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Machtkampf in Anklam

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Der Bürgermeister von Anklam, Michael Galander, hatte sich noch bemüht, die letzten ?Kein Ort für Neonazis?-Plakate wieder aufzuhängen. Als Reaktion auf die angekündigte NPD-Demonstration ?Gegen kinderfeindliche Bonzen ? für eine lebenswerte Zukunft in unserer Heimat ? Freiheit statt BRD? hatte er 100 Plakate und 10.000 Postkarten mit der Aufschrift ?Kein Ort für Neonazis in Anklam? drucken und verteilen lassen. In der Nacht zum Samstag wurden die Plakate entlang der Demonstrationsstrecke der Neonazis jedoch zerstört, verbrannt oder beschmiert. Mit den Plakaten sollte ein Zeichen gesetzt werden. Die Hansestadt Anklam stellt sich gegen die NPD – doch vergebens: Am Samstag marschierten drei Stunden lang 230 Neonazis durch die Straßen von Anklam. Keine Gegendemonstranten waren zu sehen. Vereinzelt applaudierten Bürger am Straßenrand dem Aufmarsch zu.

Was in Anklam gerade abläuft wird immer mehr zu einer Art Machtkampf zwischen einerseits engagierten Bürgerinnen und Bürgern um den Bürgermeister Michael Galander und der rechtsextremen Szene in Mecklenburg-Vorpommern. Galander hat täglich mit ihnen zu tun, zwei Vertreter der NPD sitzen in der Stadtversammlung. Von vielen Bürgerinnen und Bürgern wird die NPD als eine Partei wie jede andere wahrgenommen. Anklam gilt seit langem als Hochburg der rechtsextremen Szene. Doch nun versucht sich die Stadt Anklam, allen voran Bürgermeister Galander, deutlich gegen die Rechtsextremen zu positionieren: Zunächst mit der Absage des NPD Kinderfestes und nun durch das Aufhängen der Plakate entlang der Demonstrationsstrecke. Galander wollte den Demonstranten zeigen, dass Anklam kein Ort für Neonazis ist. Allerdings zogen sie ihm einen Strich durch die Rechnung und zerstörten die Plakate über Nacht. Zunehmend wird Galander auf rechtsextremen Internetplattforen diffamiert. Er wird immer mehr zur Zielscheibe der Nazis, die Anklam schon als ?national befreite Zone? gesehen haben.

Wo waren die Gegendemonstranten? Bis letzten Mittwoch hatte ein antifaschistisches Bündnis noch zu einer Gegendemonstration aufgerufen. Dann wurden jedoch beide Demonstrationen, sowohl die der NPD als auch die der Antifaschisten, verboten. Der Grund: die Demonstrationen würden eine Gefährdung der Öffentlichen Sicherheit und Ordnung darstellen. Den weiteren Verlauf bezeichnet die Antifaschisten in einer Pressemitteilung als ?verwaltungstechnischen Hick-Hack?: Die Demonstrationen wurden einen Tag nach dem Verbot doch genehmigt. Dennoch beließ das antifaschistische Bündnis es bei der Absage der Demo: ?Aus Erfahrung ist es bei einer derart undurchsichtigen Rechtslage nicht unwahrscheinlich, dass wir am Ort des Geschehens direkt wieder nach Hause geschickt werden.? so Pressesprecherin Petra Seyer ?Unsere Demonstration kann daher unter diesen Umständen nicht stattfinden.?

Die Stadtversammlung rief nicht zur Demonstration gegen den Nazi-Aufmarsch auf. Bürgermeister Galander gab den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt lediglich den Rat, Fenster und Türen an diesem Tag geschlossen zu halten und den Neonazis mit Ignoranz zu begegnen. Dass dies keine Taktik ist mit der man ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen kann, sollte jedoch mittlerweile klar sein! An dem Friedensgottesdienst, der am morgen der Demonstration stattfand, nahmen lediglich 40 Personen teil sowie später auch an der so genannten Jungbürgerversammlung, die auch nur von 40 Jungwählern besucht wurde. Die Neonazis sehen sich nach Samstag bestärkt und bezeichnen Anklam auf ihrer Internetseite als ?nationalen Leuchtturm?. Zudem kündigten Sie für jeden Samstag im September ein Kinderfest in Mecklenburg-Vorpommern an. Die Bilanz von letztem Samstag ist entmutigend. Jedoch sollte dies als ein Aufruf gesehen werden. Es muss möglich sein, dass sich die demokratischen Vertreter der Stadt, gemeinsam mit antifaschistischen Gruppen und Bürgerinnen und Bürgern gegen Neonazis stellen um ein Debakel wie in Anklam zu verhindern!

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