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Ist mein Kind ein Neonazi?

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Was tun, wenn sich Jugendliche der rechtsextremen Szene zuwenden?

Für viele Eltern ist dies eine drängende Frage. In der Regel sind die Hintergründe der betroffenen Jugendlichen zwar verschieden. Aus der Beratungspraxis und den Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen betroffener Eltern lassen sich aber einige Tipps und Ratschläge ableiten:
Beobachten und Nachfragen??Beobachten Sie bei Ihrem Kind einen Stilwechsel? Informieren Sie sich zunächst über die Hintergründe ? nicht hinter jeder Glatze steckt ein Rechtsextremer.

Aber es gibt Anhaltspunkte dafür, ob sich Ihr Kind tatsächlich der rechtsextremen Szene zuwendet. Informieren Sie sich: Welche Musik wird gehört, welche Kleidung wird gewählt, womit beschäftigt sich Ihr Kind? Welche Bücher, Broschüren und Flugblätter liest der Jugendliche?

Diskutieren und Argumentieren

Falls Sie es noch nicht getan haben: Machen Sie Ihrem Kind Ihren persönlichen Standpunkt über Rechtsextremismus und seiner Orientierung zur rechtsextremen Szene deutlich. Begründen Sie diesen Standpunkt. Und erklären Sie, was es für Sie bedeutet.

Setzen Sie sich mit den Positionen Ihres Kindes auseinander. Haben Sie den Eindruck, Ihrem Kind fehle es an Wissen über die ideologischen Hintergründe des Rechtsextremismus oder die Gefahren der Szene, sollten Sie ihrem Kind diese deutlich machen.

Seien Sie klar in Ihrem Standpunkt, ohne übereifrig zu werden: Es kann sich auch um ein vorübergehendes Phänomen handeln, ein ?Modethema?, das sich von selbst verflüchtig. Machen Sie zu schnell zu viel Druck, treiben Sie Ihr Kind unter Umständen noch stärker von Ihnen weg.

Sollte es sich nicht um ein Übergangsphänomen handeln:

Partner suchen

Suchen Sie sich Partner im Umfeld Ihres Kindes. Bedenken Sie, dass der Weg in die Szene auch aus einem Abgrenzungsmotiv heraus beschritten werden kann. Gerade in der Pubertät versuchen sich Jugendliche von Eltern sowie deren Werten und Normen abzugrenzen: Wer aus dem familiären oder freundschaftlichen Umfeld hat gerade jetzt, in der Pubertät, eine besondere Beziehung zu Ihrem Kind? Wer wird von Ihrem Kind als Vorbild, als positive Identifikationsfigur anerkannt, kann Einfluss nehmen? Binden Sie diese Personen ein.

Schule und Sport

Geht Ihr Kind in die Schule oder in einen Sportverein? Gibt es eine Lehrkraft, einen Trainer oder eine Jugendarbeiterin Ihres Vertrauens? Nehmen Sie Kontakt auf und tauschen Sie sich aus.

Regeln und Grenzen

Setzen Sie Grenzen, aber bedenken Sie auch: ?Riskieren Sie möglichst nicht die Beziehung zu Ihrem Kind, bleiben Sie Bezugsperson und Ansprechpartner und signalisieren Sie Ihre Zuneigung, auch wenn es manchmal schwer fällt.

Stellen Sie frühzeitig Regeln auf, was Sie zum Beispiel in Ihrer Wohnung dulden und was nicht. Ihr Kind hat aber auch ein Recht auf Privatsphäre. Übergehen Sie diese Rechte nicht leichtfertig ? auch nicht, wenn Sie meinen, dafür gute Gründe zu haben. Zu den Rechten eines Kindes gehört beispielsweise die Wahrung des Postgeheimnisses.

Geben Sie dem Thema in der Beziehung zu Ihrem Kind und in der Familie nicht zu viel Raum. Achten Sie darauf, dass das Familienleben trotz der Belastung funktioniert.

Alternativen schaffen?

Versuchen Sie zu verstehen, was die Szene und die Inhalte der rechtsextremen Ideologie für Ihr Kind so attraktiv macht. Was meint es, dort finden zu können? Reflektieren Sie nicht nur die Inhalte, bedenken Sie auch andere Aspekte wie Anerkennung, Gruppenzugehörigkeit, ?Karriereerfahrungen? in der Szene oder die Bestätigung eines bestimmten Bildes von Männlichkeit.

