Die völkische Szene ist heute sehr ausdifferenziert. Neben jungen Familien, die sich im ländlichen Raum „ansiedeln“, existieren alteingesessene völkische „Sippen“, die seit Generationen an ihrem Wohnort leben und die rechtsextreme Einstellung über die Jahr-zehnte hinweg bewahrt haben. Zusätzlich zu diesen Familien-strukturen besteht die Szene aus Verlagen, Vereinen und Organisationen, die Vorträge, Tagungen und Zusammenkünfte wie völkische Lieder-abende, Volkstanztreffen, Mai- und Sonnenwendfei-ern organisieren. Gruppen wie die Artamanen oder die „Ludendorffer“ laden die rassistische und antisemi-tische Ideologie zudem mit heidnisch-germanischer und naturreligiöser Spiritualität auf. Dabei beziehen sie sich auf das Germanentum, in welchem sie den Ursprung des deutschen Volkes sehen. Deshalb werden Feste nach vermeintlich germanischem Ritual gefeiert und Kinder mit germa-nischen Namen benannt.
Völkische Strukturen gibt es in ganz Deutschland. In den letzten Jahren haben sich völkische Rechtsextreme vielzählig im Nordosten Niedersachsens niedergelassen. Im Gebiet um Lüneburg und Uelzen lebten bereits zahlreiche völkische Sippen, die die Neuankömmlinge willkommen hießen. In den letzten Jahren kamen immer mehr sogenannte „Familienlandsitze“ der völkisch-esoterischen Anastasia-Bewegung hinzu.Völkische Strukturen gibt es im ganzen deutschsprachigem Raum – teils zugezogen, teils leben sie seit Jahrzehnten in den selben Ortschaften.
Vernetzung innerhalb der rechtsextremen Szene
Auch wenn nicht alle rechtsextremen Akteur*innen selbst das Ziel verfolgen, sich auf dem Land anzusiedeln, wird der Gedanke der völkischen Landnahme in der Szene positiv aufgenommen und unterstützt. So appellierte der rechtsextreme Publizist Götz Kubitschek 2007 in seiner Zeitschrift Sezession direkt an junge Familien, leerstehende Gehöfte aufzukaufen und als „Anführer vor Ort“ gemeinsam mit den „jungen Männern“ aus rechtsextremen Kameradschaften im Sinne des „Nationalen Sozialismus“ „etwas aufzubauen“.
Die rechte Kampagnenplattform „Ein Prozent für unser Land“ griff den Impuls Kubitscheks in den letzten Jahren auf und ermunterte junge „Pioniere“ mit Unterstützung der Organisation zur „patriotischen Raumnahme“ „um landwirtschaftliche Projekte herum“. Zuletzt entstand mit der Initiative „Zusammenrü-cken in Mitteldeutschland“ eine neue Gruppierung, die dazu auffordert, von „den multiethnischen Gebieten Westdeutschlands in die noch weitestgehend autochthon geprägten Regionen Mitteldeutschlands“ zu ziehen, um dort „eine Zukunft unter Deut-schen aufzubauen“.
Der Erfolg der Vernetzung innerhalb der rechtsextremen Szene zeigt sich an der Teilnahme von Politiker*innen der NPD und der AfD an Feiern der völkischen Sippen sowie an den engen Bezie-hungen zu Reichsbürger*innen und völkischen Esoteriker*innen.
Die neue Broschüre „Land Unter? Handlungsempfehlungen zum Umgang mit völkischen Siedler*innen“ können Sie hier bestellen und herunterladen.