Die Ankündigung von Meta-Chef Mark Zuckerberg am Dienstag, Faktenchecks auf Facebook, Instagram und Threads in den USA abzuschaffen, weil sie angeblich die Meinungsfreiheit bedrohen würden, sorgt für großes Aufsehen. Doch was steckt hinter dieser Aussage? Warum sind Faktenchecks wichtig und warum greifen vornehmlich rechte Akteure wie die AfD sie immer wieder an?
Demokratie lebt von Meinungsvielfalt, Debatten und Entscheidungen – aber diese Prozesse funktionieren nur auf einer Grundlage von Fakten. Ohne belastbare, überprüfbare Informationen wird der öffentliche Diskurs zur Farce. Fake News und Desinformation untergraben das Vertrauen in demokratische Institutionen und Prozesse, in Wissenschaft und Medien.
Hier kommen Faktenchecks ins Spiel: Sie sind ein Werkzeug, um Nutzer*innen vor gezielten Falschinformationen zu schützen. Sie entlarven Desinformation und legen offen, welche Strategien dahinterstecken – sei es die Manipulation durch aus dem Kontext gerissene Aussagen oder die bewusste Verbreitung von Lügen. Und das ist genau das Gegenteil davon, die Meinungsfreiheit einzuschränken.
Rechte Strategien gegen Faktenchecks
Es ist kein Zufall, dass Faktenchecks immer wieder von Rechtsextremen oder einschlägigen Verschwörungsgläubigen attackiert werden. Die Verunglimpfung soll die Glaubwürdigkeit dieser Angebote untergraben. Rechtsextreme Kampagnen gegen Faktenchecks haben eine lange Historie – sei es durch Diffamierung als „Zensur“ oder durch die Behauptung, sie seien Teil eines „Meinungskartells“. Faktenchecks stören, weil sie rechtsextremen Narrativen Fakten entgegensetzen, die diese selbst nicht mit Fakten widerlegen können.
Wie funktionieren Faktenchecks eigentlich?
Ein weitverbreiteter Mythos ist, dass Faktenchecks Inhalte löschen oder Meinungen unterdrücken. Das stimmt nicht. Faktenchecks markieren Falschaussagen lediglich und versehen sie mit zusätzlichen Informationen, die den Nutzer*innen alternative Quellen oder die korrekten Fakten liefern. Fake News verschwinden also nicht, sie werden lediglich kontextualisiert. Nutzer*innen haben weiterhin die Wahl, was sie glauben oder konsumieren möchten. Damit stärken Faktenchecks die Mündigkeit und Entscheidungsfreiheit der Menschen, anstatt sie einzuschränken. Niemand wird durch ein Label zu einer politischen Meinung gezwungen – es wird lediglich ein transparenter Zugang zu seriösen Informationen geschaffen.
Bisher hatte der Meta-Konzern bei der Bekämpfung von Desinformation auf die Zusammenarbeit mit dem unparteiischen International Fact-Checking Network gesetzt, zu dem mehr als 100 Organisationen auf der ganzen Welt zählen. Sie wurden auf der Basis von Fact-Checking Standards zertifiziert und arbeiteten entlang von einheitlichen Richtlinien. Meta hat mögliche Falschmeldungen identifiziert und an die Faktenchecker zur Prüfung übergeben, die aber auch selbst Falschinfos identifiziert haben. Danach hat Meta die Falschinformationen gekennzeichnet, damit User*innen sich weiter informieren können, und die Verbreitung des Contents reduziert. Faktenchecker haben aber selbst nicht zensiert, keine Inhalte gelöscht oder eingeschränkt, das hat nur Meta selbst getan.
Community Notes: Der Weg nach X
Meta will das bisherige Faktencheck-Programm durch ein Modell ersetzen, das auf Anmerkungen der Community basiert und von Elon Musks Plattform X bekannt ist: Nutzer*innen sollen dabei selbst zusätzliche Informationen zu Beiträgen liefern und diese bewerten. Die Idee: Durch Community Notes aus verschiedenen Perspektiven sollen Beiträge ausgewogener sein. Auch politische Inhalte sollen wieder stärker in den Feeds erscheinen. Mark Zuckerbergs Begründung: Externe Fact-Checker seien „too politically biased“, also politisch zu voreingenommen. Es sei Zeit, „zurück zu den Wurzeln der Redefreiheit“ zu kehren. Die vergangene US-Wahl hätte für ihn einen „kulturellen Wendepunkt“ markiert – also mehr Trump und Musk wagen?
Die Risiken von Community Notes: Rechtsextreme oder andere Interessensgruppen können sie gezielt nutzen, um bestimmte Narrative zu verstärken oder Faktenchecks zu untergraben. Mit Troll-Angriffen können Beiträge von kritischen Journalist*innen, Aktivist*innen oder anderen über irreführende oder verzerrte Notes diskreditiert werden.
Nicht immer sind Themen klar „richtig“ oder „falsch“, sondern erfordern Erklärungen und Kontext. Nicht alle Nutzer*innen verfügen über die nötigen Kenntnisse und Recherchefähigkeiten, um komplexe Themen richtig einzuordnen oder nachprüfbare Informationen bereitzustellen. Die „Weisheit der Masse“ ist nicht immer objektiv und kann von Vorurteilen geprägt sein. Es gibt also einen Bias der Community.
Faktenchecks stehen nicht für Zensur, sondern für Aufklärung
Rechtsextremen und Verschwörungsideolog*innen geht es nicht um Meinungsfreiheit, sondern um die ungestörte Verbreitung von Lügen. Faktenchecks mit der Begründung einer gestärkten Meinungsfreiheit abzuschaffen, spielt Rechtsextremen in die Hände und bewirkt das Gegenteil. Die Abschaffung von Faktenchecks wäre ein herber Rückschlag für die Demokratie. Deshalb müssen wir uns gerade jetzt für Faktenchecks starkmachen, denn sie sind unverzichtbar in einer Zeit, in der Wahrheit oft zur Zielscheibe wird.
Faktenchecks: Jetzt erst recht!
Faktencheck-Angebote gibt es natürlich trotzdem, auch wenn Meta nicht mehr auf ihre Expertise zurückgreift. Sie können euch helfen, Falschinformationen zu durchschauen und Gegenargumente zu liefern, auch in schwierigen Diskussionen.
„Fakten prüfen im Netz“: https://faktencheck.zlb.de/
Mimikama. Zuerst denken, dann klicken: https://www.mimikama.at
ARD-Faktenfinder: https://www.tagesschau.de/faktenfinder
CORRECTIV-Faktencheck: https://correctiv.org/faktencheck/
#Faktenfuchs vom Bayerischen Rundfunk https://www.br.de/nachrichten/faktenfuchs-faktencheck,QzSIzl3
dpa-Faktenchecks https://dpa-factchecking.com/germany/
Deutsche Welle-Faktencheck https://www.dw.com/de/faktencheck/t-56578552