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Evola, Julius

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Der Sohn einer sizilianischen Landadelsfamilie findet früh zu futuristischen Künstlerkreisen ? der erste Bruch mit dem von ihm bald mehr und mehr verhassten Bürgertum. Im Ersten Weltkrieg kämpft Evola als Artillerieoffizier. Der Futurismus interessiert den in Rom Geborenen später weniger, da es ihnen an echter Innerlichkeit fehlte. Jene vermeintlich spirituelle Tiefe findet Evola in der abendländischen Mystik und östlichen Religionen. Sein Credo: Die moderne Welt bringe den kulturellen Niedergang. Kein Wunder, dass die extreme Rechte Evolas Schriften Mitte der 1990er Jahre neu entdeckte.

1927, mit 25 Jahren veröffentlicht er sein erstes Buch „Versuche über den magischen Idealismus“. In jenem Jahr gründet er die „Gruppe von Ur“, die auch Riten vollzog, so der Politologe Armin Pfahl-Traughber, die den Mussolinischen Faschismus mit den spirituellen Geist des antiken römischen Imperiums beseelen sollte. 1928 beklagt Evola in „Heidnischer Imperialismus“, den kulturellen Niedergang Europas, dessen Ursache er in einer antihierarchischen Haltung ausmachte. Die vermeintlich nordisch-solaren Urtraditionen seien stattdessen die wahre Alternative: „Wir rufen auf zu einer entschlossenen, bedingungslosen, integralen Rückkehr zur nordisch-heidnischen Tradition. Wir machen Schluss mit jeden Kompromiss (…) jeder Nachsicht gegenüber allem was von der semitisch-christlichen Wurzel herkommend, unser Blut und unseren Verstand infiziert hat (…) Anti-Europa, Anti-Semitismus, Anti-Christianismus ? das ist unsere Losung“.

1934 legt er sein kulturphilosophisches Hauptwerk „Revolte gegen die Moderne“ vor. Wieder betont Evola, dass mit dem Übergang von der traditionellen zur modernen Welt ein kultureller Verfall einherginge, denn die transzendente Dimension gehe in Gesellschaft und Politik verloren. „Die Vorstellung, dass der Staat seinen Ursprung im Demos hätte“, also im Volk, nennt Evola „eine ideologische Perversion“. Eine Revolte sei nötig, um ein sakral legitimiertes Königtum mit Kastenwesen einzuführen.

Schon in den 1920 Jahren hat er Kontakt zur faschistischen Bewegung in Italien. Seine Visionen und Thesen gefallen aber nicht immer. Als Ideenlieferant schreibt er dennoch in regimetreuen Zeitungen wie „Il Regime Fascista“ und wirkt an der „Scuola Mistica del Fascismo“ (Mystische Schule des Faschismus) mit. 1944 flieht er vor den Alliierten nach Wien, wo er bei einem Bombenangriff schwer verletzt wird. Bis zu seinem Tod bleiben die Beine gelähmt.

Ab 1949 schreibt er wieder für rechtsextreme Zeitungen. 1953 erscheint sein Werk „Menschen inmitten von Ruinen“, wo er wieder anmerkt: „So ist jede Demokratie in ihren eigenen Prinzipien eine Schule der Immoralität, eine Beleidigung er Würde und inneren Haltung“. 1961 folgt sein Buch „Den Tiger reiten“. Hier wiederholt er nicht bloß das Beklagen des Niedergangs, sondern entwirft die Botschaft des Widerstehens durch Haltung und Tradition: „Handele so, dass dasjenige, dem du nichts anhaben kannst, auch dir nichts anhaben kann“.

Der Appell des Widerstands fand besonders in der intellektuellen extrem-rechten Szene großen Widerhall. Im extrem-rechten Arun Verlag wurden seine Werke Mitte den 1990er Jahre neu veröffentlicht. Aber auch in der rechten Dark-Wave-Szene folgten musikalische Reminiszenzen. Umberto Eco sieht in ihm einen „faschistischen Guru“.

Literatur

| Armin Pfahl-Traughber: „Konservative Revolution“ und „neue Rechte“, Opladen 1998.

| Jan Raabe/Andreas Speit: L’art du mal. In Andreas Speit: Ästhetische Mobilmachung. Dark-Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien, Hamburg/Münster, 2002.

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