Zusammengestellt von Simone Rafael
Homo- und Transfeindlichkeit
… und die AfD
Alexander Tassis ist Grieche, schwul und Abgeordneter der AfD – warum?
Alexander Tassis, 46, ist Bundesvorsitzender der „Migranten in der AfD – Neudeutsche Hoffnungsträger“. Er ist in Athen geboren, Landtagsabgeordneter in Bremen und außerdem schwul. Die Migrantengruppe in der AfD besteht aus persisch-, polnisch-, bosnisch-, türkisch-, afrikanisch- und griechischstämmigen Mitgliedern, die sich als „stolze Deutsche“ verstehen. Auf ihrer Facebook-Seite posten sie, es sei ihr Ziel, die AfD zur „führenden Einwandererpartei“ Deutschlands zu machen. Mit bislang 63 Likes sind sie noch weit von diesem Ziel entfernt. Sie sehen sich als Gegner einer „hemmungslosen Deutschenfeindlichkeit, „brachialster Islamisierung“ und der „forcierten Abschaffung der europäischen Nationalstaaten“. Es ist ihnen wichtig, nicht mit jenen Flüchtlingen in einen Topf geworfen zu werden, die jetzt nach Deutschland gekommen sind. Klingt absurd? Ist es auch (Vice, vgl. Freitag, BTN)
„Benachteilgung der heterosexuellen Mehrheit“: AfD will Förderung queerer Gruppen streichen
Das Land Brandenburg solle die „finanzielle wie ideelle Unterstützung“ der Landeskoordinierungsstelle für LesBiSchwule Belange einstellen, da die Personengruppen nicht mehr diskriminiert würden (Queer)
Hatz gegen Homosexuelle: Ermittlungen gegen AfD-Abgeordneten Kay Nerstheimer
Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft will die Immunität des streitbaren Abgeordneten aufheben lassen und gegen Nerstheimer Anklage vor dem Amtsgericht in Berlin-Tiergarten erheben. Unter anderem, weil der 52-Jährige in einem Kommentar auf ein Facebook-Posting von AfD-Landeschefin Beatrix von Storch schrieb: „Die Natur sagt eindeutig, normal ist, was der Erhaltung der Art dient. Alles andere ist unnormal und und in diesem speziellen Fall genetisch gegeneriert! (sic!) Vor so etwas muß man Kinder SCHÜTZEN!!!!“ (ggg.at, BILD)
… und Flucht
355 homosexuelle Flüchtlinge wurden 2016 in Berlin beleidigt und angegriffen
Schwule, lesbische und transsexuelle Flüchtlinge sind in den vergangenen Jahren immer wieder Opfer von Pöbeleien und Drohungen geworden. Einige wurden in Berlin auch angegriffen und verletzt. Das geht aus einer Antwort der Senatsverwaltung für Justiz auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Tom Schreiber hervor. Manche Übergriffe gingen von Wachleuten in den Flüchtlingsunterkünften und Behörden aus. Die genaue Anzahl der Beleidigungen und Bedrohungen ist sehr unsicher. Der Senat gab für 2016 die Zahl von 355 an. 2015 waren es 162, im Jahr davor nur 14. Die allermeisten Übergriffe betrafen schwule Männer und Transsexuelle unter den Flüchtlingen (tag24, Berliner Morgenpost)
»Refugee-LGBTIQ*-Conference« in Brandenburg: Kennenlernen und Vernetzen gegen Homophobie und Rassismus
Sie haben am Wochenende bereits die zweite »Refugee-LGBTIQ*-Conference« in Brandenburg an der Havel veranstaltet. Wie lautet Ihr erstes Resümee?
Wir sehen, dass es einen großen Bedarf gibt, sich zu treffen und zu vernetzen. Hierfür hat die Konferenz einen guten Raum geboten. (…)
In den letzten Tagen gab es Berichte über zunehmende Anfeindungen und Übergriffe auf geflüchtete LGBTIQ* in den Sammelunterkünften und Behörden Berlins. Die Stadt hat insoweit reagiert, als eine spezielle Einrichtung eröffnet wurde. Wie gehen Betroffene sonst mit dem Problem um?
