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Infokrieg für die Grundschule „Reconquista Germanica“ und „D Generation“

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Das Handbuch für Medienguerillas (Quelle: AAS)

Anfang Januar machten die „Hooligans gegen Satzbau“ das „Handbuch für Medienguerillas“ öffentlich. Ein vierteiliges Papier, das so auch auf einer Internetseite namens „D Generation“ (keine Pointe) zu finden ist. Unter anderem soll das Handbuch auf „Reconquista Germanica“ herumgereicht werden, einem Channel im Sozialen Netzwerk “Discord”, der von einem „Nikolai Alexander“ gegründet wurde. Discord ist eigentlich eine für Gamer gedachte Plattform, die eine Mischung aus Skype, einer Chatapp und einem Messageboard bietet. „Alexander“ betreibt auch einen einschlägigen YouTube-Kanal , der ebenfalls „Reconquista Germanica“ heißt. Über den Discord-Channel werden Shitstorms gegen Medien oder Politiker organisiert, Memes werden ausgetauscht und im letzten Jahr versuchten Aktivist_innen des Kanals Einfluss auf die Bundestagswahl zu nehmen, natürlich im Sinne der AfD. 7.000 Mitglieder hat die Gruppe, dazu gehören unter anderem der rechtspopulistische YouTuber Hagen Grell, der IB-Aktivist Alex Malenki oder Yannick Noé, der Herausgeber des IB-nahen „Arcadi“-Magazins.

Wie der österreichische „Standard“ berichtet, hat IB-Kopf Martin Sellner auf seiner Website auf das Handbuch verlinkt. Ein Indiz dafür, dass die Ratschläge der „D Generation“ auch bei den „Identitären“ Anklang finden.

Mit Rechten reden? „Trolle den Fick aus ihnen heraus“

Vier Abschnitte hat das Handbuch: „Shitposting 1×1“, „Open Source Mimetic Warfare“, „Social Networking Raids“ und „Angriff auf die Filterblase“.  Das mag zwar anspruchsvoll klingen, viel steckt aber nicht dahinter. Die angehenden „Medienguerillas“ nehmen vor allem sich selbst sehr ernst und scheinen nur ein vages Verständnis von Öffentlichkeitsarbeit oder nachhaltiger Meinungsbeeinflussung zu haben. Viele der Tipps sind eher grundlegend: „Natürlich macht es Spaß, Fremde in den Youtube-Kommentaren oder im Hausfrauenforum zu provozieren. Aber wenn Deine Trollerei etwas bedeuten soll, such Dir die richtigen Gegner.“

Was diese „Bedeutung“ genau sein soll, bleibt vage. Die „richtigen Gegner“ sind offenbar alle, außer man selbst: „Folge/ Like die Accounts (bzw. infiltriere Foren) von allen Parteien, insbesondere den Grünen, bekannten Feministinnen, Regierungslakaien wie Till Schweiger oder Böhmermann und sämtlicher Propaganda-Regierungspresse, wie ARD, ZDF, Spiegel und dem Rest der Fake-News-Mischpoke. Und selbstverständlich den Zensur-Schreibtischtätern Correctiv und Amadeu-Antonio-Stiftung. Und sobald Du siehst, dass Sie wieder ihre Lügen und ihr Gift in die Welt verspritzen, sag ihnen die Meinung, verwickel sie in Diskussionen, markiere ihre Lügen als #fakenews und trolle den Fick aus ihnen heraus.“

An Passagen wie diesen zeigt sich vor allem das gefestigte Weltbild der „D Generation“. Alles, was der eigenen Meinung widerspricht, ist eine Lüge. Eine Diskussion ist unter diesen Vorzeichen wahrscheinlich eher schwierig. Genausowenig wird klar, wie ein Gespräch überhaupt zustande kommen soll, wenn „#fakenews“ der erste Diskussionsbeitrag überhaupt ist.

