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Januar 2018 Homo und Transfeindlichkeit, Sexismus, Gender

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(Quelle: Pixabay / fsHH)

 

Homo- und transfeindliche Übergriffe

Eine Gruppe junger Männer soll in Berlin-Gesundbrunnen einen 26-Jährigen zunächst homophob beleidigt und dann verprügelt haben. Der Vorfall habe sich in der Nacht auf Donnerstag auf der Prinzenallee an der Ecke zur Bellermannstraße ereignet, wie die Polizei mitteilte. Fünf Unbekannte hätten den 26-Jährigen demnach zuerst beschimpft. Dann habe ihn einer der Männer zu Boden geschlagen, wie das Opfer der Polizei gegenüber erklärte. Die Täter stahlen ihm daraufhin Zigaretten und Bargeld. Als der 26-Jährige aufstehen wollte, kam einer der Täter zurück und schlug ihn erneut. (Morgenpost)

Ein Medizinstudent ist in Kalifornien offenbar Opfer eines Homo-Hassers geworden. Ein Ex-Mitschüler soll den 19-Jährigen mit mehr als 20 Messerstichen ermordet haben. (Queer.de) Wie sich jetzt herausstellt, ist der Täter Mitglied der „Atomwaffen-Division“, einer Neonazi-Gruppierung, die für mindestens fünf Morde in den USA verantwortlich sein soll. (Independent)

 

Die homo- und transfeindliche „Demo für Alle“

Am 20. Januar plante die Organisation „Demo für alle“ eine Veranstaltung in Frankfurt. Verschiedene Redner werden sich dort gegen die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare aussprechen. Ein Bündnis plant bereits eine Gegendemonstration auf der Hauptwache. Manuel Stock, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Römer, will sich anschließen. Ein Interview. (Frankfurter Rundschau)

Wie die „Demo für Alle“ auf Nachfrage gegenüber TAG24 bestätigte, findet das an einem geheimen Ort statt, da die Veranstalter nicht durch Gegendemonstranten gestört werden möchten. Auf die Gegendemo an der Hauptwache angesprochen, sagte DfA-Sprecherin Kerstin Kramer: „Eine Demo, die schon in ihrem Aufruf inhaltlich nichts anderes zu bieten hat, als uns Phobien anzudichten und uns als ‚rechts‘ zu verleumden, ist nicht ernstzunehmend.“ (Tag24)

Heftige Kritik an der Tagung hat die Frankfurter Dezernentin für Integration und Bildung, Sylvia Weber (SPD), geübt. In einer Pressemitteilung bezeichnete Weber das Symposium als „diskriminierende Veranstaltung, die sich gegen die Grundwerte des gesellschaftlichen Miteinanders richtet“. Das Bündnis mache durch „homo- und transfeindliche Aussagen“ Stimmung gegen Menschen, die nicht in das eigene Weltbild passten, so Weber weiter. (Frankfurter Rundschau)

Um den Veranstaltungsort des Symposiums der „Demo für alle“ wurde ein Versteckspiel veranstaltet. War die Tagung im Vorfeld in Frankfurt angekündigt, erfuhren die angemeldeten Zuhörer*innen erst kurz vorher, dass die „Experten und Wissenschaftler“ ihre Vorträge im Niemandsland zwischen Kelsterbach und Raunheim halten würden. Da es scheinbar nötig sei, so die Frontfrau Hedwig von Beverfoerde, habe man „Kelsterbach kurzfristig eingemeindet“. Unter großem Polizeiaufgebot wurde denn auch das Congresium abgesperrt. Eine Gruppe von etwa 50 Protestlern hatte trotzdem den Weg dorthin gefunden, was der Ansprechpartner der Location, Tayfur Altintop, auf Facebook mit den Worten quittierte: „Die linken Ratten sind schon da.“ (Frankfurter Rundschau)

 

#metoo-Debatte und Sexismus

Die #metoo-Debatte schlägt weiterhin auch in Deutschland Wellen. Frauen aus unterschiedlichsten Bereichen melden sich zu Wort und prangern Sexuismus uns Ungleichbehandlungen an. Mit einer Kundgebung am 17. Januar hat der Allgemeine Studierendenausschuss der Frankfurter Goethe-Uni auf Sexismus im Uni-Leben hingewiesen. Hintergrund sind die aktuellen schweren Vorwürfe einer Studentin gegen einen Dozenten.

Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sprach sie von einem Dozenten an der Universität, der sie 2016 mehrfach sexuell bedrängt haben soll. Dabei erhebt sie auch gegen die Universität schwere Vorwürfe: Sie habe das Gleichstellungsbüro der Uni um Hilfe gebeten, wo man ihr dringend abgeraten habe, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Von „ernsten Konsequenzen“ sei die Rede gewesen. Zudem sei die Gleichstellungsbeauftragte untätig geblieben. (Journal Frankfurt)

Der Regisseur Dieter Wedel hat Vorwürfe der sexuellen Belästigung von Frauen zurückgewiesen. In einer am Stellungnahme seines Anwalts Michael Philippi heißt es, Wedel werde durch die erhobenen Verdächtigungen, „die auf angebliche Vorfälle von vor 20 und mehr Jahren gestützt werden, einem massiven öffentlichen Pranger ausgesetzt“. (RBB, Tagesspiegel) Allerdings erhoben vier weitere Frauen schwere Vorwürfe gegen den Regisseur. So soll Wedel die Schweizer Schauspielerin Esther Gemsch 1980 in seinem Hotelzimmer angegriffen und versucht haben, sie zu vergewaltigen. „Er setzte sich rittlings auf mich, packte meinen Kopf bei den Haaren und schlug ihn immer wieder aufs Bett, einmal auch an die Wand und dann einmal auf die Bettkante“, wird Gemsch im Dossier der ZEIT zitiert. Mit ihrem Halswirbel sei sie so hart auf die Bettkante geprallt, dass sie sich nicht mehr habe bewegen können. Wedel habe ihr außerdem mit ihrem Schal die Kehle abgeschnürt, so dass sie kaum noch Luft bekommen habe. Wegen ihrer Verletzungen musste Gemsch den Dreh abbrechen, ihre Rolle wurde neu besetzt. (Zeit)

Die Staatsanwaltschaft München leitete mittlerweile ein Ermittlungsverfahren ein. Es gehe um den Anfangsverdacht einer möglicherweise nicht verjährten Sexualstraftat, sagte am Montagabend eine Behördensprecherin in München. Am selben Tag wurde bekannt, dass Wedel als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückgetreten ist. Nach Angaben seiner Sprecherin hat der 75-Jährige eine Herzattacke erlitten und liegt im Krankenhaus. (Zeit)

Die geschäftsführende Familienministerin Katarina Barley hat nach den Vorwürfen gegen Regisseur Dieter Wedel eine Debatte über Sexismus und Gewalt gegen Frauen gefordert. Dies gelte unabhängig von dem einen prominenten Fall, sagte die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. «Wenn sich die Anschuldigungen bestätigen, dann ist das ein Skandal, von dem sehr viele Menschen gewusst haben müssen.» Barley betonte, es gelte die Unschuldsvermutung. Aber es sei eigenartig, dass so wenige von den vielen Weggefährten aus der Branche Stellung beziehen. (t-online, ZDF, DLF)

Der bekannte Fotograf Mario Testino soll männliche Models belästigt haben. „Mich überraschen die Vorwürfe überhaupt nicht“, sagt die Modedesignerin Sina Trinkwalder im Gespräch im Deutschlandfunk Kultur. Sie wundere sich nur darüber, dass diese Debatte erst jetzt aufkomme.

„Dieser Sexismus, sexuelle Belästigung, sexuelle Nötigung hin bis zur Vergewaltigung, die unter den Tisch gekehrt werden (…) – das ist ein alter Hut“, sagt die deutsche Modedesignerin Sina Trinkwalder im Gespräch mit Vladimir Balzer. „Das ist immer schon da, seitdem es Abhängigkeitsverhältnisse gibt: da ist der Lehrer mit der Schülerin, der Chefarzt mit den Krankenschwestern, der Bankvorstand mit den Sekretärinnen“, sagt Trinkwalder. Nur seien das keine in der Öffentlichkeit stehenden Personen. „Jetzt haben wir es mit einem anderen Level zu tun.“ Es sind in der Öffentlichkeit stehende, angesehene Menschen. (DLF)

Frauen aus Hollywood verkündeten mit einer Anzeige in der New York Times die Gründung ihrer Initiative Time’s Up – die Zeit ist reif. Mehr als 300 Künstlerinnen und Produzentinnen aus Film, Fernsehen und Theater treten für Geschlechtergleichheit ein und sammelten bisher mehr als13 Millionen US-Dollar an Spenden.

