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Kein schönes Wochenende für Nazis Wissenschaftler fordern Abschaffung des Rassebegriffs – und Hasbro bringt ein feministisches Monopoly heraus

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So sieht er aus, der Albtraum aller Antifeminist*innen: eine Frau im Jacket und mit Kaffee ("Miss Monopoly") statt des traditionellen Monopoly-Kapitalisten mit Zylinder.

Immer diese Wut! Wer sich als Teil des aussterbenden Abendlandes oder ähnlichem versteht, der muss sich in der heutigen Gesellschaft trotz Wahlerfolgen der AfD in der Regel jeden Tag aufregen. Dabei ist es ja auch egal, ob die Anlässe wichtig oder nichtig sind.

Aktuell ist die rechte Blase wieder einmal schwer aktiviert. Die „Welt“ macht ein inhaltliches Interview mit einer der Politikerinnen, die die Rechtsaußen-Internetwelt mit am meisten hasst, Sawsan Chebli. Die Hater*innen überschlagen sich vor Geifer, wie Chebli auf Twitter berichtet (Achtung, Triggerwarnung für den Thread – sie postet einige Beispiele):

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Dabei ist in ihrer Twitterkommentaren alles von offenen Beleidigungen bis zu gönnerhaftem „Benehmen Sie sich mal“ alles vorhanden, was vor allem Mann in so einem Fall zu bieten hat. Auch das hier kam vor:

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Liebe Frau Chebli, bitte bleiben Sie stark. Auch wenn diese verrohte Social-Media-Debattenkultur wahrhaft schwer zu ertragen ist, selbst bereits beim Mitlesen.

Schluss mit einem rassistischen Wissenschaftsbegriff

Und dabei gab es zuvor noch weitere Themen, die die Rechtsaußen-Blase erzürnten. Etwa die „Jenaer Erklärung“: Professoren und Wissenschaftler*innen der Zoologie und Evolutionsforschung der Friedrich-Schiller-Universität Jena sprechen sich dafür aus, den Begriff „Rasse“ in Bezug auf Menschen nicht mehr zu verwenden, weil es  biologisch gesehen keine Menschenrassen gibt. Der Begriff ist inhaltlich — sachlich und fachlich — sinnleer. Deshalb zeigen sie auf:

Die Idee der Existenz von Menschenrassen war von Anfang an mit einer Bewertung dieser vermeintlichen Rassen verknüpft, ja die Vorstellung der unterschiedlichen Wertigkeit von Menschengruppen ging der vermeintlich wissenschaftlichen Beschäftigung voraus. Die vorrangig biologische Begründung von Menschengruppen als Rassen –etwa aufgrund der Hautfarbe, Augen-oder Schädelform – hat zur Verfolgung, Versklavung und Ermordung von Abermillionen von Menschen geführt. Auch heute noch wird der Begriff Rasse im Zusammenhang mit menschlichen Gruppen vielfach verwendet. Es gibt hierfür aber keine biologische Begründung und tatsächlich hat es diese auch nie gegeben. Das Konzept der Rasse ist das Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung.

Es folgt eine ausführliche Begründung und die Forderung:

Der Nichtgebrauch des Begriffes Rasse sollte heute und zukünftig zur wissenschaftlichen Redlichkeit gehören.

Dies gefällt Menschen, die Unterschiede und unterschiedliche Wertigkeiten zwischen Menschen zur Begründung ihres Rassismus und ihrer politischen Ideologie brauchen, naturgemäß nicht. Einige von ihnen sind etwa Leser*innen der neurechten „Jungen Freiheit“. Die dortige Kommentarspalte zu besuchen zeigt, wie sie mit einer wissenschaftlichen Erklärung umzugehen verstehen:

  • Lügen-Wissenschaft!

„Diese ‚Biologen‘ haben sich als Naturwissenschaftler disqualifiziert. Die sind nicht ernst zu nehmen.“

„Wenn all dies künftig aus ideologischen Gründen geleugnet wird, ist das natürlich ein großer ‚Fortschritt‘ für die Medizin. Wir werden von Idioten regiert und alle Idioten machen mit. Nochmals widerlich, diese ‚Wissenschaftler’“.