Viele Betroffene versuchen in diese speziellen Unterkünfte zu gelangen, die es nicht nur in Berlin gibt. Da sie aber immer voll sind, sind die Chancen entsprechend schlecht. Das Resultat ist, dass die Menschen zurückgezogen und möglichst unauffällig in ihren Unterkünften leben oder bei Bekannten unterkommen, bis sich eine dauerhafte, legale Lösung finden lässt. Viele Geflüchtete sind in den Lagern gezwungen, ihre sexuelle Orientierung geheimzuhalten, da sie sonst Gefahr laufen, von Mitbewohnern physisch und psychisch diskriminiert zu werden. Dies betrifft besonders Menschen aus dem arabischen und afrikanischen Raum, denn dort stehen nichtheterosexuelle Handlungen häufig unter Strafe. Heterosexuelle Geflüchtete legen während ihrer Flucht nicht einfach ihre Abneigung gegenüber LGBTIQ* ab.Das Verstecken der eigenen sexuellen Orientierung führt fast immer zur Isolation der Betroffenen, so dass sie häufig keinen Zugang zu Hilfsangeboten haben. Somit erleben sie vom Prinzip her die gleiche Situation wie in ihren Herkunftsländern. (Junge Welt)
Berlin nimmt fünf verfolgte Homosexuelle aus Tschetschenien auf
Innensenator Geisel sagte, damit solle ein Zeichen gegen Homophobie und Folter gesetzt werden. Die Aufnahme erfolge in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt aus dringenden humanitären Gründen. Die Betroffenen seien wegen ihrer sexuellen Orientierung auf besonders grausame Weise misshandelt worden. Im April hatte es Medienberichte über Festnahmen und Misshandlungen von mehr als 100 Schwulen in der autonomen russischen Republik gegeben (Deutschlandfunk).
„Ich werde euch töten“: Ich werde in Russland bedroht und soll trotzdem abgeschoben werden
Igor Popialkovskii und Pavel Tupikov sind vor drei Jahren aus Sankt Petersburg nach Bayern geflohen, weil Polizei und Nachbarn das schwule Paar drangsalierten. Doch trotz Todesdrohungen, Beschimpfungen und homophoben Gesetzen sollen sie Ende Juni nach Russland abgeschoben werden – Popialkovskii befürchtet das Schlimmste und schildert seine Geschichte in der Huffington Post.
… und Migration
Homosexuelle aus Balkan-Ländern: „In Deutschland haben wir keine Angst“
Auf dem Balkan gehört die Angst vor Gewalt und Diskriminierung für Angehörige der LGBTI-Gemeinschaft zum Alltag. Homosexuelle Paare halten ihr Liebesleben geheim. Haris und Lazar haben sogar ihre Heimatländer verlassen (Deutsche Welle).
… und Hassrede im Netz
Homophobie im Internet: Psychoterror gegen Homosexuelle
Weil er Schwule hasst, soll ein 29-jähriger Bremer monatelang homosexuelle Jugendliche terrorisiert haben. „Ziel war es stets, den jungen Männern Probleme zu bereiten und ihnen das Leben schwer zu machen“, berichtete ein Polizeisprecher am Montag. Die Staatsschutzabteilungen von Polizei und Staatsanwaltschaft eröffneten jetzt ein Verfahren gegen den 29-Jährigen wegen Bedrohung, Erpressung, Nachstellung, übler Nachrede, Nötigung, Internetbetrugs, Notruf-Missbrauchs, Fälschung und Ausspähung von Daten sowie „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen“. (Stuttgarter Nachrichten)
… und Angriffe
Berlin: Mann würgt Frau aus Homofeindlichkeit bis zur Bewusstlosigkeit
Ein 30-jähriger Mann soll in Mitte ein lesbisches Pärchen angegriffen und verletzt haben. Der mutmaßliche Täter habe die zwei Frauen am Sonntagnachmittag gegen 17 Uhr in der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße auf Englisch angesprochen, als sie auf einer Bank saßen. Als die 28-Jährige und ihre zwei Jahre ältere Partnerin kein Interesse an einem Gespräch zeigten, entfernte er sich zunächst, kehrte aber wenig später zurück. Wie die Polizei mitteilte, soll er sich vor der 30-Jährigen aufgebaut haben, die ihn schließlich beiseiteschob. Daraufhin soll der Mann der Frau ins Gesicht geschlagen und sie getreten haben. Als die jüngere Frau eingriff, warf ihr der 30-Jährige nach Polizeiangaben eine Flasche gegen den Kopf und würgte sie, bis sie zu Boden ging und kurzzeitig das Bewusstsein verlor. Erst zu Hilfe eilende Zeugen konnten die Frau aus dem Schwitzkasten befreien und den Angreifer bis zum Eintreffen der Polizei festhalten (Berliner Morgenpost).
