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Gute Arbeit gegen Rechtsextremismus Kulturfabrik Hoyerswerda und die RAA Hoyerswerda

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Foto: (kufa-mut)

Hoyerswerda im September 1991: Tagelang werden die Wohnheime von Asylsuchenden und Vertragsarbeitern durch einen Mob aus Neonazis sowie Bürgerinnen und Bürgern angegriffen. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind nicht mehr sicher, sie werden evakuiert. Die Neonazis erklären Hoyerswerda anschließend zur ersten „ausländerfreien Stadt“ Deutschlands. Dieser erste rassistische Pogrom nach 1945 war der Auftakt einer ganzen Reihe rassistischer Übergriffe im gesamten Bundesgebiet.

21 Jahre später erinnert nicht viel an die Ereignisse. Hoyerswerdaer Schüler*innen und Schüler waren damals noch nicht geboren, manche wissen gar nicht, was in ihrer Heimatstadt geschah, andere kennen die Geschichte nur aus den Medien oder Erzählungen. In der Kulturfabrik Hoyerswerda entstand in Zusammenarbeit mit der RAA Hoyerswerda daraus die Idee zum Projekt „Mitwisser gesucht“. Den Jugendlichen sollte dabei nicht nur Wissen über die Geschehnisse vermittelt werden, sondern vor allem der historische Zusammenhang nähergebracht und sie darüber hinaus angeregt werden, sich kritisch und kreativ damit auseinanderzusetzen. „Unser Ziel war es, einen Brückenschlag aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu schaffen“, erklärt Projektleiterin Katharina Elle: „Das Wissen über das historische Unrecht ermöglicht eine Auseinandersetzung mit dem Rassismus der Gegenwart. Die Jugendlichen werden befähigt und motiviert, sich gegen Diskriminierung und rechtsextreme Tendenzen einzusetzen.“

Jugendliche beschäftigen sich mit dem Thema „Fremd-Sein“

In verschiedenen Schulen Hoyerswerdas bildeten sich Arbeits- und Projektgruppen, in denen sich die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Aspekten des Themas auseinandersetzten. So ging es beispielsweise darum, wer damals welche Verantwortung trug, wie regionale und bundesweite Medien reagierten und welche Folgen das hatte. Die Jugendlichen beschäftigten sich zudem mit dem Thema „Fremd-Sein“ und damit, wie es sich anfühlt, wenn man nicht geduldet, sogar bedroht und verfolgt wird. Auch ging es um die Frage nach dem Ansehen von Hoyerswerda: Wie steht es um das Image der Stadt? Und gibt es den „typischen“ Hoyerswerdaer?

Im Rahmen des Projekts entstand ein Film über den Herbst 1991, die Jugendlichen verfassten belletristische und lyrische Texte über den Pogrom und nahmen vier Hörspiele auf. Sie machten sich Gedanken über die Erinnerung an die Geschehnisse, diskutierten verschiedene Formen des Gedenkens und entwarfen mögliche Denkmäler. „Ich finde es wichtig, die Jugend an die Geschichte ihrer Heimatstadt heranzuführen“, sagt Sarah, die am Projekt teilnahm, „man bietet damit die Möglichkeit der Vorbeugung für die Zukunft, aber auch wider das Vergessen zu arbeiten“.

Der Sozialisationsinstanz Schule kommt bei der Demokratieerziehung eine besondere Rolle zu. Das Projekt „Mitwisser gesucht“ setzt genau an dieser Stelle an. Das Anliegen des Projekts, Schülerinnen und Schüler für die eigene Geschichte zu sensibilisieren, eine demokratische Diskussionskultur in den Gruppen zu etablieren und damit demokratische Kernkompetenzen zu vermitteln ist mehr als notwendig. Für dieses Engagement wird die Kulturfabrik Hoyerswerda für den Sächsischen Förderpreis 2012 nominiert.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).

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