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Holocaust

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Die Entrechtung und Ausgrenzung der jüdischen Minderheit in Deutschland (1933: etwa 500 000 Menschen) sowie anderer Minderheiten (u. a. Zigeuner [Sinti und Roma], Asoziale, Behinderte nahm mit der Konsolidierung des NS-Regimes stufenweise immer schärfere Formen an und steigerte sich zu staatlich organisiertem Terror auf allen Ebenen (u. a. Nürnberger Gesetze 1935, Novemberpogrom vom 9. zum 10. 11. 1938 [„Kristallnacht“]). Eine besondere Stufe der Isolierung beziehungsweise Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung war z. B. die Einführung der Kennzeichnungspflicht (23. 7. 1938, verschärft ab 15. 9. 1941; Judenabzeichen, v. a. Davidstern); die vollständige Entrechtung der Juden im Deutschen Reich begann mit der Verschärfung der seit April 1938 forcierten „Arisierungspolitik“ zur Kennzeichnung und Konfiskation jüdischen Vermögens (v. a. VO vom 12. 11. 1938 zur endgültigen „Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“) sowie zahlreichen Erlassen und Ähnlichem. Noch aber sollten die Juden nach Enteignung nur massiv aus Deutschland vertrieben werden (u. a. 26. 8. 1938 Einrichtung einer „Jüdischen Zentralstelle für Auswanderung“ in Wien unter A. Eichmann, 24. 1. 1939 Gründung einer „Reichszentrale für jüdische Auswanderung“ unter Leitung von R. Heydrich). Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs (1. 9. 1939) erfolgte die systematische und organisierte Konzentrierung (Gettoisierung) sowie Deportierung der europäischen Juden (daneben auch „Vernichtung durch Arbeit“ in „Arbeitslagern“ oder Gettobetrieben). Nach letzten Festlegungen auf der Wannseekonferenz vom 20. 1. 1942 wurde der organisierte Völkermord endgültig in Gang gesetzt („Endlösung“). Begonnen hatte er mit ersten organisierten Pogromen im besetzten Polen (September 1939) und den Massenexekutionen durch die mobilen Einsatzgruppen und stationären Kommandos der Sicherheitspolizei sowie des SD unmittelbar nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion (22. 6. 1941); ab Herbst 1941 wurde sein Schwergewicht in fabrikmäßig betriebene Vernichtungslager in Polen verlagert (bis zum Vorrücken der Front 1944/45; im März/April 1945 „Todesmärsche“ bei Verlegung der Lager nach Westen). Über Hintergrund und Zeitpunkt der radikalisierten und definitiven Entschlussbildung zur organisierten Judenvernichtung ? von der „Peripherie“ zur Zentrale nationalsozialistischer Macht ? sowie über eine direkte Beteiligung A. Hitlers bestanden in der Holocaustforschung lange Zeit Kontroversen; inzwischen gilt ein enger Zusammenhang mit Kriegführung, Besatzungspolitik, „Umvolkungsplänen“ („Generalplan Ost“) und Ernährungspolitik in der Dynamik des Verlaufs des Zweiten Weltkriegs zwischen August und Dezember 1941 als wahrscheinlich.

Die Gesamtzahl der Opfer des Holocaust exakt zu ermitteln, bereitet beträchtliche Schwierigkeiten, da ein Teil der Ermordeten nur pauschal registriert wurde. Mit quellenkritischen und statistischen Methoden haben jedoch Historiker die Dimension des Völkermords definiert. Die Gesamtbilanz aufgrund neuester Forschungsergebnisse kommt auf mindestens sechs Millionen Holocaustopfer. In den Vernichtungslagern auf polnischem Territorium sind allein fast 3 Millionen Juden ermordet worden. Weitere Opfer der rassistischen Ideologie (Sinti und Roma, Angehörige slawischer Völker) fanden den Tod im Zuge genozidaler Politik. Im Baltikum, in Weißrussland, in der Ukraine und auf der Krim fiel ? nicht selten in Zusammenarbeit mit einheimischen Nationalisten und gefördert vom virulenten Antisemitismus einheimischer Bevölkerungsgruppen ? nahezu die ganze jüdische Zivilbevölkerung dem Holocaust zum Opfer, v. a. bis April 1942 (über 500 000 Tote).Das auf der Wannseekonferenz verkündete Ziel, die Vernichtung aller Juden Europas, wurde nicht erreicht. Aber 6 Millionen Opfer machen ebenso wie die ideologischen Prämissen das Verbrechen singulär. ? G. Hartmann (1979) und S. Spielberg („Survivors of the Shoah Visual History Foundation“, neu gegründet 1994) bemühten sich um die videotechnische Archivierung von Zeugnissen von Holocaust-Überlebenden. ? An der Frage nach der Einzigartigkeit des Nationalsozialismus und der zentralen Bedeutung des Holocaust entzündete sich 1986 der Historikerstreit in Deutschland; die Leugnung des Holocaust wird inzwischen geahndet. Seit 1996 wird in Deutschland am 27. 1. (Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen) der Holocausttag als nationaler Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus begangen, seit 2006 international als Holocaust-Gedenktag. In Israel ist Jom ha-Schoah der jährliche Gedenktag für die Opfer des Holocaust (27. Nissan, April; außerhalb Israels der 19. 4., gleichzeitig zur Erinnerung an den Warschauer [Getto-]Aufstand 1943).

Quelle: Meyers Lexikon online

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