„Demnächst setzen diese Ideologen noch Darwin und Mendel auf den Index. Selbstverständlich gab und gibt es Rassen und mit einer begrifflichen Abschaffung würde sich freilich die Natur nicht ändern.“

„Was ist die Absicht der Genetiker? Wie beweist man wissenschaftlich sein Volk weg!“

Dabei haben die Wissenschaftler*innen nur über den Begriff „Rasse“ und seine biologische Sinnentlernheit gesprochen.

  • Andere haben auch schon „Rasse“ gesagt!

„Dr. Faust“ postet ein „malaiisches Sinngedicht“, das ebenfalls von „Rassen“ spricht, auch ein Werk von Clemens von Brentano wird angeführt und ein Text des der britischen Premiers der 1920er Jahre, Stanley Baldwin.

Dass all diese Texte auch im Kontext und im Diskursstand ihrer Zeit entstanden sind und somit keine „Beweise“ sind, sondern nur Ausdruck der damaligen rassistischen Debatte, wird hier nicht verstanden.

  • Was ist dann mit „Rassismus gegen Weiße“?

„Und dann lese ich diese Überschrift: ‚Lincolnshire – Zu weiß und zu männlich: Feuerwehr tauscht Maskottchen aus‘. Rassismus gegen die Weißen von Weißen initiiert. Es waren Weiße auf Demonstrationen in den 60ern für die Rechte der Schwarzen in den USA. Wie nennt man sowas, wenn man sich selbst tötet? Selbstmörder? 12 % der Erdbevölkerung ist noch weiß. Aber auch die müssen verschwinden.“

„Ich sehe unseren Autorassismus („wir sind an allem schuld!“) als den für uns gefährlichsten Rassismus an. Wer Napalm auf Sachsen regnen lassen will ist Rassist mit der Lizenz zum Selbstmord!“

Interessanterweise hier also die Spielart: Rassismus von Weißen gegen Weiße. Wie das möglich sein soll, wissen nur die Poster*innen.

Studien zur Erdbevölkerung haben keine Kategorie von „weißen“ Menschen, woher also diese Zahl von 12% kommen soll, ist unklar.

  • Und was ist mit Hautfarben, Unterschieden zwischen Männern und Frauen, Krankheitsbildern, Begabungen usw.?

Die Wissenschaftler verneinen überhaupt nicht, dass es Unterschiede zwischen Menschen gibt. Sie weisen nur daraufhin, dass die Kategorisierung von Menschen in „Rassen“ ein willkürliches Konstrukt ist, weil es beispielsweise oft innerhalb einer vermeintlichen „Rasse“ mehr biologische Unterschiede gibt als zwischen den Menschen, die durch die Klassifizierung getrennt werden. Und dass diese Einteilung als Begründung für Diskriminierung, Leid und Ausbeutung diente.

  • Und andere entdecken vermeintliche Nützlichkeiten für die eigenen Themen.:

„Dann streichen wir doch einfach auch den Begriff ‚Klima‘ – damit wäre dann auch dieses Problem aus der Welt geschafft.“

„Wenn man Frauenarztpraxen u. Frauenkliniken verbieten würde , hätte man allein in Deutschland Abermillionen Kinder mehr u. sehr viele Probleme weniger.“

„Was kommt als nächstes? Einfach das Wort ‚Tod‘ streichen – und es gibt ihn nicht mehr?“

Nehmen wir es als Beleg, dass hier offenkundig keine Wissenschaftler*innen debattieren.

Das feministische Monopoly macht viel Angst

Manchmal erzeugen allerdings noch banalere Diskussionen noch stärkere Emotionen. Dies ist der Fall bei „Ms. Monopoly“, einer feministischen Version des Spiele-Klassikers „Monopoly“, den der Spielehersteller Hasbro auf den Markt bringt.

