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GMF aktuell April 2015 Homophobie, Sexismus und Aktionen gegen sexuelle Vielfalt

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Mit Bots gegen sexistische Hater: Zero Trollerance. (Quelle: Zero Trollerance)

Sie nennen sich „Besorgte Eltern“, sie machen „Demos für alle“ – und meinen damit: Wir wollen alle ausschließen, die nicht dem traditionellen Familien- und Gesellschaftsbild entsprechen. Und mehr noch: Sobald Kindern und Jugendlichen vermittelt wird, dass es neben Heterosexualität noch andere Lebensrealitäten gibt, rufen die „besorgten Eltern“: „Frühsexualisierung!“ Damit offenbaren sie schräge Weltsichten wie die, dass die Kinder homosexuell werden, wenn sie hören, dass es so etwas gibt, oder dass die Missbrauchsgefahr steigt, wenn die Schulen Akzeptanz statt Toleranz gegenüber sexueller Vielfalt unterrichteten.

Solche Argumente fördern nicht nur christliche Fundamentalist_innen wie Beatrix von Storch aus der AfD (NgN berichtete), sondern etwa auch die Landtagsfraktion der CDU Baden-Württemberg, die zumindest das zweite Argument sogar in einen Landtags-Antrag zum Bildungsplan aufnimmt.

Kein Wunder, dass die Proteste da munter weitergehen. Im Stuttgart wollen die  „Besorgten Eltern“ am 21. Juni wieder auf der Straße stehen.

Immerhin: Eine Demonstration am 25.04.2015 in Kassel wurde abgesagt. Der gesellschaftliche Gegenwind war offenbar zu stark.

Immer eine Bank beim Thema Homophobie ist die rechtspopulistische AfD. Im April stimmte sie unter anderem als einzige Partei gegen den Beitritt der Schweriner Stadtverwaltung zum „Netzwerk gegen Homophobie Mecklenburg-Vorpommern“.

„Schöner“ aber noch: Zum kommenden Bundesparteitag reichen AfD-Mitglieder einen „Anti-Gender-Antrag“ ein, der sich gegen alle möglichen vermeintlichen Merkmale von „Gender Diversity“ und unter anderem auch gegen „Werbung“ für Homosexualität wendet. So stört die AfD-Genderfeinde etwa „die aktive massenmediale Werbung für Empfängnisverhütung, Abtreibung und homosexuelles Verhalten“, die sei „unvereinbar mit den vitalen Interessen der Deutschen“. Sexualkundeunterricht, der „zu sexuellem Experimentieren ermutigen soll“, stelle „einen sittenwidrigen Eingriff in die Kinderseelen“ und „eine schwere Störung der natürlichen physisch-psychischen Entwicklung junger Menschen“ dar, und Quotenregelungen seien „naturrechts-, freiheits- und wettbewerbswidrig“ (vgl. Queer.de).

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Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes fordert in der Debatte um aus Hass begangene Verbrechen eine Neuausrichtung: So sollte in der Kriminalstatistik eine neue Kategorie „Hasskriminalität“ eingeführt werden. Damit nimmt die Behörde eine Forderung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International auf, die in einem Bericht bereits 2013 Deutschland für seinen Umgang mit Hassverbrechen kritisiert hatte. Die Kategorie „Hasskriminalität“ sollte alle Straftaten umfassen, die aufgrund eines Vorurteils begangen werden, unabhängig von der politischen Einstellung des Täters, heißt es in einem von der Antidiskriminierungsstelle in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten (PDF). Auf diese Weise könnten die Behörden für das Thema sensibilisiert werden (vgl Queer.de).

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Die Schwulenberatung bittet Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU), 200 Plätze für Menschen zu schaffen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Identität aus ihrer Heimat geflohen sind.