Die Aktion soll Betroffenen von sexualisierter Gewalt am Arbeitsplatz in schlechter bezahlten Bereichen Schutz und Rechtsbeistand geben. Das Ganze begann mit einem offenen Brief im September 2017, verfasst von Landwirtinnen, die ihre Solidarität mit den sexuell belästigten Frauen aus Hollywood ausdrückten: „Auch wenn wir in sehr unterschiedlicher Umgebung arbeiten, teilen wir eine gemeinsame Erfahrung.“  (taz)

Anfang Janaur fand die Golden Globe-Verleihung in Los Angeles statt. Die Veranstaltung stand im Zeichen der #metoo Debatte. Hollywood hat bei der Golden-Globe-Verleihung Stellung zu aktuellen politischen Debatten bezogen. Die Farbe Schwarz, in die sich die meisten Filmstars hüllten, diente als Geste des Protests gegen männlichen Machtmissbrauch in der Filmbranche.

Emma Watson und Laura Dern zählten zudem zu einer Reihe weiblicher Stars, die von acht Frauen-Aktivistinnen zu der Gala begleitet wurden. Tarana Burke, die die #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe gestartet hatte, hatte zuvor die Teilnahme der Aktivistinnen angekündigt.

Mit einer kämpferischen Rede zu Frauen- und Bürgerrechten hat sich US-Entertainerin Oprah Winfrey bei der Verleihung der Golden Globes für einen Preis für ihr Lebenswerk bedankt. „Zu lang wurden Frauen nicht angehört oder ihnen wurde nicht geglaubt, wenn sie den Mut hatten, gegen die Macht von Männern aufzubegehren. Aber deren Tage sind gezählt!“, rief Winfrey den Stars zu, die die Entertainerin mit stehendem Applaus feierten. (Der Westen)

Bei der Verkündung der Nominierten in der Kategorie „Beste Regie“ brauchte es nur zwei kleine Worte von Natalie Portman, um einen ganzen Raum zum Schweigen zu bringen: „And here are the all male Nominees“ („Hier sind die – rein männlichen – Nominierten“). (Stern)

In Frankreich gibt es derweil Gegenstimmen. Catherine Deneuve und weitere Frauen erkennen sich in der gegenwärtigen #MeToo-Debatte nicht wieder. Sie warnen vor einem „Klima einer totalitären Gesellschaft“. „Vergewaltigung ist ein Verbrechen. Aber hartnäckiges oder ungeschicktes Flirten ist kein Delikt, und eine Galanterie auch keine chauvinistische Aggression“, heißt es in einem Gastbeitrag in der französischen Zeitung Le Monde. (Zeit) Die Kritik darauf fällt heftig asu, auch die ehemlaige Ministerin Ségolène Royal äußert sich. (Tagesspiegel)

Tage später relativierte sie den von ihr unterschriebenen Brief: In einem Beitrag der Zeitung „Liberation“ wandte sie sich direkt an die Opfer und versuchte, einen kritischen Text aus der Vorwoche zu relativieren: „Ich grüße alle Opfer dieser verabscheuungswürdigen Taten, die sich durch den Artikel in „Le Monde“ beleidigt fühlen, ihnen und ihnen allein biete ich meine Entschuldigung an.“ Sie hielt allerdings an dem ursprünglichen Beitrag fest, der ihrer Ansicht nach „nicht enthält, dass Belästigung gut ist, sonst hätte ich den Text nicht unterschrieben“. (Tagesspiegel)

 

Homofeindlichkeit in der Politik

Vor Beginn der Sondierungsverhandlungen über eine neue Große Koalition attackieren die Christsozialen mit dem Kampfbegriff „Gender-Ideologie“, der sonst eher von AfD und „Demo für alle“ benutzt wird, die SPD. Die linke Bildungspolitik sei gescheitert. (Queer.de)

Unter anderem möchte die CSU eine „bürgerlich-konservative Bildungspolitik“ durchsetzen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf ein internes CSU-Papier. Die linke Bildungspolitik sei gescheitert. „Blinde Gleichmacherei, die Abkehr vom Leistungsgedanken, Gender-Ideologie im Unterricht, Experimente mit Gemeinschaftsschulen, ‚Schreiben nach Gehör‘ statt ordentlicher Rechtschreibung – solche Konzepte helfen keinem, sondern schaden allen“, heißt es darin weiter. (Zeit)