Osnabrück und Wien: Küssen verboten
Osnabrück vor ein paar Tagen: Vier schwule Männer feiern fröhlich bis spät in die Nacht und landen in einer Kneipe. Als sich zwei der Männer küssen fliegen sie raus. Begründung des Wirtes: Homosexuelle sind keine normalen Menschen (Blu.fm) – selbiges passiert in Wien, ausgerechnet am Abend der Regenobenparade (ggg).
… und Entschädigung
Späte Rehabilitierung: Verurteilte Homosexuelle in Deutschland werden entschädigt
In der Nachkriegszeit in Deutschland verurteilte homosexuelle Männer werden rehabilitiert und entschädigt: Der Deutsche Bundestag verabschiedete am Donnerstag einstimmig ein Gesetz, das die Aufhebung der strafrechtlichen Urteile vorsieht, die in der Bundesrepublik und der DDR in den Nachkriegsjahrzehnten ergangen waren. Die Verurteilten sollen eine Entschädigung erhalten, die 3.000 Euro je aufgehobene Verurteilung plus 1.500 Euro je angefangenes Jahr in Haft beträgt. „Nach langen Jahren der Ignoranz wird einem Teil der Opfer staatlicher Verfolgung die Würde zurückgegeben“, erklärte Helmut Metzner aus dem Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD). „Es gibt aber bittere Wermutstropfen“, unter anderem sei die vorgesehene Entschädigung viel zu gering (Der Standard, vgl. Kritik bei Blu.fm)
… und Fußball
Als Zeichen gegen Homo- und Transfeindlichkeit tragen die Spielführer der deutschen und dänischen Mannschaften Regenbogen-Binden beim WM-Testspiel (Sport1, Zeitjung).
Nötig ist es: Homosexuelle haben es im Fußballumfeld immer noch nicht leicht (vgl. NW), wie wenige Tage später Kommentator Mehmet Scholl belegt, als er kommentiert: „Vielleicht kommt Cristiano Ronaldo ja wirklich in den Knast. Dann mache ich mir Sorgen, dass er als Miss September endet.“ (Welt).
Beim Confed-Cup wird die Mexikanische Mannschaft wegen der homofeindlichen Sprechgesänge ihrer Fans gerügt. Ob es wirkt? Der Verband hat schon 5 Mal wegen homofeindlichen Gesängen Strafe gezahlt (Süddeutsche).
… und russischer Fußball
„Putins homophobe Witze schaden unserem Land“
Robert Ustian ist russischer Fußballfan und Aktivist, der gegen Rassismus und Faschismus kämpft. Den westlichen Medien wirft er vor, die Probleme zu übertreiben (ZEIT, vgl. Deutschlandfunk Kultur)
… und Russland an sich
Gerichtshof für Menschenrechte Russland wegen Schwulenfeindlichkeit verurteilt
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Russland am Dienstag wegen des im Land geltenden Gesetzes zur „Homosexuellen-Propaganda“ verurteilt. Dieses Gesetz habe Schwulenfeindlichkeit in Russland gefördert und sei „unvereinbar mit den Werten einer demokratischen Gesellschaft“, urteilten die Straßburger Richter. Konkret verstößt es aus ihrer Sicht gegen die Meinungsfreiheit und das Diskriminierungsverbot. In Russland wird seit 2013 bestraft, wer sich in Anwesenheit Minderjähriger positiv über Homosexualität äußert (Berliner Zeitung, vgl. NZZ). Russland erkennt das Urteil nicht an.
