Landtag stattfinden sollten. Vor kurzem wurden mehrere dieser Veranstaltungen, darunter auch eine über Rechtsextremismus, von der CDU-/FDP-Koalition gestrichen?

Die Veranstaltungen werden natürlich trotzdem stattfinden. Sie werden jetzt eben an einem anderen Ort stattfinden, weil man sich im Präsidium des Landtages nicht darauf einigen konnte, dass alle Veranstaltungen im Landtag sind. Das ist, glaube ich, eine Sache, die mit dem Kirchentag nur sehr bedingt zu tun hat, und mit der wir uns gar nicht so lange beschäftigen wollen. Für uns war wichtig, dass die Veranstaltungen inhaltlich stattfinden und das tun sie – auch mit den Personen, die eingeladen worden sind. Aber das hing überhaupt nie an der Frage des Ortes. Der Rest ist etwas, das in Sachsen diskutiert werden muss.

Interview: Christine Lang

Mehr im Internet:

| www.dresden-nazifrei.com
| Aufruf der Kirchen zu Mahnwachen
| Aufruf zu Protesten des Evangelischen Kirchentags

Mehr auf netz-gegen-nazis.de

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