Die AfD hat eine Debatte im Bundestag zum Elterngeld genutzt, um gegen die im letzten Sommer verabschiedete Ehe-Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare zu giften. In der wöchentlichen Befragung der Bundesregierung informierte Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) über Entwicklungen beim sogenannten Elterngeld Plus. Die AfD-Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst nutzte das im Rahmen einer Zwischenfrage für (von einem Zettel abgelesene) Kritik: „Angesichts der auffälligen Vorliebe der GroKo für die Befriedigung von Kleinstinteressengruppen, wie z.B. die Ehe für alle, worauf sich bundesweit nur sehr wenige Paare das Ja-Wort gegeben haben, stellt sich die Frage, wie viele Familien aus dieser ebenfalls sehr speziellen Gesetzesinitiative prognostisch Nutzen ziehen werden?“ Die AfD-Politikerin beklagte, die Regierung beschreibe eine kleine Inanspruchnahme des Elterngelds als Erfolg, und fragte dann in einem zunehmend empörtem Tonfall: „Wieso denken Sie, [dass] angesichts der fatalen Gesamtsituation eines sich nicht reproduzierenden Deutschlands eine solche Nischenpolitik Berechtigung hat?“ (Queer.de)

 

Ungleichbehandlung im Beruf – Die Gender Paygap

30 Jahre lang war sie Journalistin bei der britischen Rundfunkanstalt BBC, nun hat sie offenbar genug: Die China-Korrespondentin Carrie Gracie hat ihren attraktiven Job in Peking gekündigt, weil sie deutlich weniger verdiene als ihre männlichen Kollegen. Der öffentlich-rechtliche Sender habe es versäumt, die Lücke bei der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen zu schließen, kritisiert die 55-Jährige. (Spiegel, Welt)

In Island sind ab jetzt Firmen dazu verpflichtet, der Regierung einen Nachweis über die gleiche Bezahlung zu erbringen. Damit ist Island das erste Land der Welt, das Ungleichbezahlung per Gesetz verbietet. Bereits am Weltfrauentag 2017 hatte Islands damalige Regierung den Schritt in Richtung Lohngleichheit angekündigt. (Welt)

 

Antifeminismus-Debatten

Die Geschlechterverhältnisse sind erschüttert, der Dualismus wankt. Das ist eine Chance, die üblichen Zuschreibungen durcheinander zu bringen. Und am Ende ist die ganze Männlichkeit nur ein ironischer Spleen. (FAZ)

Neue Rechte und Alt-Right wollen, dass Männer endlich wieder männlich sein dürfen. Denn Schuld an allem Übel sei der Feminismus, weil er die Frauen wider ihre Natur vom Herd getrennt hat. (FAZ)

Der Begriff Gender treibt vor allem Rechtspopulisten regelmäßig Zornesröte ins Gesicht. Dabei geht es in erster Linie nicht um korrekte Schreibweisen. Dahinter stehen ganz praktische Probleme. (Sächsische Zeitung)

 

Homo- und Transfeindlichkeit international

Ägypten

Ob Taschen aus Kamelleder, mit Hieroglyphen verzierte Sitzkissen oder Gebetsketten: Der Chan el-Chalili, der älteste und größte Basar Kairos, lässt keine Wünsche unerfüllt. Es gibt in der Metropole wenige Orte, die sich besser dazu eignen, dem stressigen Straßenverkehr und dem konstanten Smog-Gestank zu entgehen. Mitten auf dem Markt schlendert Walid* umher. Der 25 Jahre alte Ägypter ist nicht an den Souvenirs seiner Heimatstadt interessiert. Er ist mit Malik* verabredet, mit dem er sich wenige Minuten später eine Shisha in einem der vielen kleinen Lokale des Basars teilen wird. Doch was niemand der anderen Gäste bemerken soll: Walid und Malik sind ein Paar. Offen ausleben können sie das nicht. Bis heute weiß außer ihren engsten Freund*innen niemand von ihrer Beziehung. Alleine die Tatsache, dass sie verliebt sind, könnte sie dieser Tage ins Gefängnis bringen und das, obwohl Homosexualität in Ägypten nicht verboten ist. (Zett)

 

 

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