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Illegale Straßenkämpfe mit Neonazis Der schwedische Club „King of the Streets”

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Kampfsport ist für viele Neonazis attraktiv. (Quelle: Unsplash/ Anastase Maragos)

Der Club KOTS inszeniert sich extrem martialisch und hypermaskulin. Die Kämpfe finden in alten Fabrikhallen und Abrisshäusern statt; auf Betonboden und mit Bauzäunen als Ring-Begrenzung. Vorkehrungen um die Sportler zu schützen, wie Ringärzte und Matten, die auch bei MMA-Kämpfen üblich sind, fehlen völlig. Die Kämpfer zeigen sich auf der Website des Klubs teilweise blutüberströmt. Um bei einer Auseinandersetzung zu siegen, müssen die Teilnehmer extrem gewalttätig vorgehen, denn es gibt keine festgelegte Anzahl an Runden. Ein Kampf gilt erst als beendet, wenn einer der Kontrahenten durch ein K.O.  aufgibt, in dem er dreimal klopft, oder einem technischen K.O. erliegt, sprich nicht mehr kampffähig ist. 

Was in vielen anderen Kampfsportarten ein absolutes Tabu ist, ist bei KOTS ausdrücklich erlaubt: auf am Boden liegende Gegner darf eingetreten und eingeschlagen werden. KOTS geben an, dass sie grundsätzlich ähnlich erfahrene und ähnlich schwere Teilnehmer gegeneinander antreten lassen. Der Club wählt jedoch nur nach diesen Kriterien aus, wenn Menschen mit „sportlicher” Motivation an den Kämpfen teilnehmen. Geben Personen an, dass sie ihre „persönlichen Angelegenheiten” bei einem Kampf klären möchten, spielen Körpergewicht und Erfahrung keine Rolle. Dass gerade diese persönlichen Auseinandersetzungen besonders gefährlich für Leib und Leben werden können, liegt auf der Hand. Doch mit welcher Motivation setzen sich Menschen diesen Gefahren überhaupt aus? Kampfsport- und Rechtsextremismus-Experte Robert Claus sagt gegenüber Belltower.News: „Die Preisgelder sind nicht hoch. Den Teilnehmern geht es vielmehr um eine symbolische Währung, nämlich um Anerkennung. Die erhalten sie dafür, sich gestellt zu haben und sich zu beweisen. Im Falle eines Sieges sammelt ein Kämpfer nicht nur für sich, sondern auch für die eigene Szene Prestige.“

Eine immer professionellere Szene

Kampfsport ist grundsätzlich für viele Neonazis attraktiv. Die Gründe dafür sind ideologisch. Robert Claus erklärt gegenüber Belltower.News: „Die nationalsozialistische Ideologie ist ja grundsätzlich gewaltvoll und es geht oft um Leben als Kampf, Kämpfe zwischen Gruppen, ,Rassen und Völkern‘. Um sich auf diese Kämpfe vorzubereiten, trainieren Neonazis.“ Die Berührungspunkte von Neonazi- und Kampfsportszene sind also nicht neu. Doch was neu ist, ist eine zunehmende Professionalisierung der Szene. „In den letzten Jahren haben sich zunehmend kommerzielle Anbieter, zum Beispiel für Kleidung, Studios und Events entwickelt“, so Claus. Und diese Entwicklung haben KOTS mitgemacht, auch wenn sie selbst nicht rechtsextrem sind. Im Netz bietet der Club Tickets für Livestreams der Events und Merchandise-Artikel an. Außerdem können Fans auf die Kämpfe wetten.

Dass die Kämpfe bei KOTS beinahe regelfrei ablaufen, macht sie in der rechtsextremen Szene besonders beliebt.. Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, sagt Robert Claus: „Zum einen können die Teilnehmer in solchen Kämpfen ihr Härte-Ideal am besten unter Beweis stellen. Ein anderer Faktor ist, dass diese Kämpfe Straßenkämpfen am nächsten kommen. Schon seit Jahren trainieren Neonazis vor allem Disziplinen, die sie auch auf der Straße nutzen können.“

Neonazi-Besuch

Obwohl die Veranstalter von KOTS selbst nicht rechtsextrem sind, stören sie sich nicht an Neo-Nazi-Teilnehmern. Der Club stellt die Bilder der rechtsextremen Teilnehmer auf Social-Media und verteilt „Likes“ an deren Posts. So zum Beispiel im Fall von Tom Neubert. Der rechtsextreme Dortmunder Hooligan trat im September 2019 bei KOTS an, der Klub teilte Bilder der Veranstaltung auf Instagram und stellte ein Video auf YouTube. Neubert verlinkt immer wieder KOTS auf seinen Instagram-Bildern und trägt den Namen des Stockholmer Klubs auch in seinem Profil. Der schwedische Club wiederum „liket“ seine Beiträge. In einem seiner Posts bekennt Neubert stolz, teil von KOTS zu sein. 

Neubert ist hauptsächlich in der MMA-Szene aktiv und nahm auch schon am „Kampf der Nibelungen“ teil, der als zentrales Event der rechtsextremen Szene gilt. Als das Event 2019 im sächsischen Ostritz geplant war, untersagte die Stadt die Veranstaltung mit der Begründung, dass diese keinen sportlichen Charakter hat, sondern der „Vorbereitung eines politischen Kampfes“ dient. So berichtete der Spiegel. Seinen laut eigener Aussage ersten MMA-Kampf hatte Neubert bei dem rechtsextremen Event „F1ght K1ngs“ in der Ukraine.

Ein weiterer Neonazi, der schon bei KOTS antrat, ist Thomasz Skatulsky. Bilder seines Antritts in in Schweden teilten KOTS ebenfalls auf ihrer Facebook-Seite. Der französische Neonazi trägt ein Hakenkreuz-Tattoo auf dem Rücken und den Schriftzug „Death to ZOG“ , was für „Tod dem ,Zionist Occupied Government’“ steht und auf die antisemitische Verschwörungserzählung einer jüdischen Weltherrschaft anspielt. Außerdem ist Skatulsky Gründer der rechtsextremen Kampfsport-Marke „Pride France“.

Indem KOTS die Neo-Nazis antreten lässt, bieten sie ihnen eine Bühne, die Möglichkeit Prestige für die rechtsextreme Szene „Zuhause“ zu sammeln und eine internationale Vernetzungsplattform. 

 

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