… und Gay Panic
Die wollen Schwulenhasser nämlich empfinden, wenn sie homosexuelle Paare sehen. Seit Jahrzehnten haben homophobe Schläger Übergriffe auf Schwule in den USA mit „Gay Panic“ vor Gericht gerechtfertigt, also damit, dass sie als extrem heterosexuelle Männer mit einer „natürlichen“ Ablehnungsreaktion auf Homosexuelle reagieren würden und daher nicht für ihre Taten verantwortlich seien – und teilweise sogar mit Erfolg. Eine kürzlich im Fachmagazin „Psychology & Sexuality“ veröffentlichte Studie kommt aber zu dem Ergebnis, dass es bei homophoben Männern keine „Gay Panic“ als biologische Reaktion gibt (queer.de).
.. und die Ehe für alle
Ja, sie wird am 30.06.2017 endlich im Bundestag beschlossen, die Ehe für homosexuelle Paare. Nun sind sie endlich mit heterosexuellen Ehen gleichgestellt (SZ über alles, was jetzt neu ist). Die Kanzlerin stimmte dagegen. Befürworter feiern einen „Sieg für die Demokratie“ (ZEIT). Aktivisten erklären, warum sie keine Sektkorken knallen lassen, wenn sie jetzt Normalität bekommen (taz). Alle Homophoben sind schwer erschüttert (vgl. Queer.de, BTN). Die Übermedien erklären nochmal, wie aus der „Homoehe“ die „Ehe für alle“ wurde. Ein 16-Jähriger aus einer homosexuellen Familie erklärt es bei „Maybritt Illner“ der Welt und homofeindlichen Gesprächspartnern, warum sie sich grundgesetzwidrig und unmenschlich benehmen (rp-online).
Gender
… und Sprache ist immer ein Aufreger-Thema
Der Berliner Senat etwas findet nicht gut, dass in Anträgen an die Freie Universität nun alle Geschlechter sprachlich mitbedacht werden müssen (Berliner Morgenpost).Was spricht für Gender-Gap, Sternchen oder Binnen-I? Mephisto976 erklärt es (und auch noch, was wir gegen Alltagssexismus tun können).
… und Männer
Die FDP wettert eine Ungleichbehandlung der Männer qua „Genderideologie“ und gründet zum Kampfe dagegen die „Liberalen Männer gegen Gender“ (taz, BR).Vielleicht kann sie dazu die Süddeutsche Zeitung lesen, die sieht auch „Männlichkeit in der Krise“ (Spoiler: Kommt aber zu anderen Schlüssen).
Der Gleichstellungsbericht der bundesregierung kommt übrigens zu dem Schluss, dass Frauen weiterhin diskriminert sind in der Gesellschaft – anerkennen möchten das viele trotzdem nicht, mit den immer gleichen alten „Argumenten“ wie „ist eben so“ (Spiegel Online).
