„Friedensmahnwachen“ und „HoGeSa“ bereiteten ein Phänomen vor, das Deutschland im November und Dezember 2014 beschäftigt: In Dresden steht man Montagabends wieder auf der Straße und skandiert: „Wir sind das Volk“. Leider geht es bei „Pegida„, den „Patriotischen Europäern gegen Islamisierung des Abendlandes“, mitnichten um Freiheiten, sondern um Islamfeindlichkeit, Hass gegen Migrant_innen, Demokratiefeindlichkeit und rechtspopulistischen Nonsens aller Art vom Beklagen der angeblich nicht vorhandenen Meinungs- und Pressefreiheit bis zum „Gender-Terror“. Von den Freiheiten der modernen, auf Gleichwertigkeit und Vielfalt orientierten Welt Verwirrte treffen sich in Dresden, statt wie bisher das Internet vollzuschreiben oder ihre Stammtisch-Brüder und -Schwestern vollzuhassen. Sie fordern – unter dem Deckmantel, „die Demokratie“ vor „dem Islam“ retten zu wollen – ein weißes, männlich dominiertes, führerorientiertes, traditionalistisches Deutschland, das mit Demokratie nur noch wenig zu tun hätte. Auch ihr Bild des „Islam“ hat mit der Realität in Deutschland nichts zu tun. Gegen Sachargumente sind die Teilnehmenden allerdings weitgehend immun. Politik und Medien tun sich aber über längere Zeit schwer, dies zu erkennen, fordern Dialog mit Menschen, die nichts hören und sagen wollen, statt die Werte der pluralistischen Demokratie klar und stark zu verteidigen. Gegen Ende Dezember 2014 gibt es bereits einen massiven Hasstourismus aus anderen Bundesländern nach Dresden. Es ist anzunehmen, dass „Pegida“ trotz faktisch unglaubwürdiger, aber charismatischer Führung 2015 noch wachsen wird. Deshalb ist eine gesellschaftliche Antwort hier besonders wichtig, die sowohl klar die Demokratiefeindlichkeit der „Pegida“-Forderungen herausstreichen muss, aber auch Rassismus und mangelnde Feinfühligkeit etwa in Behörden, Polizei und Politik bearbeiten muss, die Vorurteilen zuarbeiten.
Auszug aus dem Artikel
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