Die selbsternannte „Revisionistin“ betreibt seit 1963 in dem Gebäude einer ehemaligen Heimvolkshochschule im ostwestfälischen Vlotho die neonazistische Bildungsstätte „Collegium Humanum“ (CH). Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat das CH am 7. Mai 2008 verboten. Das Verbot betrifft den Verein „Collegium Humanum“ einschließlich seiner Teilorganisation „Bauernhilfe e.V.“ sowie den „Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten“.
Über 50 Jahre lang stand Haverbeck politisch im Schatten ihres Ehemanns, Werner Georg Haverbeck, der in der NS-Zeit zeitweilig in der Reichsleitung der NSDAP beschäftigt war. Nach dessen Tod 1999 übernahm die fanatische Hitler-Verehrerin die Leitung des Collegium Humanum und führte es aus seiner politischen Bedeutungslosigkeit im neonazistischen Lager heraus. Seit 2003 gehörte der Holocaust-Leugner und Antisemit Horst Mahler zu den ständigen Referenten.
Im CH sind mehrere Gruppierungen angesiedelt, insbesondere der „Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten“. Ziel dieser Organisation ist es nach Ansicht der Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke (Die Linke), „durch die massenhafte und provokative Verbreitung von Holocaustleugnungen eine Normalisierung und Straffreiheit für derartige Aussagen zu erreichen“. Zu den Gründungsmitgliedern des CH gehören neben Haverbeck verurteilte Neonazis wie Jürgen Rieger, Ernst Zündel, Germar Rudolf und Manfred Röder. Anfang 2008 forderten Grüne, SPD und CDU im Bundestag ein Verbot des Collegium Humanum sowie des Holocaustleugner-Vereins wegen verfassungsfeindlicher Aktivitäten.
Haverbeck selbst wurde im Juni 2004 vom Amtsgericht Bad Oeynhausen wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Auslöser waren mehrere Artikel in der von ihr herausgegebenen Zeitschrift Stimme des Gewissens. 2007 und 2008 folgten weitere Geldstrafen wegen Volksverhetzung.
Öffentliches Aufsehen erregte der 1992 gegründete Verein „Gedächtnisstätte“, als einer seiner Aktivisten Ende 2005 ein größeres Anwesen im sächsischen Borna ersteigerte. Der Verein mit Haverbeck als Mentorin errichtete dort eine „Gedenkstätte für deutsche Kriegsopfer“. Zu den Mitgliedern zählen Unternehmer, Ärzte und Wissenschaftler. Trotz ihrer politischen Nähe zu politischen Überzeugungstätern und jungen Neonazi-Aktivisten sind einige der Haverbeck-Vereine jahrelang als gemeinnützig anerkannt gewesen ? und somit steuerbegünstigt.
Am 30. Juni 2009 wurde Ursula Haverbeck-Wetzel wegen Beleidigung der Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, vom Amtsgericht Bad Oeynhausen zu 1.500 Euro Geldstrafe verurteilt. Unter anderem schrieb die 80-Jährige an Charlotte Knobloch: „Machen Sie so weiter wie bisher, dann könnte sich ein neues Pogrom ereignen, das entsetzlich würde.“ Damit wurde sie zum dritten Mal innerhalb der letzten fünf Jahre wegen Volksverhetzung verurteilt. Haverbeck-Wetzel kommentierte hinterher, ihr Brief sei eine „gutgemeinte Warnung“ gewesen (Quelle: indi-rex).
Zum Thema
| Was steckt hinter dem „Collegium Humanum“?
| Verfassungsschutz zum Collegium Humanum
| Die CH-Teilorganisation „Bauernhilfe e.V.“
| Der Verein „Gedächtnisstätte e.V.“
Weblinks
| Verbotsantrag der Bundestagsfraktion Die Grünen von Februar 2008