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Interview Magdeburg erobert seine Innenstadt und das Gedenken am 16. Januar zurück

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Rechtsextremen Aufmärschen demokratisch Paroli zu bieten ist nötig – und kann Spaß machen. In der sachsen-anhaltinischen Hauptstadt Magdeburg wird das Engagement für Demokratie an diesem Samstag kreativ begleitet: Rund 115 Institutionen und Organisationen haben sich für die „Meile der Demokratie“ des „Bündnisses gegen Rechts Magedeburg“ in der Innenstadt interessante Aktionen für ihre Stände erdacht. Auf fünf Bühnen zeigen Bands, Kabarettisten und Artisten ihr Können. Aus der Politik werden u.a. Oberbürgermeister Lutz Trümper, der Präsident des Landtages von Sachsen-Anhalt, Dieter Steinecke, und Innenminister Holger Hövelmann erwartet. Im letzten Jahr besuchten 5.000 Magedburger die „Meile der Demokratie“.

Die Neonazis treffen sich unterdessen ebenfalls am 16. Januar unter dem Motto „Ehrenhaftes Gedenken, statt Anpassung an den Zeitgeist“ (Kommafehler im Original) zum revisionistischen und geschichtsverdrehenden „Trauermarsch“. Der will den 65. Jahrestag der Bombardierung Magdeburgs 1945 instrumentalisieren, um eine Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben. In den vergangenen Jahren – die Nazi-Demonstrationen gibt es seit 1999 – nahmen um die 500 bis 800 Neonazis teil.

Die rechtsextremen Akteure werfen dabei gern Vertretern der Landeshauptstadt sowie zivilgesellschaftlich Engagierten vor, die Anzahl der Todesopfer des alliierten Luftangriffs auf Magdeburg am Abend des 16. Januars 1945 in verharmlosender Absicht falsch, nämlich zu niedrig, anzugeben. Dies, so die Leiterin des Stadtarchives Magedeburg, ist allerdings ein Mythos. Nach aktuellem Forschungsstand gab es 2.000 bis 2.500 Opfer, fast ausschließlich Zivilisten und unter Ihnen auch Ausländer, die starben, als der von Deutschland begonnene Krieg nach Magdeburg zurückkam (mehr dazu hier LINK).

Christine Böckmann ist Bildungsreferentin von „Miteinander e.V. – Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt“, die die „Meile für Demokratie“ im vergangenen Jahr erstmals anstießen.

Hat der rechtsextreme Aufmarsch eine Bedeutung in der Szene?

Es ist die größte rechtsextreme Demonstration, die wir hier in der Region haben. Das erklärt sich auch dadurch, dass die Neonazis überregional für den 16. Januar mobilisieren.

Dagegen setzt das „Bündnis gegen Rechts Magdeburg“ 2010 zum zweiten Mal eine „Meile der Demokratie“. Ihre Erfahrungen im letzten Jahr waren positiv?

Schon im letzten Jahr konnten wir viele Initiativen zur Teilnahme bewegen – schließlich nützt die „Meile der Demokratie“ der Stadt, weil sie die Innenstadt demokratisch besetzt und so für die rechtsextreme Demonstration als Route unmöglich macht. ?? besuchten die „Meile der Demokratie“. Sehr positiv finde ich, dass in diesem Jahr die Stadt noch aktiver dabei ist und die Gewerbetreibenden der Innenstadt. Sie unterstützen unsere Aktionen inhaltlich, aber auch ganz praktisch – etwa wenn ein Café Frühstück für die Engagierten spendiert, die frühmorgens die Stände aufbauen. Das Technische Hilfswerk hilft uns beim Schnee-Räumen – das Bündnis ist jetzt so breit, wie wir es uns wünschen.

Was erwartet die Besucherinnen und Besucher in diesem Jahr?

Es gibt es ein ganz buntes Programm, sowohl auf den inzwischen fünf Bühnen als auch an den Ständen der Meile. Interssante Bands wie das Jeans Team sind dabei, Kabarettisten, es gibt eine Feuershow. Neben Infoständen gibt es viele Aktionen: Es werden Mützen für Demokratie gestrickt und gegen Spenden abgegeben, es gibt eine schauspielerische Performance zur „Bücherrettung“ von der Stadtbibliothek und dem Theater Magdeburg, die an die Bücherverbrennung der Nazis erinnert. Familien mit Kindern können Laternen basteln und an einem Lampionumzug teilnehmen. Es soll auch einen Umarmungs-Flashmob auf der Meile geben.

Was spornt Sie an, so viel in Bewegung zu setzen?

Jahrelang hieß es am 16. Januar in Magdeburg: Meiden Sie heute die Innenstadt! Jetzt treffe ich Menschen aus anderen Städten, die sagen: Ach, am 16. Januar bin ich leider nicht in Magdeburg und kann nicht bei diesem tollen Fest dabei sein, wie schade! Das ist ein großartiger Wandel.

Programm und mehr Informationen:

| www.meile-der-demokratie.de

Nachtrag: In Magdeburg demonstrierten 800-1.000 Neonazis (| Reportage hier). Zur „Meile der Demokratie“ kamen 5.000 Besucherinnen und Besucher.

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Wenn der Kollege ein Nazi ist

Der nette Büronachbar erzählt in der Kantine, dass er am Wochenende an einer rechtsextremen Demo teilgenommen hat – und verteilt gleich Flyer für den nächsten Aufmarsch. Die Kollegin mit Migrationshintergrund ist für ihr Engagement im Betrieb bekannt – und wird dennoch bei Beförderungen regelmäßig übergangen. Was tun, wenn einem Rassismus und rechtsextremes Gedankengut am Arbeitsplatz begegnen?

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2015-04-20-3

Wie halte ich mich auf dem Laufenden? Linkliste

In den vergangenen Jahren ist eine ganze Reihe von Internetseiten entstanden, die aktuell und mit unterschiedlichen Schwerpunkten über Rechtsextremismus informieren. Die meisten werden ehrenamtlich betrieben oder haben nur Etats für eine Ein-Mann- oder Ein-Frau-Redaktion.

Journalistische Internetportale

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