Sexismus

An der Börse tut sich was: Der German Gender Index umfasst 50 Aktien deutscher Unternehmen, die bei der Unternehmensführung durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Führungskräften in Vorstand und Aufsichtsrat hervorstechen. Damit bildet er börsentäglich aktuell die Wertentwicklung bedeutender Aktien von Unternehmen ab, die das Leitbild einer hohen Gender Diversität verfolgen. So soll er allen Marktteilnehmern einen praktischen Wegweiser beim Investieren in Aktien solcher Unternehmen bieten, die sich aktiv um die Besetzung von Frauen in der obersten Führungsebene engagieren. Die Auswahl der Aktien im Index soll nach einem transparenten, für alle Anleger nachvollziehbaren Verfahren geschehen. Dies wird größtenteils sachlich vermeldet, etwa bei Welt und Börse Online.

Mehr diskutiert wird dagegen: Berlin Friedrichshain-Kreuzberg will sexistische Werbeplakate verbieten. Auf den Straßen tobt ein Kampf gegen sexistische Werbung. In Berlin-Kreuzberg soll sie offiziell verboten werden – in Mannheim wird illegal überklebt. Was ist der richtige Weg? fragt sich etwa Jetzt.de: Am Mittwochabend will der erste Berliner Bezirk das regeln: Alle Fraktionen im Bezirksparlament von  Friedrichshain-Kreuzberg, außer der CDU, haben sich auf ein Verbot von sexistischer Werbung geeinigt. Seit einem Jahr hatte eine Arbeitsgruppe die Kriterien dafür erarbeitet, was genau unter „sexistischer“ und „diskriminierender“ Werbung zu verstehen sei. An den 28 Werbetafeln, die dem Bezirk gehören, ist diese dann tabu. Für einige Männer ist das schon zu viel. Sie sehen das Kalifat des Feminismus gekommen. Zeit-Kolumnist Martenstein findet das „wie bei den Taliban“, die CDU nennt es „typisch linken Tugendterror“, „Zensur“ wittert eine Berliner Boulevardzeitung. Doch Veränderung gelingt eben nur, wenn sich auch etwas ändert.

Sexismus gibt es aber auch immer wieder im Kulturbetrieb. Im Literaturbereich, so schildert Dana Buchzik in der taz, sind Frauen weiterhin unterrepräsentiert, es gibt weiter „Frauenliteratur“ als abwertende Sparte zu „richtiger“. Gleichzeitig gerieren sich die Männer noch als Opfer – zu den „Old white Men“ gesellen sich „feinsinnige junge Männer“, die Sexismus anders verkleiden, aber trotzdem leben. Auch Regisserinnen haben mit Sexismus zu kämpfen: Eine neue Studie des Sundance Film Institutes und der Organisation Women in Film ermöglicht bestürzende Einblicke in die Schwierigkeiten, mit denen sich Frauen im Filmgeschäft konfrontiert sehen  (PDF). Dazu gehören vor allem Vorurteile und blanker Sexismus. Weibliche Filmschaffende arbeiten etwa häufiger im Independent-Bereich als beim Mainstream-Film. Aber nicht, weil sie das wollen, sondern weil Vorurteile besagen, Filme von Frauen würden ein kleineres Publikum ansprechen. Bei der lesenswerten Studie standen besonders die Hürden im Zentrum, die Regisseurinnen beim Sprung von Indie- zu Big Budget-Filmen zu meistern haben.

Auch im Internet trollen Frauenhasser und FemNazis (Feministenhasser) munter herum. Die Aktivistengruppe Zero Trollerance erklärt ihnen den Krieg und verspricht: Wir wandeln Sie vom Sexisten zum besseren Menschen. Und so funktioniert die neue Anti-Sexismus-Masche von @ZTrollerance bei Twitter. Hat der Twitter-Bot mittels Sprachanalyse einen sexistischen Kommentar ausfindig gemacht, wird der Verfasser automatisch mit einer Antwort #zerotroll beliefert, die ein Video von einem sogenanten Troll Coach enthält: „Sieht aus, als würdest du trollen…. Brauchst du Hilfe? Der erste Schritt, ist dein Verhalten zu beherrschen.“ Die Sexismus-Trolle machen dann Bekanntschaft mit Adler King, seines Zeichens Höflichkeits-Guru. Der erklärt den bösen Kommentatoren dann, wie sie mittels eines Selbsthilfe-Programms in sechs einfachen Schritten zu einem besseren Menschen werden (news.de).

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