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Leipziger Buchmesse Der rechte Hype ist vorbei

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Diskussion von "Verlage gegen rechts" auf der Leipziger Buchmesse. (Quelle: T. Mönch)

In der hintersten Ecke von Halle 3 herrscht deutlich weniger Andrang als in anderen Teilen der Leipziger Buchmesse. Dort sind neben einem Antiquariat die Stände des neurechten Magazins „Compact“ von Jürgen Elsässer sowie der Gemeinschaftsstand der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ und dem Verein „Europa Terra Nostra“ zu finden. An dem kleinen Stand begrüßt NPD-Bundesvorstandsmitglied Sascha Roßmüller freudig den gerade erst als Mitglied der „Weiße Wölfe Terrorcrew“ verurteilten Andreas G. aus Bamberg per Handschlag. Doch bis auf einige weitere Neonazis wie den NPD-Vorsitzenden Frank Franz oder den NPD-Spitzenkandidat für die sächsische Landtagswahl Peter Schreiber verirren sich kaum Besucher zu dem Stand.

Peter Schreiber und Sascha Roßmüller (rechts und rechter) am Stand von „Europa Terra Nostra“ auf der Leipziger Buchmesse.

Auch bei den beiden Veranstaltungen von „Europa Terra Nostra“ waren hauptsächlich stramm rechte Besucher anwesend. Auf Einladung des Vereins stellten der Kölner Blogger mit ghanaischen Wurzeln, Nana Domena, und der Gitarrist der Rechtsrockband Stahlgewitter, Frank Kraemer, ihren gemeinsamen Videoblog „Nationalismus trifft Multikulti“ vor. Kraemer stellte gleichzeitig sein neues Buch vor und glänzte mit weichgespültem Nationalismus, während Domena das Publikum mit schlechten Witzen über die eigene Hautfarbe und Vorurteilen über nichtintegrierbare Migranten zu begeistern wusste. Im Anschluss stellte der NPD-Politiker Sascha Roßmüller sein Buch über Geopolitik vor einem gelangweilt wirkenden Publikum vor.

„Stahlgewitter“-Gitarrist Frank Kraemer schreibt jetzt auch noch Bücher. Präsentation auf der Leipziger Buchmesse.
NPD-Politiker und Bandidos-Mitglied Sascha Roßmüller – nun auch Autor über „Geopolitik“

Spontaner Boykott hindert rechten Verlag am Verkauf

Schon zu Beginn der Veranstaltung hatte Moderator Peter Schreiber sich über die Kassenmitarbeiter der Messe beschwert, die den NPD-nahen Stand boykottiert hatten. Auf der Leipziger Buchmesse läuft der Verkauf der angebotenen Bücher über ein zentrales Kassensystem, bei dem den Mitarbeitern einige Stände zugeteilt werden. Ein junger Verkäufer, dem der Stand von „Europa Terra Nostra“ zugeteilt worden war, merkte schnell, was für Bücher er da abkassieren sollte. Gegenüber belltower.news erklärte er, dass er sich daraufhin geweigert habe, diesen Stand zu betreuen, was bei seiner Vorgesetzten auf Verständnis gestoßen sei. Weitere Mitarbeiter*innen hätten sich daraufhin ebenfalls geweigert, weshalb es für den extrem rechten Stand keine Betreuung gegeben habe.

Die Neue Rechte ist weitergezogen

Bis auf einige Mitglieder der sogenannten „Identitären Bewegung“ um den Leipziger Alexander „Malenki“ Kleine, die versuchten, eine Podiumsdiskussion über den Umgang mit rechten Verlagen auf der Buchmesse zu stören, waren die bekannten Vertreter der Neuen Rechten um Götz Kubitschek und den Antaios Verlag nicht auf der Buchmesse vertreten. Bereits letzte Woche hatten sie eine eigene rechte Miniaturbuchmesse im „identitären Hausprojekt“ in Halle organisiert, bei der neben Kubitschek auch die Verlage die Verlage „Manusciptum“, „Jungeuropa“ und „Renovamen“ sowie die Zeitschrift „Sezession“ anwesend waren.

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Grund für das Fehlen dürfte der misslungene Auftritt von Kubitschek auf der Frankfurter Buchmesse sein, dem es dort nicht gelungen war, sich wie gewünscht zu inszenieren.
Auch bei Nikolai Nerling, dem selbsternannten „Volkslehrer“, lief die eigene Inszenierung ins Leere. Wie die Leipziger Internetzeitung berichtete, gab es gegen den Berliner mehrere Beschwerden nachdem er mit laufender Kamera versucht hatte, Veranstaltungen zu stören. Die Buchmesse erteilte dem Freund von Holocaustleugnern daraufhin Hausverbot.

[Bild 9: Stand des Verein für deutsche Sprache]

Stand des „Verein für deutsche Sprache“, der sich u.a. gegen geschlechtergerechte Sprache engagiert.

Neben den Verlagen der neuen und alten Rechten fanden sich auf der Buchmesse auch extrem konservative Aussteller, wie der „Verein für deutsche Sprache“ der sich gegen englische Worte und geschlechterneutrale Sprache wendet. Der Verein hatte in der vergangenen Woche mit einer Petition gegen „Gendergaga“ für einige Aufregung gesorgt. Am Stand zeigte sich wie fließend die Übergänge zwischen Konservatismus und extremer Rechte sind, als ein Besucher im Stile antisemitischer Verschwörungstheorien George Soros für die gegenderte Sprache verantwortlich machte.

Um den Rechten nicht die Messe zu überlassen und stattdessen eigene Akzente zu setzen, hatte die Initiative „Verlage gegen Rechts“ bereits zur Messe-Eröffnung am Mittwoch eine Demonstration organisiert. Zudem gab es im Verlauf der Messe verschiedene Veranstaltungen und Lesungen. Die Leiterin von „Verlage gegen Rechts“ betonte bei einer Podiumsdiskussion, dass die Neue Rechte in den vergangenen Jahren einerseits das Ziel gehabt habe über Provokation Aufmerksamkeit zu generieren und andererseits die Messe als Ort der Vernetzung genutzt habe. Dass dieses Jahr weniger rechte Verlage anwesend gewesen seien, sei als Erfolg zu werten. Es sei gelungen das Handeln der Rechten zu skandalisieren und man für eine Politisierung der Messe gesorgt habe.

Weitere Aktionen gegen Rechts auf und um die Buchmesse:

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Und das gab es auch noch. Die Buchmesse entschuldigte sich später.

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