Das Papier macht schon hier klar, dass die immer wieder laut werdende Forderung, doch bitte mit Rechten zu reden, von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Simone Rafael von Belltower.News schreibt dazu in einer Rezension zu einem Buch mit dem gleichen Titel: „Wer öfter oder ab und zu mit Rechtspopulist_innen oder Rechtsextremen diskutiert, könnte da auch eine andere Wahrnehmung einbringen: Dass es denen gar nicht um den Austausch von Argumenten geht, sondern darum, ihre Ideologie als Propaganda breitestmöglich zu streuen (…).“

Exakt das schreibt auch die „D Generation“: Bei Diskussionen im Internet „geht [es] nicht darum wer Recht hat, sondern wer vom Publikum Recht erhält.“ Dazu gibt das Handbuch mehrere Tipps, mit denen die selbsternannten „Medienguerilleros“ mit Sicherheit gut im Schul-Whatsapp-Chat weiterkommen, wenn Sören mal wieder nicht die Mathe-Hausaufgaben rausrücken will, in der Realität des Internets aber eher ausgelacht werden dürften: „Man kann zB die Lügen der Presse einfach als #fakenews taggen. Aber besser ist noch ein Bild oder Gif von Trump oder anderen Anti-Fake-News-Helden, wie er sagt: ‚You are fake news‘. Sei kreativ. Wenn Deine Gegner ihr echtes Gesicht als Profilbild haben, umso besser. Photoshoppe es auf irgendwelche Typen die sich im Schwulenporno gerade in den Arsch ficken lassen oderso.“ (sic!)

„D Generation“ liefert noch weitere tolle Tipps, die hauptsächlich daraus bestehen zu sagen: „Versuch mit soviel Müll wie möglich um dich zu werfen, irgendwas wird hängenbleiben“. So soll man Gegnern Antisemitismus und Rassismus vorwerfen oder die Gesichter von Gegnern „auf Bilder aus dem dritten Reich [shoppen]“. Wie die Diskussionskultur sich dadurch verbessern sollte, erklärt das Handbuch leider nicht.

„Du bist voll hässlich, ey!“

Aber was macht der patriotische Medienguerillero wenn er an „jemanden [gerät], der diskutieren kann“ und damit nicht auf Tricks aus der Internetmottenkiste reinfällt? Dann „gibt es nur noch eins: Beleidigen. Und da ziehe jedes Register. Lass nichts aus. Schwacher Punkt ist oftmals die Familie.“ Und etwas später: „Heb es Dir als Ultima Ratio auf, aber wenn jemand versucht sein Gift im Internet zu verbreiten, ist es erlaubt ihn fett oder hässlich zu nennen, wenn es so ist.“

Im Bällebad bei Ikea herrscht vermutlich ein ähnlicher Diskurslevel.

Besonders vielsagend und vermutlich sehr lebensnah in der Welt der Internet-Patrioten ist auch diese Passage: „Sprich Dich mit Deinen Freunden ab, und wenn es zum Showdown kommt, trommel sie zusammen, um gemeinsam gegen die Lügen und das Gift zu kämpfen. Wenn Du keine Freunde hast, lege Dir mehrere Accounts an und betreibe sie parallel.“ Fun Fact: später im Text erzählt der anonyme Verfasser, dass er zur Zeit sechs Fakeprofile betreibt.

So oder so ähnlich geht es im gesamten Handbuch weiter. Den Leser_innen wird durchgehend suggeriert, zur Speerspitze der Internetelite zu gehören, deswegen auch wichtig für die Aktivist_innen: niemals das Selbstvertrauen verlieren. Wenn der Geduldsfaden nach schlechten Photoshop-Aktionen und „deine Mudda“-Beleidigungen beim Gegenüber gerissen ist und der Troll geblockt wird, ist das ein „großer Sieg. Das heißt er weiß nicht weiter.“ Das, oder eventuell denkt die Person auch einfach nur: Ich habe genug Lebenszeit mit ein paar Deppen verschwendet, die glauben, sie seien die smartesten im Internet und deren ultimatives Argument lautet: ‚Du bist voll hässlich, ey!‘

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