Die Grundidee ist überzeugend: In der realen Welt gibt es einen Gender Pay Gap von rund 20 Prozent – das heißt, Frauen verdienen für die gleiche Arbeit im Schnitt 20 Prozent weniger als Männer. Diesen Gender Pay Gap erhalten Spielerinnen bei „Ms. Monopoly“ als Bonus auf Startgeld und Jahreseinnahmen – dann können die männlichen Mitspieler herausfinden, wie fair sie das finden. Statt Straßen und Hotels werden Unternehmen erworben, die auf Erfindungen von Frauen beruhen. „Auf diese Weise können Familien über das sprechen, was um sie herum geschieht“, sagt Jen Boswinkel, globale Markenverantwortliche Monopoly bei Hasbro. „Das ist ein einfacher Weg, um den Kindern – Mädchen und Jungen – zu erklären, was sie im Laufe der Jahre vielleicht erlebt haben.“

Kurzum: Es geht um eine Spielvariante, die Menschen sich anschaffen können – oder auch nicht, wenn sie ihnen nicht gefällt. Weder wird das klassische Monopoly abgeschafft noch gibt es eine Pflicht, feministisches Monopoly zu spielen. Doch die Aufregung kennt keine Grenzen.

IB-Aktivist Martin Sellner sieht im feministischen Monopoly den „Weltuntergang“.

Martin Sellner, Online-Aktivist der „Identitären Bewegung“,  schießt dabei den Vogel ab. Eine „Abscheulichkeit“ sei das Spiel, sexistisch und unfair! Dann versucht Sellner, lang und breit herumzurechnen, um den Gender-Pay-Gap als vermeintliche Lüge zu klassifizieren, andererseits aber kund zu tun, dass Männer ja auch mehr verdienen würden, weil sie viel mehr am Arbeitsplatz sind als Frauen und mehr Burnout bekommen. Logik ist ein schwieriges Feld. Dann aber kommt er zum geheimen Plan hinter „Ms. Monopoly“, den vielleicht nur er durchschaut: Es sei Ausdruck einer „universalitischen, egalitaristischen und globalistischen Agenda“, die Männer und Frauen gegeneinander aufbringen wolle. Warum? Um am Ende „geschlechtslose Konsumdronen“ aus uns allen zu machen. Das Spiel sei „eine großartige Katastrophe und eine Versuchsanstalt für den Weltuntergang.“ Unter dem Weltuntergang macht es die fragile Männlichkeit offenkundig nicht. Und Sie dachten vielleicht, es sei nur ein Brettspiel.

Auch viele andere rechte YouTuber haben zum Thema „Miss Monopoly“ gedreht. Ein empörter Aktivist hat sich die Mühe gemacht, unter jedes dieser Videos seinen Satz zu setzen: „Feminismus ist eine geistige Pest die sich auf der Welt ausbreitet und wegradiert werden muss !!“ (sic!) Ob er dabei einen schönen Tag hatte, sei dahingestellt.

Für die AfD ist „Ms. Monopoly“ natürlich auch ein Thema:

 

AfD zu „Ms. Monopoly“: SEXISMUS!

Und so sieht die Debatte darunter aus:

Aber auch in den Kommentarspalten großer Medien schlägt sich die Empörung Bann – nur hat sie dort anderer Folgen. Bei der „Zeit“ etwa wurde bei jedem zweiten Beitrag wegen Unsachlichkeit um eine Neuformulierung gebeten, die dann offenkundig nicht erfolgte – auf der Facebook-Seite der ZEIT und den Kommentaren unter dem Artikel ahnt man, wieso – allerdings gibt es auch sachliche Kritik am Konzept. Bei der „Welt“ wurde die Kommentarspalte gleich komplett geschlossen, ebenso beim „Focus“. Auf der Facebook-Seite des amerikanischen Monopoly gibt es unter dem Post, der das Spiel bewirbt, rund 1.400 größtenteils empörte Kommentare. Dort das Social Media Management zu machen, ist sicher anstrengend – andererseits hat der Konzern marketingtechnisch offenbar alles richtig gemacht und zugleich gesellschaftliche Debatten mit einem Brettspiel angestoßen.

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