Gegen 12:30 Uhr am 20. November 2020, einem Freitag, war Rabbiner Shmuel Aronov während dem Angriff in der Kultus-Gemeinde, um sich auf den Shabbat vorzubereiten. Die Steinplatte prallte glücklicherweise am schusssicheren Fenster ab, sodass niemand verletzt wurde. Schon einige Tage vor diesem Angriff wurde ein Betonblock gegen ein Fenster der Gemeinde geworfen und verursachte einen leichten Sachschaden. Die Tat war ein Schock für Aronov und die jüdische Glaubensgemeinde in Essen und löst deutschlandweit Besorgnis aus. Die Düsseldorfer Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit Beratung bei Rassismus und Antisemitismus (SABRA) und der Bundesverband Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. (RIAS) nahmen den Angriff zum Anlass, am 23. November 2020 gemeinsam eine Pressemitteilung herauszugeben.
Die Referentin Sophie Brüss der Düsseldorfer Servicestelle äußert sich zu der Tat: „Wir sind schockiert über diese Tat. Der Vorfall reiht sich ein in eine besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklung, die wir alle spüren. Dass der Täter am helllichten Tag, an einer vielbefahrenen Straße, die Zeit findet, einen sichtlich schweren Gegenstand ungestört gegen das Fenster der Kultus-Gemeinde zu schleudern und unerkannt zu entkommen, macht mich fassungslos und hat mich aber nicht überrascht“. Der Vorstandsvorsitzende des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein-Westfalen Dr. Oded Horowitz, verlangt eine angemessene Bestrafung des Angreifers und besseren Schutz für die jüdischen Gemeinden in Deutschland, bevor es zu mehr oder schlimmeren Vorfällen dieser Art kommt (vgl. Neues Ruhr-Wort).
Der Angreifer konnte durch die Überwachungsvideos, die beide Vorfälle dokumentierten, identifiziert und ausfindig gemacht werden. Dabei handelt es sich um einen 37-jährigen Iraner, der auch am 14. November schon auf den Überwachungskameras der Gemeinde dabei zu sehen war, wie er an den Türen und Fenstern der Synagoge rüttelte und klopfte. Der Mann hatte die jüdische Gemeinde einige Tage vor dem Angriff mit der Steinplatte mehrfach kontaktiert und konnte somit vom Staatsschutz ermittelt und festgenommen werden (vgl. Jüdische Allgemeine). Der Täter sei polizeilich bekannt und wurde bei vorherigen Delikten in einer Spezialklinik behandelt.
Benjamin Steinitz, Geschäftsführer des RIAS e.V., äußert sich zu dem Vorfall: Solche Bedrohungen von jüdischen Einrichtungen geschehen „durch Rechtsextreme oder unter Bezugnahme auf den Islam und Nah-Ostkonflikt“. Die Attacke in Essen reiht sich ein in einige bekannt gewordene antisemitische Vorfälle der letzten Wochen. Einige Beispiele: Am 30. September 2020 wurde in Berlin ein Hakenkreuz auf die Mesusa am Eingang der Synagoge Tiferet Israel geschmiert. Hamburg: Ein Mann in Militärkleidung griff am 04. Oktober 2020 einen jüdischen Studenten vor der Synagoge in Eimsbüttel an und verletzte ihn schwer. Teilnehmende der Gedenkfeier zum Halle-Attentat werden vor der Erfurter Synagoge am 09. Oktober 2020 als „Drecksjuden“ beschimpft. Anfang November 2020 wurden die Tür und ein Tisch eines Dortmunder Restaurants jüdischer Inhaber*innen mit Hakenkreuzen und den Worten „Juden Gasthaus“ beschmiert. 15. November in Göttingen: In dem Hof der Synagoge wurden mehrere Blätter, auf die Hakenkreuze gemalt waren, sowie ein Drohbrief verteilt, in dem der Täter darauf verwies, die „Polizei wird die Menschen nicht schützen“. Diese vom Hass auf Jüdinnen und Juden getriebenen Bedrohungen und Gewalttaten sind nur ein paar Beispiele für die Vorfälle der letzten Wochen. Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, appelliert an die Sicherheitsbehörden: „Wir dürfen uns an solche Anschläge als traurige Realität nicht gewöhnen“ (vgl. Nürnberger Blatt).
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