Kanada lässt die Gender fließen
Oh, wie schön ist Kanada. Das kanadische Parlament billigt den Schutz von Transgender – und wird damit zum Vorreiter für LGBTI-Rechte. Am Donnerstag billigte das kanadische Oberhaus in Ottawa ein Gesetz zum Schutz und zur Gleichberechtigung von Transgender. Das Unterhaus hatte schon im Herbst zugestimmt. Dabei geht es um Menschen, die sich mit ihrem Geburtsgeschlecht nur unzureichend oder gar nicht identifizieren. Das neue Gesetz schreibt jetzt erstmals fest, dass niemand vom Staat wegen seiner geschlechtlichen Identität oder seinem Geschlechtsausdruck benachteiligt werden darf. Hasspredigten gegenüber Transgender werden illegal. Verbrechen, die auf Vorurteilen oder gar Hass beruhen, werden härter bestraft. Durch das neue Gesetz werden immer mehr Einrichtungen und Regierungsgebäude geschlechterneutrale Toiletten einführen. Transgender-Beamte haben einen Anspruch auf einen diskriminierungsfreien Arbeitsplatz. Strafgefangene müssen gemäß ihrer Geschlechtsidentität untergebracht werden. Das Gesetz wird auch auf Behörden ausstrahlen: So sollen Inhaber von Reisepässen und Ausweisen künftig auch „neutrales Geschlecht“ wählen können (taz). Wer sich unter Transgender immer noch nicht viel vorstellen kann, schaut auf ZEIT.de und lernt: Es sind einfach Menschen, warum sollen sie sich verstellen müssen?
… und Hessen
Hessen legt einen Aktionsplan Akzeptanz und Vielfalt auf – mit Fortbildungsprogrammen für Jugendleiter, Lehrkräfte und Führungskräften in öffentlichen Ämtern erreichen, dass sexuelle Minderheiten wertgeschätzt werden. Ziel sei es, die Lebenssituation von Lesben, Schwulen und anderen Mitgliedern der LSBTIQ-Community zu verbessern und sie vor Diskriminierung zu schützen (Frankfurter Rundschau).
In Wiesbaden läuft aber auch schon wieder die „Demo für alle“ gegen Sexualkundeunterricht in der Schule Sturm. In der Allgemeinen Zeitung erklärt der grüne Landtagsabgeordnete Kai Klose, was an deren „Frühsexualisierungs“-Vorwürfen dran ist: Nichts. Zur Demo kommen zwischen 300 und 500 Menschen, zur Gegendemo um die 600 (Frankfurter Rundschau)
Sexismus
… und Uni
Kleidungstipps für Frauen auf der Einladung zur Absolventenfeier der Medizinischen Fakultät hat die belgische Hochschule Université libre de Bruxelles (ULB): „Von einem ästhetischen Gesichtspunkt aus betrachtet, wäre es vorzuziehen, wenn junge Frauen ein Kleid oder einen Rock und einen schönen Ausschnitt tragen.“ (NOZ)
Interessant auch eine Kampagne, die Studierende an die Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern bringen will: Sie wirbt mit dem Slogan „Oben ohne“ (gemeint ist z.b. ohne Massenandrang in Hörsälen), aber darauf ist grafisch ein Bikini-Oberteil montiert – der Rektor der Uni Rostock spricht von „sexistischer Effekthascherei“ (Ostsee-Zeitung)
Mehr zum Thema sexistische Werbung im Juni hier: pinkstinks.de (Bundesweites Gesetz gegen sexistische Werbung?), Spiegel Online (Kolumne Margarete Stokowski), Mephisto976 (Frauen als Deko).
… und Politik
Grober Sexismus von Boris Palmer?
Boris Palmer beim Nürnberger Städtetag zu Andrea Kübert, Würzburger Politikerin und auf Platz eins der „Die Partei“-Landesliste Bayern, nachdem er sich abfällig über „Die Partei“ geäußert hatte: „Was wollen Sie? Sie sind ein Mensch zweiter Klasse, wie eigentlich alle Frauen. Ja, ja, Hauptsache Titten“, woraufhin die Gruppe ihn „vom Tisch weggeschickt“ habe. Nico Wehnemann, Stadtverordneter „Die Partei“ in Frankfurt, hatte den möglichen Vorfall am 2. Juni auf Facebook öffentlich gemacht und auf seiner Seite diskutiert. Auf Nachfrage der FR teilte Andrea Kübert mit, selten so sprachlos gewesen zu sein. Mit Palmer, so Kübert, habe sie vorher in den sozialen Medien noch keinen Kontakt gehabt. Der streitet alles ab: Das hätten die „Partei“-Mitglieder gesagt, er habe es nur wiederholt. Eidesstattliche Erklärungen sagen etwa anderes (FR).
