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Künstliche Intelligenz Wie rechts ist die KI-Ästhetik?

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Dieses Bild wird von ChatGPT generiert, wenn man nach einem Bild von einer „deutschen Hausfrau bei der Arbeit“ fragt.

Der folgende Artikel ist zuerst bei tante erschienen.

In der taz argumentiert Annekathrin Kohout, man dürfe „KI“-Kunst und Bildgeneratoren nicht nur mit rechtem Gedankengut assoziieren, es nicht „den Rechten“ überlassen: „Wer KI-Bilder vorschnell als ‚rechts‘ abtut, verkennt ihre eigentliche Sprengkraft. Sie sind Ausdruck einer kollektiven visuellen Imagination und kraftvolle ‚Wunschmaschinen‘

Ich glaube, dieser Beitrag verkennt ein wenig, warum diese Assoziation mit rechter Ideologie so stark und prägend ist und weshalb man hier eben nicht ein Werkzeug hat, welches auch für Linke ergiebig ist. Wie Gareth Watkins in seinem vielbeachteten Essay „AI: The New Aesthetics of Fascism“ schreibt:

The right loves AI-generated imagery. In a short time, a full half of the political spectrum has collectively fallen for the glossy, disturbing visuals created by generative AI. Despite its proponents having little love, or talent, for any form of artistic expression, right wing visual culture once ranged from memorable election-year posters to ‘terrorwave’. Today it is slop, almost totally. Why? To understand it, we must consider the right’s hatred of working people, its (more than) mutual embrace of the tech industry and, primarily, its profound rejection of Enlightenment humanism.

„KI”-Bildgeneratoren sind strukturell, fundamental eine Gegenbewegung gegen die kreative Autonomie von Menschen. Ihre gesellschaftliche Relevanz leitet sich einerseits ab aus Versprechen von hoher Produktivität (schneller Content erzeugen) wie auch in ihrer Entmachtung der Kreativen selbst: Nicht nur basieren diese Systeme auf unbegreifbaren Mengen von nicht lizensierten und oft gegen den Willen der ursprünglichen Künstler*innen akkumulierten Daten, die in einem Statistiksystem geronnen zur weiteren Ausbeutung durch kommerzielle Anbieter verwendet werden. Die Behauptungen von „Demokratisierung” reduzieren sich bei genauerer Analyse meist nur als mangelnde Wertschätzung der erarbeiteten Kompetenzen der Künstler*innen, als Abwertung derer, die ihr Leben damit „verschwenden“, Kompetenzen in Fähigkeiten auszubilden, die nicht in STEM Wissenschaften unterrichtet werden. Es ist die Behauptung, dass kreative Arbeit eh wertlos ist. Und damit natürlich explizit gegen Kreativarbeiter*innen ausgerichtet.

Kreative erzeugen aber ja nicht nur Grafiken für Werbespots oder LinkedIn Posts, die in 5 Zeilen eine komplette Psychoanalyse des/der Postenden erlauben: Sie sind ja oft zentrale Akteure in Prozessen der „visuellen Imagination“. Künstler schaffen eben Kunst. Und diese scheinbar triviale Aussage wird im ursprünglichen Text negiert.

Kunst ist mehr als reines Handwerk. Visuelle Künstler*innen lernen nicht nur den Umgang mit Werkzeugen und Materialien, sie entwickeln auch meist eine eigene Handschrift, einen eignen Zugang. Dieser ist immer auch beeinflusst durch andere Künstler*innen, aber wird trotzdem geprägt durch die eigene Geschichte, das eigene Erleben. Kunst die uns bewegt ist anders, und das muss gar nicht unbedingt nur visuell sein sondern kann sich auch im Framing der Arbeit finden oder in der Art wie sie sich politisch präsentiert.

Dieses Bild zeigt ChatGPT beim Prompt „generiere mir ein Bild von einer kenianischen Hausfrau“.
… und dieses beim Prompt „generiere mir ein Bild von einer mexikanischen Hausfrau“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildgeneratoren nehmen diese Prozesse der persönlichen Entwicklung und Bildung aus dem Spiel: Niemand muss mehr die Welt erleben und durch Bilder reflektieren, jede*r kann einfach eine durchschnittliche Mainstreamvisualisierung in dem üblichen KI-Generator Hyperpop Look machen. Doch gerade wenn es darum geht, über die Zukunft, über Visionen und Wünsche zu sprechen ist ja die Auseinandersetzung das, was zu interessanten Ergebnissen führt. Klar kann man sowas hinbehaupten für KI-Prozesse aber ist „Ich formuliere mein Prompt 13 mal um, damit ich ein Bild erzeuge, das ich nett finde” wirklich dasselbe wie die den Denkprozess permanent verändernde langsame, schrittweise, oft in Kommunikationsprozesse eingbettete Arbeit am Thema? Ohne in zu viel Nostaligie zu verfallen: Die Ergebnisse von „KI”-Bildgeneratoren erkennt man 10KM gegen den Wind, eben weil sie so aussehen wie sie aussehen. Durchschnittlich, immer mit dem Gefühl „das habe ich schon mal gesehen”.

Doch gerade wenn man über das Entwickeln von Zukunftsoptionen nachdenkt, reicht da „das hier ist die Hyperpop Version der durschnittlichsten vergangenen Dinge, die zu deinem Prompt schon mal gemacht wurden”? Die konservative, koloniale, weiße Vergangenheit, die die Trainingsdaten immer noch dominiert, immer wieder zu erbrechen erscheint mir eher nicht links zu sein. Welche politische Richtung hat denn die Rückkehr zu einer diffusen Vergangenheit als Kern ihrer Ideologie? Richtig, der Faschismus.

Bildgeneratoren sind – wie jede Technologie – nicht neutral. Und ihr Bias is klar in eine Richtung: Einerseits durch ihre technische Struktur, die auf Reproduktion von Vergangenheit ausgelegt ist und andererseits durch den politischen Kontext ihres Einsatzes, der Arbeiter*innen entmachten und sie damit ökonomisch und politisch kalt stellen will.

Für Linke ist in KI Bildgeneratoren aktueller Prägung sehr wenig zu holen, ich würde sogar so weit gehen, dass die Ablehnung und der Widerstand gegen KI Bildgeneratoren gelebter Antifaschismus ist. Oder um es mit Dan McQuillan (Autor von „Resisting AI“) zu sagen: „We come to bury ChatGPT, not to praise it.

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WK TW Aufm

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