Versuchen Sie, attraktive Alternativangebote zu machen. Besonders in der Freizeitgestaltung gibt es vielfältige Möglichkeiten – Ausflüge, Ferienfahrten, Kurse oder Projekte. Ziel ist es, andere Interessen bei ihrem Kind zu wecken und es in Bereichen außerhalb der rechtsextremen Gruppe und Aktivitäten zu stärken, so dass es Anerkennung finden und positive „Karriereerfahrungen“ machen kann.

Selbstschutz

Schützen Sie sich auch selbst und sorgen Sie für sich. Schaffen Sie sich Freiräume und organisieren Sie sich Unterstützung.
Betreiben Sie keine Selbstzerfleischung. Fragen Sie sich nicht ständig, wer ?Schuld? hat an dieser Entwicklung.

Ist Ihr Kind bereits volljährig, kann auch eine räumliche Trennung – wenn Ihr Kind beispielsweise auszieht – die Situation und die Familienbeziehungen entspannen. Das Prinzip ?Nähe durch Distanz? ist auch ein Selbstschutz für Sie.

Beratung und Selbsthilfe

Kontaktieren Sie professionelle Beratungsstellen; auch Familienberatungsangebote können hilfreich sein.

Lassen Sie sich in der Auseinandersetzung mit Ihrem Kind und dem Thema unterstützen ? falsche Scham ist nicht angebracht.

Kontaktieren Sie Selbsthilfeinitiativen. Tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus, stärken Sie sich.

Last but not least: Denken Sie daran, dass es keinen Königsweg aus der rechtsextremen Szene gibt. Manche ?Karrieren? enden so abrupt wie sie angefangen haben: durch eine neue Freundin, einen Umzug, eine Lehrstelle. Haben Sie Geduld und bleiben Sie in Kontakt: Ihr Kind braucht Sie.

Hier erhalten Sie Unterstützung

Deutschlandweit:

| Online-Beratung gegen Rechtsextremismus
– bietet Eltern-Chatgruppe zum Thema

| Rechte Jungs, rechte Mädchen ? ratlose Eltern
– Beratung von Angehörigen rechtsextremer Jugendlicher

Berlin

| Elternberatung und Selbsthilfe „Eltern gegen rechts?

| Elterninitiative c/o EXIT-Deutschland

| Lichtblicke: Eltern stärken

Brandenburg

| Brandenburgisches Institut für Gemeinwesenberatung – demos

Bremen

| Jugendbildungsstätte Bremen LidiceHaus gGmbH


Mecklenburg-Vorpommern

| Regionalzentrum für demokratische Kultur- Ludwigslust

Niedersachsen

| Wege aus der rechten Szene ? Information, Beratung und Hilfe für Eltern Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt

Rheinland-Pfalz

| Elterninitiative gegen Rechts Hilfe für Eltern von rechtsextremistisch orientierten Jugendlichen

Sachsen

| Kulturbüro Sachsen

| Recall – Mit Eltern gegen rechts
Thüringen

| Mobile Beratung in Thüringen. Für Demokratie ? Gegen Rechtsextremismus e.V.

Nordrhein-Westfalen

| Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in NRW


Literatur

| Das Buch Handlungsfähig bleiben – handlungsfähig werden – Wege aus der rechten Szene von Cornelius Peltz (Hg.) (Braunschweig 2006)
| Hier zum herunterladen

Das Heft Mein Kind ist doch kein Nazi!? – Ein Ratgeber für Eltern und Angehörige von Kindern und Jugendlichen aus der rechten Szene
Erhältlich bei:
| Mobile Beratung in Thüringen. Für Demokratie – Gegen Rechtsextremismus e.V.

Die Broschüre Mein Kind – ein Neonazi? – Broschüre für Eltern zum Thema rechtsextremen Jugendsubkultur, Musik, Kleidung und Symbolen der rechtsextremen Szene, Ideologiefragmenten.
Erhältlich bei:
| Elterninitiative EXIT-Deutschland

Das Heft Rechtsextremismus und Gewalt im Jugendalter – Eine Elterninformation, Heft Nr 13. ?Als Thomas damals?? Hintergründe und Empfehlungen für Eltern.
Erhältlich bei:
| Landeskommission Berlin gegen Gewalt

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