… und Unternehmen
Sexistische Unternehmenskultur bei Uber
Es gab auch Vorwürfe wegen arroganter Personalführung beim Transportunternehmen Uber, aber auch immer wieder wegen Sexismus (vgl. Blick, Süddeutsche). Mit einem Blogeintrag über systematische Diskriminierungen bei Uber hat eine ehemalige Programmiererin des Fahrdienstvermittlers eine Entlassungswelle ausgelöst: Ohnehin angeschlagen durch Skandale, Verfahren und die Konkurrenz sah sich Uber genötigt, interne Ermittlungen anzustoßen. Daraufhin wurden 20 Mitarbeiter entlassen, sieben hätten eine „letzte Warnung erhalten“ und 31 seien in Schulungen geschickt worden, teilte das Unternehmen mit. Es bestätigte damit entsprechende Berichte in US-Medien. In 57 Fällen seien die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen worden, hieß es weiter.
Außerdem gingen deshalb:
– CEO Travis Kalanick
– Kalanicks Vize, Emil Michael
– Uber-Direktor David Bonderman (wegen sexistischer Äußerungen auf Betriebsversammlung zum Thema Gleichberechtigung, Manager-Magazin, stern.de).
Anderswo gibt es das auch: In Mainz sucht das Magazin Stuz Praktikantinnen zum Kaffee kochen und mit dem Hintern wippen im Pünktchenkleid (Merkurist), in einen Kernkraftwerk in Tschechien sucht man Prakikantinnen in einem Bikini-Wettbewerb (Der Standard, Noizz). Und in Hollywood gilt „Fuckability“ als Auswahlkriterium für Schauspielerinnen (Der Standard).
Und dann belegt eine Umfrage bei deutschen Startups: Startup-Mitarbeiterinnen werden hierzulande mehr als doppelt so häufig belästigt wie Frauen in traditionellen Unternehmen. Das Institut Innofact hat 200 Mitarbeiterinnen von deutschen Startups danach befragt, ob sie an ihrem Arbeitsplatz sexuelle Belästigung erlebt hätten. Mehr als die Hälfte der Frauen antwortete für den Zeitraum der vergangenen zwölf Monate mit Ja. Von anzüglichen Kommentaren oder Witzen berichten demnach 54 Prozent der Befragten, 44 Prozent wurden von Kollegen „unangemessen angestarrt“. Knapp ein Drittel der Frauen in Startups wurde laut der Studie unerwünscht berührt, ein Fünftel gegen den Willen geküsst. 27 Prozent gaben an, sexuell eindeutige Emails erhalten zu haben. Belästigung am Arbeitsplatz ist laut der Studie, die die Bild am Sonntag beauftragte, bei Startups höher als in traditionellen Unternehmen, wo 28 Prozent der Befragten von unangebrachten Kommentaren und zwölf Prozent von unerwünschten Berührungen berichteten (Wired).
Techno mit Sexismus
Techno-Label Giegling aus Weimar hat einen sexistischen Chef. Label-Gründungsmitglied Konstantin sagt im Interview über Frauen in der elektronischen Musikszene: „Er empfände es als ungerecht, dass weibliche DJs zurzeit so sehr gefördert würden, obwohl sie seiner Meinung nach meist schlechter auflegten als Männer. Seiner Logik zufolge sei es demnach für Frauen wesentlich einfacher, als DJ erfolgreich zu werden, da die wenigen Frauen, die sich für das Auflegen interessierten, unverhältnismäßig gepusht würden“. Und weiter: „Frauen, die eine Karriere in dem von Männern dominierten DJ-Business anstrebten, würden ihre ‚weiblichen Qualitäten‘ verlieren und zusehends ‚vermännlichen‘.“ (Spiegel Online).
MEHR MENSCHENFEINDLICHKEIT AKTUELL, JUNI 2017:
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Überblick aller Berichte zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aktuell
Das Bild wurde auf Flickr von Marco Verch unter Creative Commons Lizenz 2.0 veröffentlicht.
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Überblick aller Berichte zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aktuell